Flauschig und in allen Regenbogenfarben: Am Samstag sind sogenannte „Furries“ durch den Rheinpark spaziert. Wir haben sie begleitet.
6000 Euro für Fellkostüm„Furries“ sorgen im Kölner Rheinpark für Aufsehen
Kuriose Anblicke sind die Kölnerinnen und Kölner gewohnt – und doch schauen viele irritiert, als die „Furries“ an ihnen vorbeispazieren. Sie sehen aus wie anthropomorphe, also menschenähnliche, Fantasietiere. Flauschiges, blaues, oranges oder violettes Fell, spitze Ohren, große Tatzen. Und das im Mai, an einem ganz normalen Samstag im Kölner Rheinpark. Mit Karneval hat das Spektakel nichts zu tun.
Die „Furries“ sind vergleichbar mit „Cosplayern“ – nur dass sie keine Figur aus einem Comic oder Anime darstellen, sondern einen eigens kreierten Charakter. Felix G. ist schon seit 22 Jahren in der Szene unterwegs. „Mit zwölf Jahren habe ich draußen einen Furry gesehen, wie er mit anderen interagiert hat. Ich fand das so toll, ich musste es auch machen“, erzählt der 34-Jährige. Er ist Mitgründer und Vorstandsvorsitzender des Vereins „Westside-Furs“, der den „Fursuit-Walk“ am Samstag in Köln veranstaltet. Beim „Fursuit-Walk“ treffen sich mehrere „Furries“ in ihren „Fursuits“, so heißen ihre Kostüme, und spazieren gemeinsam.
Zur Veranstaltung im Rheinpark sind insgesamt 91 „Furries“ angemeldet. Darunter sind aber auch einige Helfer, die nicht kostümiert sind und für die Sicherheit sorgen sollen. „Ab und zu kommen mal blöde Sprüche, aber sonst passiert eigentlich nichts“, erzählt einer der Sicherheitskräfte am Rande der Veranstaltung. Auch am Samstag sind die Reaktionen auf die „Furries“ positiv: Gerade Kinder bleiben stehen und schauen mit weit aufgerissen Augen zu den überdimensionalen Plüschtieren hoch.
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Die sechsjährige Lea ist besonders begeistert und verlangt von ihrer Mutter ein Foto mit jedem „Furry“. Und welcher gefällt ihr am besten? Lange Denkpause. „Alle!“, ruft Lea, die direkt zum nächsten „Furry“ hüpft, um für ein Foto zu posieren.
Einmal im Monat organisieren die „Westside-Furs“ einen „Fursuit-Walk“ im Kölner Umland. Zuletzt waren sie etwa in Siegburg. „Ungefähr jedes dritte Mal sind wir in Köln, hier ist der Anklang am größten“, sagt Felix G., der von den anderen „Furries“ nur Imiak genannt wird. So heißt der Charakter, den er normalerweise darstellt. Am Samstag spaziert er aber ausnahmsweise nicht als grauer Wolf durch Köln, sondern als er selbst.
Den Verein „Westside-Furs“ gibt es erst seit vergangenem Dezember, davor haben Felix G. und seine Freunde aber schon etwa drei Jahre lang ohne Vereinsstruktur Veranstaltungen wie den „Fursuit-Walk“ organisiert. Kommendes Jahr wollen sie eine Convention in Bergheim veranstalten, dafür haben sie den Verein gegründet.
„Furry“ sein – das ist ein soziales Hobby. Die „Furries“ lachen miteinander und verteilen großzügig Umarmungen. „Mir hilft es dabei, mehr mit anderen Leuten zu interagieren“, erzählt Fenryr. So heißt er nicht wirklich, aber sein Charakter: ein grau-blauer Wolf. „Früher saß ich nur zuhause vor der Konsole.“ Seit Fenryr zu den „Furries“ gehört, sei er jedes Wochenende unterwegs, bei „Fursuit-Walks“, Conventions oder Stammtischen. Unter den „Furries“ werde niemand ausgeschlossen, jeder sei willkommen, erzählt Fenryr. Das gefalle ihm besonders gut.
Das Dasein als „Furry“ kann aber auch sehr zeit- und kostenintensiv sein: Ein „Fursuit“ kann 3000 bis 6000 Euro kosten. Einfachere und nicht eigens angefertigte Kostüme sind auch günstiger erhältlich. Viele „Furries“ basteln sich ihre Anzüge aber auch selbst. ICU-Type86w – so nennt sich ein Wolf-Cyborg – hat mehr als ein Dreivierteljahr in seinen „Fursuit“ investiert. In seinen Kopf ist ein Stimmverzerrer eingebaut, aus einer Box in seinem Rucksack dröhnt die verzerrte Stimme.
Nach ein paar Stunden im „Fursuit“ wird es schnell warm, einige „Furries“ tragen deshalb Kühlpacks am Körper. Und damit es beim nächsten Mal unter dem pelzigen Kopf nicht müffelt und das Fell auch wieder schön flauschig aussieht, investieren die „Furries“ viel Mühe in die anschließende Pflege. Manche Anzüge könnten in der Waschmaschine gewaschen werden, aber der Kopf muss mit der Hand gewaschen werden. Und wer besonderen Wert auf sein schönes Fell legt, bürstet es anschließend auch.