Genervte AnwohnerDie Sittiche sind zurück in der Kölner Südstadt
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Köln – Monatelang war es ruhig, jetzt flattern und schnattern die grünen Gesellen wieder rund um ihre Lieblingsschlafplätze an der Dreikönigenstraße, Ecke Bayenstraße. Und es sind nicht wie bisher nur die kleineren Halsbandsittiche, die hier bei Einbruch der Dunkelheit zusammen kommen. Nun haben sich auch die größeren Alexander-Sittiche zu ihnen gesellt.
Abends, mit Anbruch der Dunkelheit, zieht es die Sittiche zu ihren Schlafplätzen. Die Rheinuferstraße ist ihre Einflugschneise. Aus dem Norden kommen sie, aus dem Süden, dem Westen, dem Osten. Unter lautem Geschnatter geht es im Formationsflug Richtung Rheinufer.
Viele Anwohner waren genervt
Im letzten Jahr waren viele Anwohner an der Dreikönigenstraße genervt vom ewigen Gekreische – und dem Kot, den die Tiere hinterließen. Ein Anwohner vertrieb die Sittiche schließlich mit einer lauten Böllermaschine. In der Folge machten die Tiere Halt am Heumarkt und vor dem Musical Dome.
Jetzt landen sie also wieder an der Dreikönigenstraße. Sie okkupieren aber nicht, wie früher, nur drei Bäume, sondern hocken nun bis hoch zum Ubierring in den Platanenwipfeln.
Pajand Ramezani vom „Kiosk 9“, gleich neben der oft heillos zugekoteten Bushaltestelle an der Bayenstraße, freut sich über die Rückkehrer. „Schön, dass sie wieder da sind. Ich finde die lustig, sie sind doch eine Attraktion im grauen Alltag. Und mir sind ihre Hinterlassenschaften allemal lieber, als die der Menschen.“
32 verschiedene Methoden
Ornithologe Achim Kemper vom Naturschutzbund (NABU) war von der Stadt aufgefordert worden, Methoden zur Vergrämung der Sittiche vorzuschlagen – 32 verschiedene gibt es. Von Wasser über Schall bis hin zu Beizjagd und Erschießen.
Die Sittich-Rückkehr an die Bayenstraße hält er für problematisch. „Damit hat sich bewiesen, dass die von der Stadt gewünschten Verbrämungsaktionen keine nachhaltige Lösung sind. So werden vielmehr instabile Schlafplatz-Situationen geschaffen,“ erklärt Kemper. Und: „Je öfter wir die Tiere vertreiben, umso größer wird am Ende das Problem“.
Der Ornithologe schätzt, dass sich an der Dreikönigenstraße derzeit rund 1600 Halsbandsittiche und etwa 500 Alexandersittiche zum Futtern und Schwatzen, zum Schlafen und zur „Eheanbahnung“ treffen. „Sie nehmen nicht jeden Standort an, man kann sie nicht einfach umsetzen“, erklärt Kemper. Die Kölner Population sei aber seit Jahren stabil und stelle keine Konkurrenz zu heimischen Vögel dar.
Wie es weitergeht? Kemper plädiert für den Einsatz eines „Sittichbeauftragten“. In Düsseldorf gäbe es den schon. „Dort leben die Vögel mitten auf der Kö in friedlicher Koexistenz mit den Anwohnern.“ (red)