Vor 30 Jahren stieg der Pegel des Rheins auf 10,69 Meter – Es war das zweite Jahrhunderthochwasser innerhalb von nur 13 Monaten.
„Dreckiger Schlamm überall“Leserinnen und Leser erinnern sich an die schlimmsten Hochwasser in Köln
Noch heute lassen Hochwassermarken in der Altstadt erahnen, wie dramatisch die Ereignisse bei den beiden Überschwemmungen in den 90er-Jahren waren – zu sehen unter anderem an Papa Joe’s Jazzlokal am Buttermarkt. Der Kölner Thomas Talke erinnert sich an das Hochwasser in Köln im Jahr 1995. Der Betrieb, in dem der angestellte Schreiner damals tätig war, hatte ein paar Kunden unter den Altstadt-Wirten, unter anderem das Biermuseum oder auch die Pizzeria Mama Leone. Talke weiß noch genau, wie er damals mit seinen Kollegen versuchte, das Restaurant vor den Fluten zu schützen. „Stahl- und Spanplatten haben wir vor Türen und Fenstern montiert, massenhaft Silikon verwendet. Leider hat es nicht viel gebracht.“ Die Wassermassen verwüsteten das italienische Lokal, das noch heute existiert.
Deckenverkleidungen in Keller-Klos aufgesprengt
Talke erinnert sich auch, wie schwierig sich die Aufräumarbeiten nach dem Hochwasser gestalteten: „Die Deckenverkleidung in den Kellertoiletten waren regelrecht aufgesprengt und mussten raus. Dabei floss einem der dreckige Schlamm über Kopf und Gesicht überallhin. Genauso die Theke im Erdgeschoss: Bei jedem Zentimeter mühsamen Zurückschiebens quoll die matschige Brühe über den Boden.“ Diese nicht „schöne und leichte Arbeit“, schreibt Talke, hätte sich ihm „unvergesslich eingebrannt“.
Christine Assmann wohnte damals noch in Kalk, war nicht vom Hochwasser betroffen, verfolgte aber in Fernsehen und Zeitung, was in der Altstadt geschah. Hochwassertourismus, so schreibt sie, stieß sie ab, aber ein Bild von der Situation habe sie sich dennoch selbst machen wollen. „So kam ich auf die Idee, dafür den mir vertrauten Rheinpark zu wählen“, Assmann radelte los. „Und wie ich vermutet hatte, ragte der Deichweg zwischen Mühlheimer Hafen und Rheinpark noch aus dem Wasser, den ich dann befuhr, bis mich das wilde Rauschen des Wassers rechts und links und die panisch herumrennenden Kaninchen, die aus ihren Behausungen vertrieben waren, zur Besinnung brachten“, schreibt die Kölnerin.
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Gefährliche Lage spät erkannt
Erst in dem Moment wurde sie sich der Gefahr bewusst, in der sie sich befand. Im schlimmsten Fall hätte „niemand meinen Untergang gesehen oder gar helfen können“. Kleinlaut trat Assmann den Rückweg an – von ihrer gefährlichen Exkursion erzählte sie Menschen in ihrem Umfeld erst sehr viel später.
Auch Georg Rottscheidt, Landwirt in Weiß, erinnert sich gut an das Hochwasser, oder besser: an die Hochwasser. „Als Landwirt waren wir massiv auf unseren Feldern im Weißer Bogen betroffen“, schreibt Rottscheidt. Der Pflasterhof im Kölner Süden stand, so berichtet Rottscheidt, „komplett rund 60 Zentimeter unter Wasser, sodass von den damals 45 Pferden 35 auf befreundete Ställe und die damalige Reiterstaffel verteilt wurden.“ Schlimmer noch sei für den Landwirt jedoch das Hochwasser 1993 gewesen – „wir waren nicht vorbereitet.“
Kellerfenster 1993 noch nicht abgeschottet
Die gelagerten Futtervorräte an Heu- und Stroh seien damals bis in eine Höhe von anderthalb Metern unbrauchbar gewesen. „Wir hatten vor den Kellerfenstern keine Abschottung, sodass der Keller bis unter die Decke vollgelaufen war und die Feuchtigkeit in den Wänden hochgezogen ist.“
1995 konnte man aus den Erfahrungen von 1993 profitieren: Vorab, so Rottscheidt, sei der komplette Hof evakuiert worden. Pferde wurden verteilt, Vorräte ausgelagert, das Kellerfenster war abgedichtet, und die Beregnungspumpe zum Abpumpen für Traktor stand bereit. Die Erlebnisse von damals wirken auch heute noch nach in dem Kölner Landwirt: „Den damaligen helfenden Hände unserer Freunde und Pferde-Einstellern sind wir bis heute noch stark verbunden.“