Bezahlbar Wohnraum in Köln zu finden, ist schwer. Viele Menschen bilden deshalb Wohngemeinschaften, um sich eine Wohnung zu teilen.
Oft denkt man bei WGs an Studenten. Doch dass das Modell auch für Berufstätige funktioniert, zeigt eine Siebener-WG aus der Innenstadt.
Charlotte, Damian, Eva, Fabian, Imke, Kajus und Malte erlauben uns einen Einblick in ihre WG und erzählen vom Leben zu siebt in einer Wohnung.
Köln-Innenstadt – 200 Quadratmeter auf zwei Etagen, Dachterrasse, zwei Bäder, zwei Küchen, insgesamt vier Toiletten (eine für Gäste) und sieben Zimmer, 3200 Euro kalt – wer so wohnen will in Bestlage zwischen Sülz und der Südstadt, der muss super-reich sein – oder er teilt seinen Wohnraum mit anderen.
„Die Vermieter haben die Wohnung gezielt für WGs umgebaut“, erzählt Damian, 31, der am längsten in den beiden obersten Etagen eines Altbaus am Eifelwall wohnt. Im Jahr 2015 wurde die obere Etage aufgestockt, die untere grundsaniert, und vier Zimmer geschaffen, damit zusammen mit den drei Zimmern im neuen Dachgeschoss eine Siebener-WG möglich wurde.
WG in Köln: Casting für neue Mitbewohner
Malte, 26, ist der jüngste Neuzugang. Der Medizin-Student fand den freien Platz auf dem Mitwohn-Portal „WG-gesucht“ und bewarb sich, zusammen mit etwa 50 anderen.
„Wir laden dann immer zum Casting ein“, erzählt Damian, der als Maschinenbau-Ingenieur arbeitet. Der Kandidat muss Fragen beantworten, aber am wichtigsten sei eine positive Ausstrahlung. Malte, der Medizinstudent, der gerade sein praktisches Jahr an einer Klinik im Kölner Norden absolviert, bekam den Zuschlag.
Seine neuen Mitbewohner Damian, Eva, Imke, Charlotte, Kajus und Fabian sind ebenfalls berufstätig. Daher gönnt sich die WG etwas, was es in der gemeinen Studenten-WG nicht unbedingt gibt: Mittwochs kommt die Putzfrau, einen Putzplan sucht man daher in der geräumigen WG-Küche vergeblich. Die 30 Euro im Monat, die jeder zum sauberen Ambiente beisteuert, ist das den Mitbewohnern wert.
Die Mitbewohner eint die gleiche Lebenssituation
Der Begriff Yuppie-WG würde auf die sieben Mitbewohner zutreffen, wäre der Begriff nicht so hoffnungslos 80er. Doch die „jungen urbanen Professionellen“ eint in der Tat die Lebenssituation: Alle stehen am Anfang ihrer beruflichen Karriere. „Es ist toll, dass man abends nach der Arbeit immer jemanden findet, bei dem man sich aussprechen kann“, erzählt Eva, die gerade ihr Referendariat als Grundschullehrerin macht.
„Man kann aber auch die Tür zumachen und für sich sein, das brauche ich auch manchmal nach einem langen Tag im Krankenhaus“, sagt Malte. Die Zimmer sind alle zwischen zwölf und 20 Quadratmetern groß. Je nach Größe zahlen die sieben ihren Mietanteil auf ein Einheitskonto, von dem aus an die Vermieter überwiesen wird.
Alle sieben stehen im Mietvertrag, in dem vermerkt ist, dass die Gemeinschaft dafür gerade steht, wenn ein WG-Mitglied nicht zahlt. „So trägt nicht ein Hauptmieter das Risiko, sondern alle gemeinsam“, erzählt Fabian, 31, der bei der Deutschen Bahn in der Personal-Abteilung arbeitet.
Neue Freunde in der WG gefunden
Doch bisher gab es in punkto Zahlungsfähigkeit noch keine Probleme. Dass alle sieben gleichzeitig abends zu Hause sind, kommt nicht so oft vor, doch jemand zum Quatschen oder zum gemeinsamem Abendessen ist immer da.
An regelmäßigen WG-Abenden unternehmen die Mitbewohner aber auch gemeinsam etwas. „Wir haben schon mal ein Krimi-Dinner gemacht, sind ins Jumphouse gegangen oder sind einfach in unserer Stammkneipe Kiez zum Nageln oder Kickern“, berichtet Charlotte, die Volontärin bei Radio Köln ist.
Zu Hause werden schon mal diverse Partys gefeiert, Spiele gespielt oder es wird einfach Trash-TV geschaut. „Bachelor in Paradise oder Love Island läuft hier schon öfter“, erzählt Kajus mit einem Blick auf die Mädels. Er ist mit 25 der jüngste im Bunde und hat die am weitesten entfernte Heimatstadt. „Ich komme aus Bremen und die WG ist für mich optimal. Ich kannte in Köln niemanden und so hatte ich direkt sechs neue Freunde“, sagt der Außendienstler, der für ein Auktionshaus arbeitet.
Imke wandert aus – WG-Nachfolger schon gefunden
„Eine WG ist echt ein komisches Konstrukt“, findet Eva. „Vor einem Jahr kannte ich die sechs noch gar nicht, und jetzt sind wir total eng, kennen uns super gut, sind beste Freunde“. Freunde, aus denen auch mehr werden kann: Aus zwei Mitbewohnern, die nicht mehr in der WG wohnen, wurde ein Paar. „Das ist auch der häufigste Grund, warum Leute ausziehen“, weiß Damian, der noch Kontakt hat zu den ehemaligen Mitbewohnern.
Die nächste, die geht, ist Imke, die im Online-Marketing arbeitet. „Ich bin seit 2011 in Köln, und möchte jetzt mal etwas Neues kennenlernen.“ Sie zieht im Januar nach Kanada, mit ihrem Freund. Ihr Zimmer unterm Dach mit großen Fenstern und dem Blick über die Dächer von Köln ist wieder vergeben. An eine Freundin von Eva, diesmal ist kein Casting nötig.