Die Idee, eine Feuerwehr-Containerwache im Innenstadt-Park zu bauen, verursacht viel Kritik. Auch in der Verwaltung gab es Unstimmigkeiten.
Containerwache in Kölner Park?Bürgermeister Hupke befürchtet Dammbruch
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Der Max-Dietlein-Park mit der Kirche Sankt Pantaleon im Hintergrund.
Copyright: Matthias Hendorf
Rita Klefisch spaziert am Donnerstagnachmittag mit ihrem Hund durch den Max-Dietlein-Park in der Innenstadt – so wie sie das seit vielen Jahren macht. Seit rund 35 Jahren wohnt sie laut eigener Aussage im Pantaleonsviertel. Sie hält wenig davon, dass an der Stelle demnächst für viele Jahre eine Container-Feuerwehrwache mit vielen großen Einsatzfahrzeugen stehen könnte.
Klefisch sagt: „Ich fände es schade, wenn hier Container aufgestellt würden. Muss das unbedingt in einer Parkanlage sein? Hier sind so viele Menschen unterwegs, die den Park nutzen. Der nächste Park ist der Volksgarten.“ Er ist rund 1,5 Kilometer entfernt.
Auch eine andere Spaziergängerin mit ihrem Hund kann den Plänen der Stadt wenig abgewinnen. Sie will ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, sagt aber: „Solche Pläne halte ich für überdimensioniert. Ich halte nichts davon, eine Grünfläche zu opfern, gerade in der Innenstadt. Hier gibt es ja nicht so viele.“
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Das sehen die Kölner Kreisgruppe des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Innenstadt-Bürgermeister Andreas Hupke (Grüne) ähnlich, sie lehnen ein jahrelanges Container-Interim inklusive möglicher Baumfällungen ab, während die Feuerwache Innenstadt abgebrochen und neu gebaut wird.
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Die weitere Alternativfläche am Waidmarkt.
Copyright: Matthias Hendorf
Hupke sagt: „Das ist die einzige grüne Oase im Pantaleonsviertel. Das ist der Bevölkerung nicht vermittelbar.“ Laut der Denkmalkarte der Stadt handelt es sich sogar um ein Denkmal, Städte können auch Grünanlagen schützen und nicht nur Gebäude.
Gebäude ist völlig veraltet
Wie am Donnerstag berichtet, sucht die Verwaltung einen Ausweichstandort während des Abbruchs und Neubaus der Feuerwache Innenstadt an der Agrippastraße 18. Erst wenn sie ein Grundstück gefunden hat, kann der Neubau am selben Standort der jetzigen Feuerwache aus dem Jahr 1962 beginnen. Er war für 59 Feuerwehrleute angelegt, mittlerweile arbeiten dort rund 160.
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Außenansicht der Feuerwache 1 in der Innenstadt.
Copyright: Michael Bause
Im Jahr 2022 hieß es in einem Bericht: „Dauerhaft können durch die alte Bausubstanz Vorgaben der Arbeitssicherheit und des Gesundheitsschutzes nicht eingehalten werden.“ Für den Neubau liegt ein Architektenentwurf vor, doch noch muss die Verwaltung dem Rat eine Vorlage zum Baubeschluss vorlegen. In einer Ausschreibung gab die Stadt die reine Bauzeit mit rund achteinhalb Jahre an.
Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ prüft die Verwaltung vor allem zwei Grünflächen für die Container-Feuerwehrwache. Zum einen den Max-Dietlein-Park an Sankt Pantaleon nahe des Barbarossaplatzes und zum anderen eine Grünfläche in der Nähe des Waidmarkts. Beide sind rund 600 bis 800 Meter von der Innenstadtwache entfernt, eine Nutzung der früheren Kaufhof-Zentrale hat die Verwaltung verworfen, der Umbau für die Stadt kommt nicht voran.
Laut einer Stadtsprecherin strebt die Verwaltung zum Interimsstandort eine „kurzfristige Standortentscheidung an“, erst danach soll der Stadtrat bis Ende Juni darüber abstimmen. Konkret zu den beiden genannten Flächen wollte sich die Stadt nicht äußern und verweist auf die verwaltungsinterne Abstimmung.
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So soll die neue Feuerwache 1 mal aussehen.
Copyright: © Graber Pulver Architekten AG, Zürich / maaars Visualisierungen, Zürich
Nach Informationen dieser Zeitung hat der Verwaltungsvorstand darüber zuletzt gesprochen – und es soll Unstimmigkeiten gegeben haben. Im Vorstand sitzen Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und die Dezernenten für die jeweiligen Fachgebiete. So ist Stadtdirektorin Andrea Blome für die Feuerwehr zuständig, Markus Greitemann als Baudezernent für den Bau der Wache und William Wolfgram verantwortet Klima, Umwelt und Grün.
Und die Bebauung von Grünflächen hat eine Vorgeschichte in Köln, prominentestes Beispiel ist die Gleueler Wiese im Äußeren Grüngürtel. Anders als die beiden möglichen Grünflächen für die Feuerwache ist es aber ein Landschaftsschutzgebiet, also noch stärker geschützt.
Gleueler Wiese als Beispiel
Reker sagte damals: „Der Klimanotstand ist ernst gemeint. Es hat ein Umdenken stattgefunden.“ Kann Reker nun wirklich einen Innenstadt-Park für eine Containerwache opfern?
Stadt: Müssen viele Belange berücksichtigen
Die Stadtverwaltung hat das Problem, dass es in der Innenstadt wenig geeignete Flächen für eine Feuerwache für rund 160 Beschäftigte plus mehrere große Einsatzfahrzeuge gibt.
Die Sprecherin teilt mit: „Die Prüfung möglicher Standorte erfolgt unter Berücksichtigung der Schutzziele für den Brandschutz, die Technische Hilfe und den Rettungsdienst. Bei der Analyse der Standorte werden unter anderem wirtschaftliche und baurechtliche Belange sowie der Klima- und Naturschutz berücksichtigt.“
Hupke befürchtet Dammbruch
Die Verwaltung prüft dem Vernehmen nach wegen der Unstimmigkeiten jetzt die Grünfläche am Waidmarkt im Detail, sie ist anders als der Max-Dietlein-Park kein ausgewiesener Park, sondern eher eine Wiese mit Weg und einigen Bänken. Allerdings: Eines der angrenzenden Grundstücke gehört einem privaten Besitzer. Die Stadt müsste also Geld zahlen, wenn sie es nutzen will. Ist das angesichts der klammen Haushaltslage am Ende der entscheidende Faktor?
Bürgermeister Hupke sagt zu den Plänen für den Max-Dietlein-Park: „Das ist für mich in einer sich immer weiter aufheizenden Innenstadt der Super-Gau. Ich befürchte einen Dammbruch: Wer sagt denn, dass die Verwaltung demnächst nicht auf die Idee kommt, den Grüngürtel für solche Vorhaben zu bebauen?“ Seiner Aussage nach ist Greitemann am 20. März in der Bezirksvertretung Innenstadt zu Gast und soll sich dort Fragen stellen.
Und Jörg Frank, früherer Grünen-Fraktionsgeschäftsführer im Stadtrat und mittlerweile für den BUND aktiv, sagt: „Wir lehnen das ab. Da gibt es keine Kompromisse.“ In Richtung von Blome und Greitemann sage er: „Das zeigt das planlose Vorgehen der beiden Dezernenten.“