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„Severins-Bürgerpreis“ 2024Pastor Johannes Quirl aus der Kölner Südstadt geehrt

Lesezeit 4 Minuten
Zwei ältere Herren strahlen in die Kamera

Ludwig Sebus (l.)m Preisträger 1992, und Pastor Johannes Quirl

Am Wochenende wurde in der Kölner Südstadt der Severins-Bürgerpreis verliehen. Der Preis wird seit 40 Jahren an Menschen aus dem Vringsveedel vergeben.

„Pastor Johannes Quirl erhält dieses Jahr den Severins-Bürgerpreis. Der Preis wird seit 1984 an eine Person oder Institution verliehen, die sich in besonderem Maße um kölnische Sprache, Kultur und Lebensart sowie kölnisches Brauchtum verdient gemacht hat. Wir in der Jury waren uns schnell einig, dass er genau der Richtige ist.“ Mit diesen Worten eröffnete Dr. Joachim Oepen, der Vorsitzende des Vereins „Severins-Bürgerpreis“, die Ehrung des diesjährigen Preisträgers.

Gemeinde im Kölner Vringsveedel zusammengehalten

„Pastor Quirl ist in der Südstadt eine Persönlichkeit, er hat in den schweren Zeiten, in denen sich die Katholische Kirche befindet, sein pastorales Amt hervorragend ausgeführt und die Gemeinde zusammengehalten. Darüber hinaus hat er immer wieder viele Impulse in den Bereichen Kultur und Brauchtum gegeben. So hat er beispielsweise für das Kunst- und Kulturfestival die ‚Severinale‘ den Kirchenraum leergeräumt und Menschen aller Konfessionen in die Basilika eingeladen“, sagt Gabi Market-Rave, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins.

Und sie betont, dass die Mitglieder der Jury, Bürger und Unternehmer aus der Südstadt, großen Wert darauf legen, dass der Preis nicht an die Kirche als Institution verliehen wird, sondern an eine Person, die von Beruf Geistlicher ist.

Fünf Männer und eine Frau prosten sich mit Kölscgläsern zu.

Laudator Frank Reintgen (v.l.), Volker Hein, Jury, Pastor Johannes Quirl Preisträger, Dr. Joachim Oepen, Vereinsvorsitzender, Gabi Market-Rave, Jury, Ralf Heinen, Bürgermeister der Stadt Köln beim Kölsch im Klostergang von St. Severin.

Zur feierlichen Preisverleihung, an der rund 120 geladene Gäste teilnahmen, waren auch Bürgermeister Ralf Heinen, der für die Stadt ein Grußwort sprach, Bezirksbürgermeister Andreas Hupke und einige Preisträger der vergangenen Jahre wie Ludwig Sebus, Rolly Brings und Tommy Engel in die Südstadt gekommen. Die Laudatio hielt Frank Reintgen, Leiter der Pastoral- und Gemeindeentwicklung im Erzbistum Köln, langjähriger Wegbegleiter und guter Freund des Südstadt-Pastors.

Regimentspastor der „Roten Funken“

Johannes Quirl zeigte sich bei der Preisverleihung sichtlich bewegt und musste oftmals mit den Tränen kämpfen: „Ich freue mich sehr, von einer nichtkirchlichen Organisation ausgezeichnet zu werden. Ich fühle mich wertgeschätzt und geehrt, dass meine Arbeit hier im Veedel gesehen worden ist. Ich glaube, dass ich neben der Gemeindearbeit auch immer den Kopf über den Tellerrand erhoben, die Probleme im Veedel gesehen und versucht habe, etwas zu bewegen“, betonte der 69jährige Quirl, der seit Jahren im Karneval aktiv und einer der beiden Regimentspastöre der „Roten Funken“ ist. Für diese liest er einmal im Jahr in St. Severin eine „Mess op Kölsch“.

Drei ältere Herren in der Kirche St. Severin.

Pastor Johannes Quirl, Bezirksbürgermeister Andres Hupke, und Rolly Brings, Preisträger von 1997

Im August geht Johannes Quirl nach über 30 Jahren in den Ruhestand, doch er bleibt den Menschen in der Südstadt als Ansprechpartner erhalten. Zu meinen großen Sorgen zählt, dass sich junge Familien in den letzten Jahren die Wohnungen hier im Veedel immer weniger leisten können. Aber die steigenden Mieten vertreiben auch die Menschen, die hier tief verwurzelt sind, vor allem ältere Menschen mit einer kleinen Rente. Und die Zahl der Wohnungslosen steigt“, so Quirl, der vor 30 Jahren den „Vringstreff“, eine Beratungs- und Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Wohnung, mitbegründet hat. Vor diesem Hintergrund stiftete Pastor Quirl das Preisgeld von 2222 Euro an das neu gegründete Hospiz für wohnungslose Menschen der katholischen Obdachlosenseelsorge „Gubbio“ in Köln.

„Ich werde meiner Kirche auf keinen Fall einen Rat geben, aber wichtig ist vor allem, dass die Probleme der Menschen ernst genommen werden müssen. Menschen leben heute in einer bunten Vielfalt, man sollte mit offenen Augen durch die Straßen gehen. Die Severinstraße ist und bleibt trotz der gravierenden städtebaulichen Veränderungen durch den Bau der U-Bahn das Herzstück des ‚Vringsveedels‘.“

Im Anschluss an die Preisverleihung gab es im Kreuzgang der Basilika einen kleinen Empfang mit Kölsch von der Privatbrauerei Reisdorf, die seit 40 Jahren auch den Severins-Bürgerpreis sponsert.


Infos zum Severins-Bürgerpreis

38 statt 40 Der Severins-Bürgerpreis wurde erstmals vor 40 Jahren verliehen. Allerdings ist Quirl pandemiebedingt erst der 38. Preisträger.

Preisverleihungs-Orte In den Anfangsjahren fand die Verleihung des Preises immer beim Südstadt Bürgerfest „Dä Längste Desch vun Kölle“ statt. Da die Aufmerksamkeit unter den Besuchern aber zunehmend verloren ging, verlagerten die Verantwortlichen die Feierlichkeit ins Kölner Stadtmuseum im alten Zeughaus. Nach der Schließung des Zeughauses ist die Preisverleihung wieder ins Veedel zurückgekehrt, an wechselnde Orte. Sie fand auch schon in der Ühlepooz bei den Roten Funken und im Odeon-Kino statt. Dieses Jahr passend zu der Wirkungsstätte des Preisträgers in der Basilika St. Severin.

Lange Liste Wo und an wen der nächste Preis geht, steht noch nicht fest, aber die Liste der Anwärter, die sich seit Jahren für das kölsche Brauchtum im Veedel engagieren, sei noch lange nicht erschöpft, so die Vereinsmitglieder.