Schränkt der geplante Lift der Karl-Rahner-Akademie die Barrierefreiheit der Allgemeinheit ein? Das sagt zumindest die städtische Verwaltung.
Bauverwaltungsamt lehnt abKölner Karl-Rahner-Akademie kämpft für barrierefreien Eingang
Die Karl-Rahner-Akademie will ihren Eingang barrierefrei umgestalten, das Bauverwaltungsamt lehnt das bisher ab. Nach jahrelanger Planung erhielt Werner Höbsch, Vorsitzender des Trägervereins der Akademie, eine Ablehnung der Stadt. Die Gründe hält er für nicht nachvollziehbar. „Für uns ist ganz wichtig, dass Barrierefreiheit kein Luxus ist. Sie ist Voraussetzung für Teilhabe“, sagt Höbsch in den Räumen der Akademie in der Jabachstraße in der Innenstadt.
Das Katholische Männerwerk, Vorgänger der heutigen Akademie mit Diskussionsforum und Kursangeboten, errichtete das „Haus der Begegnung“ gegenüber von St. Cäcilien nahe dem Neumarkt in den 1950ern nach den Plänen des Kölner Architekten Karl Band. Heute steht es unter Denkmalschutz, was solche Vorhaben erschweren kann. Aber das Amt für Denkmalschutz hat im Frühjahr bereits zugestimmt. Auch die Finanzierung des 27.000 Euro geplanten Plattformlifts ist durch Förderungen von Stiftungen, dem Erzbistum und Privatspenden gesichert. „Wir waren vollkommen überrascht“, sagt auch Akademieleiter Norbert Bauer über die jetzige Ablehnung.
Barrierefreie Lösung würde 31 Zentimeter auf den Bürgersteig ragen
Sie erfolgte in zwei Mails einer Mitarbeiterin des Amts der Stadt Köln, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegen. Darin heißt es: Die Barrierefreiheit zu dem Gebäude könne „nicht zulasten der Barrierefreiheit für jedermann gehen“. Die Stadt Köln habe ein Interesse an der geordneten Nutzung des öffentlichen Straßenlandes, Gehwege seien „frei von privaten Mobiliar“ zu halten. „Besonders die Straßen im Altstadtbereich müssen wegen des hohen Besucheraufkommens in der gesamten Breite zur Verfügung stehen.“
Die Akademie strebt eine Plattform an, die rechts an der Treppe vom Bürgersteig um die Eingangsecke hochfährt. Wird der Lift nicht genutzt, parkt er hochgeklappt an der Fassade auf dem Bürgersteig. Dann ragt er nach Plänen des Architekten Peter Altgassen 31 Zentimeter auf den Gehweg. Übrig bleibt laut seiner Berechnung eine immer noch 2,20 Meter breite Fläche auf dem Bürgersteig. Ausgefahren wird die Liftplattform nur auf Anfrage und selbst dann bleibe eine Nutzung des Gehwegs auf eineinhalb Metern möglich, so erklärt Werner Höbsch. Das übertrifft laut des Architekten sogar die DIN-Norm. Die Akademie sieht die Barrierefreiheit der Allgemeinheit daher nicht eingeschränkt.
Auch die Bezeichnung des Lifts als privates Mobiliar empört Vorstand Höbsch. Das „unabhängige katholische Forum“, so nennt es die Stadt, ist in privater Trägerschaft, die Räume vermietet sie. Aber Höbsch sagt: „Wir sind auch ein Ort der Begegnung für die Kölner Öffentlichkeit.“ Das Gebäude ist von innen bereits mit Aufzug und umgebauten Toiletten barrierefrei. Fehlen nur noch die sechs Stufen vor der Tür.
Vorsitzender des Trägervereins hält Gründe der Ablehnung für nicht nachvollziehbar
Besonders echauffiert sich Höbsch über die Aussage, „die Auswirkungen auf das Stadtbild“ seien von „entscheidender Bedeutung“: „Mir scheint es, als hätte die Stadt kein Interesse, Köln zugänglich zu gestalten.“ Auch widerspricht er, dass die Jabachstraße stark frequentiert sei. „Das kann nur jemand sagen, der keine Ortskenntnis hat“, sagt Werner Höbsch.
Auf Anfrage heißt es seitens der Stadt Köln: „Wir begrüßen grundsätzlich die Überlegungen der Organisation, ihre Einrichtung barrierefrei zu gestalten. Die Inanspruchnahme öffentlichen Straßenraumes ist jedoch ein sehr komplexes Thema.“ Es müsste viele Interessen untereinander abgewogen werden: „Dazu gibt es grundsätzliche Regeln, die in diesem Fall zunächst angewandt worden sind.“
Zudem sei die Verwaltung noch nicht vom Antragsteller überzeugt worden, dass es keine technische Lösung zur Barrierefreiheit gibt, die den öffentlichen Straßenraum nicht beanspruche. In dem Schriftverkehr wurde eine Lösung mit versenkbarer Plattform vorgeschlagen, die die Akademie ablehnte, weil unter dem Bürgersteig ein Kellerraum liegt. „Wir bedauern sehr, dass Vertreter des Amts sich bisher geweigert haben, einen Ortstermin wahrzunehmen“, sagt Höbsch auf den Stufen zum Eingang.
Die Stadt Köln kündigte in ihrer Antwort an diese Zeitung an, sich mit dem Antragsteller in Verbindung zu setzen. Seine Beschwerde sei zunächst an ein nicht zuständiges Dezernat gesendet worden und erst vor wenigen Tagen an der richtigen Stelle angekommen.