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Kleiner pro-russischer AutokorsoFriedliche Feier beim Ukraine-Tag in Köln – große Solidarität für Fest

Lesezeit 3 Minuten
Menschen demonstrieren gegen den russischen Angriffskrieg. Zum zweiten Mal findet der Ukraine-Tag mit einem Benefizfestival für ukrainische Kunst und Kultur am Rheinufer in Köln statt.

Menschen demonstrieren gegen den russischen Angriffskrieg. Zum zweiten Mal findet der Ukraine-Tag mit einem Benefizfestival für ukrainische Kunst und Kultur am Rheinufer in Köln statt.

Bei dem Autokorso am Ukraine-Tag in Köln nahmen weniger Menschen teil als gedacht: etwa 40 statt 200 Fahrzeuge. Zu einer Eskalation kam es nicht.

200 Fahrzeuge und 1000 Teilnehmer waren für den pro-russischen Autokorso unter dem Motto „Frieden mit Russland“ angemeldet – am Ende waren etwa 40 Autos und Motorräder in Köln unterwegs, sagte ein Polizeisprecher am Sonntagmittag. Der Autokorso war am frühen Nachmittag beendet. Den ursprünglichen Plan, auch am Schokoladenmuseum vorbeifahren zu wollen, wo zeitgleich der „Ukraine Tag“ gefeiert wurde, hatte die Anmelderin spontan wieder verworfen. Die Autos fuhren stattdessen auf einer alternativen Route durch die Stadt.

Köln: Hunderte begingen Ukraine-Tag am früheren Zollhafen

Am Schokoladenmuseum herrschte am Sonntagvormittag und -mittag unterdessen Sommerfeststimmung. Beim Ukraine-Tag, den der Verein „Blau-Gelbes Kreuz“ hier veranstaltete, hatten sich Hunderte am ehemaligen Zollhafen im Kölner Süden versammelt. Es gab Folkmusik und Redebeiträge auf einer Bühne, eine Hüpfburg und ein Riesenrad, kulinarische Spezialitäten und zahlreiche Informations- und Freizeitangebote.

Teilnehmer bereiten sich auf der Deutzer Werft in Köln auf einen pro-russischen Autokorso vor.

Teilnehmer bereiten sich auf der Deutzer Werft in Köln auf einen pro-russischen Autokorso vor.

Personen aller Altersgruppen waren vertreten, vor allem Kinder und Jugendliche. Insbesondere für sie – viele von ihnen sind mit Eltern oder Verwandten seit Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine nach Deutschland geflohen und vom Krieg traumatisiert – war den Ausrichtern zufolge das Fest gedacht.

Alles zum Thema Henriette Reker

Ukraine-Tag in Köln: Viel Polizeipräsenz

Es sollte eine friedliche Veranstaltung sein, bei der den Opfern des Krieges gedacht und mit Frohsinn für einige Stunden dem Gefühl von Leid sowie dem Verlust von Heimat und dem früheren Leben vieler entronnen werden soll. Zu diesem Zweck hatten auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker sowie mehrere andere prominente Vertreter und Vertreterinnen aus Politik uns Stadtgesellschaft ihre Besuche am Schokoladenmuseum angekündigt.

Doch auch viele Einsatzkräfte der Polizei waren vor Ort. Denn etliche der Menschen säumten den Rand der Hauptverkehrsachse Holzmarkt in die blau-gelben Farben ukrainischer Nationalflaggen gehüllt und machten mit bemalten Schildern und Parolen ihrem Ärger auf die Pro-Russland-Aktivisten Luft. Sie hatten von 12 Uhr bis 15 Uhr einen Autokorso von der Deutzer Werft aus durch Köln angemeldet. Ihr Motto: „Frieden mit Russland“, was viele Festbesucher Provokation empfanden.

Auf der Deutzer Werft, von der aus der Korso startete, machte ein Mann in Ukraine-Fahne gehüllt auf sich aufmerksam: In einem Video auf Twitter ist zu sehen, wie er mit Polizisten und pro-russischen Demonstranten diskutiert, die ihn offenbar auffordern, den Platz zu verlassen. Die Lage blieb aber ruhig.

Köln: Beamten kontrollierten Autos akribisch auf verbotene Zeichen

Die Beamten an der Deutzer Werft kontrollierten, ob die Teilnehmenden des Autokorsos verbotene Zeichen und Symbole dabei hatten. „Für uns steht im Fokus, dass alle Veranstaltungen heute friedlich ablaufen“, sagte ein Behördensprecher. Am frühen Nachmittag kamen die Teilnehmer wieder an der Deutzer Werft an, Zwischenfälle gab es laut Polizei nicht.

Stefan Kaser mit Nichte Viktoria Orsiienko mit Flagge und Plakat.

Stefan Kaser mit Nichte Viktoria Orsiienko.

Der Ukraine-Tag sei „ein tolles und wichtiges Zeichen mitten in Köln“, sagte Stefan Kaser, der mit seiner Nichte Viktoria Orsiienko gekommen war. Die 18-Jährige war im März 2022 aus der zentralukrainischen Stadt Wimmystja, rund 150 Kilometer von Kiew entfernt, geflohen. Es löse Betroffenheit und Wut in ihr aus, dass „diese schöne Veranstaltung von anderen bewusst gestört werden soll“, sagte die junge Frau, während sie auf ein Stück Karton „Russland ist ein Terror-Regime“ schrieb.

Der pro-russische Autokorso.

Der pro-russische Autokorso.

Autokorso geht nicht den geplanten Weg: Jubel beim Ukraine-Tag

„Ich finde das peinlich – und akzeptiere das persönlich nicht“, betonte Viktoria. Trotz ihrer eigenen Erfahrungen hob die 18-Jährige aber hervor, dass die Meinungsfreiheit für sie das „höchste Gut einer Demokratie“ darstelle. Ihre gute Laune und die Freude über das Fest an dem sommerlichen Tag wolle sie sich nicht nehmen lassen.

Das ging den meisten Menschen vor Ort so. Und trotzdem brandete kurz Jubel unter den Anwesenden auf, als sich kurz vor 13 Uhr die Entscheidung herumgesprochen hatte, dass der pro-russische Autokorso nicht am Schokoladenmuseum vorbeikommen würde.

Vielerorts in Köln waren am Sonntag weitere und gut besuchte Gegenveranstaltungen zum Autokorso angemeldet worden, deren Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwa am Heumarkt oder am Heinrich-Böll-Platz ihre Ablehnung lautstark, der Polizei zufolge aber ebenfalls weitestgehend friedfertig zum Ausdruck brachten.