Seit mehr als 50 Jahren lassen sich begeisterte Schwimmer von Poll aus zum Rheinpark den Fluss heruntertreiben.
Nach Todesfall im VorjahrKölner Rheinschwimmen mit höheren Sicherheitsmaßnahmen
Bei 20 Grad und Sonnenschein watscheln am Donnerstagvormittag bunt verkleidete Gestalten zum Ufer des Rheins in Poll. Die meisten tragen bunte Kostüme, so auch Iris Barhert. Sie ist schon zum dritten Mal beim traditionellen Rheinschwimmen zum Vatertag dabei. Auf ihrem Kopf ist eine neonfarbene Perücke und sie trägt eine überdimensionierte Taucherbrille im Gesicht.
„Das ist ein Riesen-Spaß! Das ist Karneval im Wasser“, freut sie sich. Das Rheinschwimmen ist eine Traditionsveranstaltung, bei der sich seit mehr als 50 Jahren Menschen versammeln, um im Rhein baden zu gehen. Die meisten von ihnen sind Mitglieder des Deutschen Unterwasser-Clubs (DUC). Gemeinsam lassen sich die Teilnehmer dann den Rhein hinuntertreiben, vorbei am Deutzer Hafen, dem Schokoladenmuseum und dem Kölner Dom.
Kölner Rheinschwimmen: Neoprenanzug und Flossen sind Pflicht
Wer mitmachen will, braucht einen Neoprenanzug und ein paar Flossen. Doch die meisten haben noch mehr angezogen: Bunte Kostüme wie etwa einen Irokesen in den Farben des Regenbogens. Der thront auf dem Kopf von Stela und Anachalee Baldi. Stela ist gerade einmal zehn Jahre alt und nimmt heute das erste Mal beim Rheinschwimmen teil: „Wir sind eigentlich ganz entspannt. Wir haben zwar vorher nicht geübt und es ist unser erstes Mal Rheinschwimmen, aber das wird toll“, sagen die beiden.
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Lydia Richter steht am Rand der Veranstaltung und beobachtet, wie die Schwimmer sich in das kalte Nass fallen lassen. Sie ist heute da, um ihre Tochter anzufeuern. „Meine Tochter hat eine Behinderung und hat viel hin- und herüberlegt, ob sie sich traut. Jetzt ist sie schon im Wasser“, sagt die Mutter und strahlt: „Sie wird von ihren Trainern begleitet und fühlt sich in der Gruppe wohl.“
Als der Startschuss fällt, geht es zunächst ganz gemächlich los. Da sich die Teilnehmer flussabwärts treiben lassen, ist keine große Kraftanstrengung notwendig. Dennoch, Wachführer Dennis Caspar von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) rät zur Vorsicht: „Die Rheinströmung ist gefährlich. Das Schwimmen im Rhein darf nur mit Aufsicht geschehen.“
Rheinschwimmen: Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen nach Todesfall in Kölner Rheinabschnitt
Im Vorjahr ereignete sich ein Unglücksfall im Wasser. Ein Mann erlitt einen Herzinfarkt und starb. Die DLRG hat mit 28 Helfern – davon sechs Strömungsretter – noch einmal das Kontingent ihrer Einsatzkräfte aufgestockt. Die Retter zeigten sich insgesamt zufrieden. „Wir achten darauf, dass die Schwimmer nicht zu weit herausschwimmen – immerhin läuft während der Veranstaltung immer noch der Schiffsverkehr. Wir beobachten auch, ob die Teilnehmer müde wirken und helfen ihnen.“
Seit ein paar Jahren ist neben erhöhten Wasserschutzmaßnahmen auch das Kölsch im Rhein nicht mehr erlaubt. Rheinschwimmer Martin Zicoll bedauert das: „Ich bin ja ein alter Hase, mache schon seit Jahrzehnten mit. Früher gab es kleine schwimmende Inseln mit Kölschgläsern. Unfälle gab es nie.“
Manuela Kronenberg, Sprecherin des Unterwasser-Clubs, hält das Kölschverbot im Wasser hingegen für eine wichtige Sicherheitsmaßnahme: „Wenn man hier mitschwimmt, sollte man fit sein und nicht aus dem Rhein wanken. Das Kölsch gibt es zur Belohnung danach.“
Traditionelles Rheinschwimmen: Höhepunkt für Kölner Tauchverein
Für Kronenberg ist das Rheinschwimmen einer der Höhepunkte im Jahr. „Es ist toll, dass wir von der Stadt die Exklusivrechte für diese Veranstaltung bekommen haben. Der DUC ist ein Tauchverein, der mit dieser Tradition auch auf sein Angebot aufmerksam machen möchte“, sagt sie. „Tauchen ist kein Mainstream-Sport wie Fußball, aber wir haben einiges zu bieten.“
Nach etwa einer Stunde kommen die Schwimmer am Ufer vor dem Rheinpark an. Die meisten fühlen sich etwas erschöpft und lächeln glücklich. Für Thomas Rupp war es das erste Mal Rheinschwimmen. „Ich habe von der Veranstaltung immer im Kölner Stadt-Anzeiger gelesen und wollte unbedingt einmal hin.“ Stolz trägt der Mann im Schwanenkostüm ein Stück Treibholz in der Hand. „Eine Trophäe für meine Teilnahme.“
Auch Anachalle und Stela Baldi haben sich ein Treibholz als Trophäe mitgenommen. Sie stellten am sicheren Ufer des Rheins fest: „Es war anstrengender, als wir es uns gedacht haben. Ich habe sogar einen Krampf im Bein bekommen“, berichtet Anachelle. „Aber ich habe mich einfach auf einer Boje treiben lassen, und dann ging es wieder.“