Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ haben am Freitagmittag den Verkehr in der Kölner Innenstadt blockiert.
Auf Straße festgeklebt„Letzte Generation“ blockiert Verkehr in der Kölner Innenstadt – Passant geht rigoros vor
Die Aktion kam plötzlich und war nicht angekündigt: Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ haben am Freitagmittag (6. Januar 2023) Teile der Cäcilienstraße –eine der zentralen Verkehrsachsen in der Innenstadt – für gut zwei Stunden lahmgelegt. Von genau 12 Uhr an blockierten etwa zehn Demonstrantinnen und Demonstranten die Straße in beide Richtungen, um die aus ihrer Sicht unzureichende Klimaschutzpolitik der Bundesregierung anzuprangern. Auf ausgerollten orangefarbenen Transparenten wurden unter anderem ein Tempolimit auf Autobahnen und ein 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn gefordert.
Etwa die Hälfte der Demo-Teilnehmer klebte sich mit Sekundenkleber auf der Fahrbahn fest, die anderen wurden nach mehrmaliger Aufforderung, die Straße zu verlassen, von der Polizei weggetragen. Dadurch konnte nach etwa einer Stunde der Verkehr abgeleitet werden, die Straße wurde für weitere Autos gesperrt, es bildeten sich Staus.
Diejenigen, die in den Autos saßen und von der Blockade betroffen waren, äußerten überwiegend Ärger über die Aktion. Einige beschimpften die Demonstrierenden, vor allem weil sie die Form des Protests missbilligen. Gleich zu Beginn der Kundgebung versuchte ein verärgerter Passant, die Aktivisten von der Straße zu zerren und ihnen Rucksäcke und Protestutensilien abzunehmen. Einzelne Passanten applaudierten der Gruppe aber auch.
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Die Aktivistinnen und Aktivisten der „Letzten Generation“ hatten bereits in den vergangenen Monaten immer wieder auch in Köln Straßen blockiert, meistens die Innere Kanalstraße. Der Zeitpunkt der Aktion vom Freitag steht auch im Zusammenhang mit der womöglich bald bevorstehenden polizeilichen Räumung des Braunkohledorfes Lützerath im Rheinischen Revier.
„Die Regierung schützt lieber die Interessen von Konzernen, anstatt unser aller Zukunft zu sichern. Wir merken klar: Die Regierung hat die Lage nicht im Griff“, sagt Aktivist Malte Nierobisch, während er mit beiden Händen auf der Fahrbahn festklebt. Die Polizei nahm die Personalien von ihm und den anderen Beteiligten auf.
Im Stau stand Sonja Geilen aus Bergisch Gladbach, die zwar betont, keine wichtigen Termine gehabt zu haben, die Aktion aber trotzdem kritisiert. „In den nächsten Ferien fliegen viele von denen doch eh wieder in den Urlaub. So war das im Sommer auch. Heute demonstrieren die Schüler für das Klima und morgen sind die Flughäfen voll. Das passt nicht zusammen.“ Dass sie warten muss, nimmt sie aber trotzdem mit Humor. „Klar, wenn wir zwei Minuten vorher gefahren wären, würden wir hier nicht stehen. Aber so haben wir wenigstens einen Platz ganz vorne und sehen alles. Und wenn ich Hunger kriege, habe ich noch einen Marzipanstriezel im Auto und was zu trinken. Aber neulich habe ich gesehen, dass ein Mann mit seiner hochschwangeren Frau in der Blockade feststeckte. Das empfand ich schon als Unverschämtheit.“
Nach langer Wartezeit rückte eine technische Einheit der Polizei an und löste die letzten festklebenden Demonstranten mit Speiseöl von den Fahrbahnen. Nach etwa zwei Stunden war die Straße wieder frei.