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„Unter Brücken“Ausstellung zeigt Kölner Rheinbrücken aus ungewohnter Perspektive

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt die Künstlerin Anja Schlamann und ein Foto der hell lackierten vernieteten Stahlträger der Südbrücke.

Künstlerin Anja Schlamann mit einen Foto von der Südbrücke von unten

Die Idee zu den Fotos, die im Kunsthaus Rhenania zu sehen sind, kam der leidenschaftlichen Ruderin Anja Schlamann bei einer Tour auf dem Rhein.

Natürlich ist jede der Kölner Brücken einzigartig und unterscheidbar. Doch wer kann die Hohenzollernbrücke, Deutzer Brücke oder Zoobrücke schon von unten erkennen? Die aktuelle Ausstellung „Unter Brücken“ mit Fotokunstwerken von Anja Schlamann gibt eindrucksvoll Nachhilfe. Abbildungen von sieben Kölner Rhein-Überquerungen hängen im Kunsthaus Rhenania auf transparentem Gewebe großformatig von der Decke.

Da die leidenschaftliche Ruderin Schlamann bei einer ihrer Touren auf dem Rhein auf die Idee kam, Brücken von unten zu zeigen, ergeben sich vollkommen ungewohnte Anblicke. Wie die Schichten einer Torte stapeln sich die Konstruktionen kunstvoll übereinander. Keine gleicht der anderen, nur das Kölner Brückengrün wiederholt sich. Die Fotoarbeiten entstanden wie die Brücken selbst in akribischer Montage.

Köln: Sieben Rheinbrücken von unten im Kunsthaus Rhenania

Weil Anja Schlamann jegliche Perspektive und Tiefenwirkung vermeiden wollte, bestehen ihre Bilder aus 100 bis 150 Einzelfotografien, die sie anfertigte, während Bootsfahrlehrer Jochen Vetter ein Motorboot auf dem Rhein parallel zu den Brücken steuerte. Jeden Stahlträger fotografierte die 56-jährige Kölnerin bei diffusem Licht einzeln ab und fügte das Puzzle am Rechner in wochenlanger Kleinarbeit zusammen: „Dadurch ist die ganze Arbeit ein relativ grafisches Bild“, so die ausgebildete Architektin. Rolf Sachsse, ehemaliger Professor für Designtheorie, formulierte es bei einer Diskussionsrunde jetzt so: „Sie haben die Brücken neu konstruiert, neu zusammengebaut.“

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Bild aus der Ausstellung, das grün lackierten Brückenstahlträger zeigt.

Die Hohenzollernbrücke von unten

Jede der sieben gezeigten Brücken (nur die Leverkusener Brücke ist nicht dabei) trägt ihre eigene, streng strukturierte Handschrift. Im Falle der in den 1970er Jahren erweiterten Deutzer Brücke prallt neuerer Spannbeton großflächig auf älteren Stahl. Die ebenfalls in verschiedenen Epochen zusammengesetzte Hohenzollernbrücke ist ein nervöser Mix aus Kreuzen und Kästchen, die Rodenkirchener Brücke zeigt hingegen ein durchgehend feingliedriges Kastensystem. Moderator Martin Stankowski fühlte sich dann auch an „Schränke, Schubladen und Ordnungssysteme“ erinnert.

„Adenauer wollte die Kupferfarben von Kirchen nachempfinden“

Reinhard Thon, ehemaliger Leiter des Amtes für Brücken und Stadtbahnbau, erinnerte an die Einführung des Kölner Brückengrüns in den 1920er Jahren: „Adenauer wollte so etwas wie eine Patinafarbe haben, er wollte die Kupferfarben von Kirchen nachempfinden.“ Die Kölner Bauten waren damit nicht nur vor Korrosion geschützt, sondern entwickelten sich zu Markenzeichen. Allerdings gab es in den 1960er Jahren Überlegungen, die Zoobrücke blau zu streichen. Sie setzten sich nicht durch. Wer genauer hinschaut, erkennt jedoch, dass sich das Kölner Grün von Brücke zu Brücke in Nuancen unterscheidet.

Die tonnenschweren Motive kontrastieren mit dem federleichten Stoff, auf denen die Kunstwerke präsentiert werden. Die drei mal 2,40 Meter großen Schleier geraten bei Durchzug oder beim Vorbeigehen in Bewegung. „Ich wollte einen Stoff, der sich schwingend bewegt“, so Anja Schlamann. Wie der Rhein unter den Kölner Brücken eben.


Die Ausstellung „Unter Brücken“ ist noch bis zum 23. April, 14 bis 18 Uhr, zu sehen. Das Kunsthaus Rhenania befindet sich an der Bayenstraße 28.