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Nach Rauswurf aus Otto-und-Langen-QuartierKölner Künstlerkollektiv eröffnet neues Kulturzentrum in Deutz

Lesezeit 3 Minuten
Innenraum, in dem Kunstwerke zu sehen sind

Das „Zentrum zeitgenössische Stadtentwicklung“ wurde am Donnerstagabend von „Raum 13“ eröffnet.

Während eine Lösung für das Otto-und-Langen-Quartier weiterhin aussteht, hat „Raum 13“ ein neues Zentrum in Köln-Deutz eröffnet.

Das Kölner Künstlerkollektiv „Raum 13“ hat am Donnerstagabend (20. April) in Anwesenheit von geladenen Gästen das „Zentrum zeitgenössische Stadtentwicklung“ an der Deutzer Freiheit eröffnet. Intention der neuen Räumlichkeiten auf der Mindener Straße 4 ist laut Mitbegründer Mark Leßle die Beantwortung der Frage, wie in der heutigen Zeit Stadt entwickelt wird und was Kunst und Kultur damit zu tun haben.

Der Ort zwischen Rathaus und Deutzer Stadthaus kann zum Beispiel als Atelier, Galerie, Arbeits-, Schulungs- und Begegnungsraum genutzt werden. Geplant sind wechselnde Aktionen wie Ausstellungen, Lesungen, Diskussionen, Workshops oder Straßenparcours, an denen mit Akteuren aus verschiedenen Fachrichtungen wie Kunst, Architektur oder Soziologie gearbeitet werden sollen.

Außenfassade des Gebäudes

Das „Zentrum zeitgenössische Stadtentwicklung“ befindet sich gegenüber der Haltestelle „Deutzer Freiheit“.

In seiner Funktion ähnelt das Zentrum der inneren Werkstraße, einem kleinen Teil des „Deutzer Zentralwerks der schönen Künste“. Dennoch stellt es laut „Raum 13“ keinen Ersatz für den Standort auf dem Otto-und-Langen-Quartier dar; viele Dinge wie Theateraufführungen, größere Konzerte oder eine Neugestaltung seien hier nicht möglich. Die Initiative musste das Areal in Köln-Mülheim 2021 nach elf Jahren verlassen, als der damalige Besitzer ihr den Vertrag aufkündigte. 2022 kaufte die Stadt einen Gebäudeteil, der seitdem trotz wachsender Kritik leer steht und zunehmend verfällt.

„Zentrum zeitgenössische Stadtentwicklung“ in Köln-Deutz: Projekt soll mehr Sichtbarkeit für das Otto-und-Langen-Quartier erzeugen

Um mehr Aufmerksamkeit auf das langfristige Ziel eines Wiedereinzugs zu lenken, habe man sich bei dem neuen Zentrum bewusst für eine Lokalität in der Innenstadt entschieden. Denn in Mülheim werde gerne vergessen, dass es das Otto-und-Langen-Quartier überhaupt gebe: „Wenn man sieht, wie es jetzt dort aussieht beziehungsweise eben nicht mehr aussieht, hätte man im Linksrheinischen eigentlich wach werden müssen“, sagte Leßle.

Die Hoffnung auf eine Lösung hat er dennoch nicht aufgegeben. Um zu zeigen, wie eine erneute Bespielung der ehemaligen KHD-Hauptverwaltung aussehen könnte, sollen im „Zentrum zeitgenössische Stadtentwicklung“ bereits begonnene Projekte weiterentwickelt und präzisiert werden. Einige davon, wie Video-Installationen, Kunstwerke, ein Modellbau und ein Nutzungskonzept für das Otto-und-Langen-Quartier, wurden bei der Veranstaltung am Donnerstag präsentiert.

Modellbau eines Innenraums

Bei der Eröffnung des Zentrums wurden aktuelle Arbeiten wie dieser Modellbau ausgestellt.

Auf der Feier waren vor allem Menschen anwesend, die das Projekt schon lange begleiten, darunter Freunde, Förderer, Ehrenamtler, Stadtmitarbeiter, Politiker, Architekten und Vertreter von Hochschulen. In ihrer Eröffnungsrede thematisierte Gründungsmitglied Anja Kolacek unter anderem die Schwierigkeiten seit dem Auszug vor genau zwei Jahren. Danach konnte „Raum 13“ seine Kunst vorübergehend in einem Lager in Wuppertal unterbringen, muss dieses jedoch Ende des Monats wieder verlassen.

Geplante Rückkehr ins Otto-und-Langen-Quartier gestaltet sich schwierig

Mit dem neuen Möglichkeitsraum habe man sich „die eigene strategische und operative Freiheit zurückgeholt“, sagte Kolacek. Dennoch stehe man bezüglich einer Rückkehr nach Köln-Mülheim vor großen Hürden, die im Verhältnis zur von der Stadt vorgesehenen Mietdauer von lediglich vier Jahren finanziell nur schwer zu überwinden seien. Dabei erwähnte sie die hohen Anforderungen der Bauaufsicht, etwa zur Erstellung eines Brandstoff- und Schadstoffgutachtens oder der Anstellung von Architekten, zeigte aber auch Verständnis für die schwierige Situation.

Ihre Eröffnungsrede beendete Kolacek mit einem Spendenaufruf, „damit wir diese ersten Schritte überhaupt hinkriegen“. Sie ermutigte beispielsweise dazu, Kunst zu kaufen und auf diese Weise gleichzeitig das Projekt zu unterstützen. Ein weiteres Angebot sind sogenannte Genussscheine für 99 Euro pro Jahr, mit der alle Aktionen von „Raum 13“ wahrgenommen werden können. Geplant ist außerdem eine Crowdfunding-Kampagne. „Es könnte für Köln ein Projekt mit einer unglaublichen Ausstrahlung sein“, so Kolacek.

Das Zentrum wird als Programmpunkt der Mülheimer Nacht am Samstag (22. April) von der Mobilen Bauhütte der Villa Charlier in der Deutz-Mülheimer Straße 133 erneut vorgestellt. Am Sonntag (23. April) von 12 bis 18 Uhr ist es dann auch für reguläre Besucher geöffnet. Mehr Informationen finden Sie auf der Internetseite von „Raum 13“.