Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Prägende Figur im KarnevalPlatz in Köln soll nach Marie-Luise Nikuta benannt werden

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist eine Grünfläche östlich der neuen „Wallarkaden“ am Rudolfplatz, welche künftig Marie-Luise-Nikuta-Platz heißen soll.

Diese Grünfläche soll künftig Marie-Luise-Nikuta-Platz heißen. Schon heute wird dort an sie erinnert.

Ob die Grünfläche in der Nähe des Rudolfplatzes nach der Kölnerin benannt wird, soll am 8. Mai entschieden werden.

In der Innenstadt soll ein kleiner Platz nach Marie-Luise Nikuta benannt werden. Das hat der Freundeskreis der 2020 verstorbenen Karnevalssängerin, der„Levve Un Levve Losse e. V.“, im Wege einer Bürgereingabe beantragt. Vorgeschlagen hat er die Grünfläche vor den Wallarkaden in der Nähe der Hahnentorburg am Rudolfplatz.

In ihrer Sitzung am 8. Mai soll die Bezirksvertretung Innenstadt darüber entscheiden. Die Chancen der Benennung stehen sehr gut, denn aus Sicht der Verwaltung spricht nichts dagegen. In der entsprechenden Beschlussvorlage heißt es im Behördendeutsch: „Eine Benennung der kleinen Grünfläche vor den Wallarkaden in der Altstadt/Süd ist zwar für die Auffindbarkeit und eine Adressgebung nicht zwingend notwendig, jedoch auf Basis der RL auch nicht obligatorisch abzulehnen.“

Todestag muss zwei Jahre zurückliegen

Mit „RL“ sind die Richtlinien des Stadtrates für die Neu- und Umbenennung von Straßen und Plätzen gemeint. Danach können Straßen und Plätze nur nach Personen benannt werden, deren Todestag mindestens zwei Jahre zurückliegt. Außerdem müsse das „Geschichtsbild“ der jeweiligen Person „abgeklärt“ worden sein. Diese Prüfung ist im vorliegenden Fall erfolgt; das Ergebnis ist positiv.

Marie-Luise Nikuta, 1938 in Nippes geboren, gehörte im kölschen Fastelovend zum Kernpersonal. Mit Unterbrechung komponierte die Frau, die durch ihre rot gefärbten Haare auffiel und als „Motto-Queen“ bekannt war, seit 1977 jährlich ein Mottolied für den Kölner Karneval.

Marie-Luise Nikuta. Foto: Daniela Decker

Marie-Luise Nikuta.

Sie erhielt als erste Frau die Willi-Ostermann-Medaille für ihr musikalisches Schaffen, war Ehrenmitglied im Klub Kölner Karnevalisten und Ehrensenatorin in vielen Karnevalsgesellschaften. Mehr als 4000 Orden hatte sie in ihrem Haus in Mauenheim gesammelt. Am 11.11.2014 verabschiedete sie sich aus dem Bühnengeschäft, doch sie komponierte weiter.

Enger Kontakt zur queeren Community

„Marie-Luise Nikuta hat sich um Köln, die kölsche Sprache, das kölsche Liedgut, den Kölner Karneval und so vieles mehr verdient gemacht“, heißt es in der Bürgereingabe. Und weiter: „Als Frau hat sie ‚ihren Mann gestanden‘, ist Beispiel gelebter Emanzipation und von Toleranz gewesen.“

Hervorgehoben wird ihr enger Kontakt zur queeren Community. „Marie-Luise Nikuta ist bereits bei Lesben- und Schwulen-Veranstaltungen aufgetreten, als Paragraf 175 des Strafgesetzbuches homosexuelle Handlungen noch unter Strafe stellte und noch hinter verschlossenen Türen gefeiert werden musste.“ Für Nikuta sei es selbstverständlich gewesen, gemeinsam mit der Stattgarde Colonia Ahoj den CSD zu feiern. Dieser Karnevalsverein hat in der vergangenen Session das erste queere Dreigestirn Kölns gestellt – und der Name Marlis der Jungfrau Hendrik Ermen war eine Hommage an Nikuta.

Die Wahl der Grünfläche begründet der Freundeskreis unter anderem damit, sie liege an der Straßenbahnhaltestelle Rudolfplatz und habe somit einen Bezug zum „Straßenbahn-Song“ der Sängerin. Außerdem sei mit der Nähe zur Hahnentorburg, dem Sitz der Ehrengarde, eine Verbindung zum Karneval gegeben, und die Nähe zur Schaafenstraße, einem Hotspot des queeren Lebens, erinnere an Marie-Luise Nikutas „Offenheit und Toleranz sowie ihren Einsatz als Botschafterin für die Community“.

Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister der Innenstadt, ist Feuer und Flamme: „Ich freue mich riesig, dass so eine couragierte und schon früh emanzipierte Frau, die sich in einer von Männern dominierten Karnevalswelt behauptet hat, diese Ehrung bekommt.“