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6000 Tannen pro TagAWB starten Abholung von Weihnachtsbäumen in Köln

Lesezeit 4 Minuten
Drei Mülllader laden Weihnachtsbäume in ein Müllfahrzeug.

Am Montag startete der Abholservice für Weihnachtsbäume der AWB – noch bis zum 30. Januar werden die Tannen vor den Haustüren in Köln eingesammelt.

Nachhaltiger und günstiger – mit einem neuen System wollen die AWB die Entsorgung von Weihnachtsbäumen in Köln optimieren.

Während seine Kollegen Tanne für Tanne im Müllfahrzeug der AWB verschwinden lassen, drückt Resul Beyazdag den Zähler in seiner Hand. Über 50 ausgediente Weihnachtsbäume dokumentiert der Mülllader der Abfallwirtschaftsbetriebe Köln allein am Jean-Claude-Letist-Platz in der Innenstadt, 16 kommen in der Moltkestraße hinzu.

Es ist noch nicht einmal neun Uhr, da ist das Müllauto schon zu zwei Dritteln gefüllt. Rund 300 ausgediente Tannen fasst der Laderaum. Dann müssen Beyazdag und sein Team zur Kompostieranlage nach Niehl. Zwei Ladungen pro Tag liefern sie dort ab, damit die weihnachtlichen Überbleibsel gehäckselt und als sortenreine, klimaneutrale Biomasse verstromt werden können. Das ist neu.

Insgesamt rund 6000 Tannenbäume sammeln zehn AWB-Trupps täglich ein

Bis vergangenes Jahr wurden die Bäume mit dem Rest- oder Biomüll eingesammelt. In diesem Jahr führten die AWB ein neues System ein: Für jede Adresse in Köln gibt es genau einen festen Abholtermin zwischen dem 13. und 30. Januar. Am Dienstagmorgen etwa war das Belgische Viertel an der Reihe.

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„Je höher die Bevölkerungsdichte in den Stadtteilen, desto früher das Abholdatum“, erklärt AWB-Pressesprecherin Cordula Beckmann das Vorgehen, nach dem nun täglich zehn Mülltrupps die Straßen vom Weihnachtsmüll befreien. Auch die baulichen Begebenheiten spielen eine Rolle. In Gegenden mit engen Straßen komme die AWB zeitiger als in weitläufige Veedel.

Aus dem Tannenmüll wird CO2-neutraler Strom erzeugt

Das System garantiere eine nachhaltigere Entsorgung, als das noch in den Vorjahren der Fall war, sagt Beckmann. Neben dem Klimafaktor habe die Terminabholung weitere Vorteile. Sie sei günstiger, da die Verwertung von Biomüll weniger koste als die von Restmüll. Außerdem sei die Sammlung an einem festen Datum verlässlicher als zuvor. „Wenn nichts mehr ins Auto passte, wurden die Tannen auch mal stehen gelassen.“

Drei Mülllader kehren Reste des Tannenmülls ein.

Sorgen für saubere Straßen: die Mülllader der AWB

Der Arbeitsschutz komme hinzu: Statt Weihnachtsbäume in die hohen Restmüllfahrzeuge zu hieven, sind nun Sperrmüllwagen im Einsatz – der niedrige Einwurf schone den Rücken, berichtet Beyazdag. „Am Ende des Tages weißt du trotzdem, was du getan hast.“ Nicht nur wird jeder Baum einzeln in den Wagen geworfen, hinter den sich leerenden Grünhaufen kehren die Männer Nadeln und Äste auf, zumindest das Gröbste.

11.01.2023
Köln:
alter Tannenbaum im Einkaufswagen in der Südstadt
Foto: Martina Goyert

Dieses fotografische Kunststück ist unserer Fotografin Martina Goyert in der Südstadt gelungen.

Über ein Jahr tüftelte das Abfallunternehmen an den Plänen, um die Entsorgung zu optimieren, nachdem es Beschwerden gehagelt hatte. „Wir halten das für ein hervorragendes System“, sagt Beckmann. Trotzdem befinde man sich noch in einer Testphase. Wie viele Menschen besitzen einen Baum? Wie viele Ressourcen werden benötigt? Im Belgischen Viertel, so scheint es, ist die Lage überschaubar. „Möglicherweise wohnen hier viele Studierende, die über die Feiertage zuhause waren“, mutmaßt die Pressesprecherin.

Kritik an Kommunikation und Terminierung

Oder aber, sie haben vom neuen Entsorgungssystem nichts mitbekommen. Die Kommunikation rund um die Tanneneinfuhr sorgte im Vorfeld der Aktion zumindest für Kritik. „Offensichtlich gibt es große Unkenntnis“, schrieb etwa ein Leser des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er beschwerte sich über Baumhaufen in Sülz, die schon zu Beginn des Jahres die Straßen versperrten. Einige Anwohnende scheinen von der Terminierung nichts mitbekommen zu haben – an zahlreichen Ecken türmen sich die Tannen, selbst wenn das Abholdatum noch in weiter Ferne liegt. Die AWB sitzen das aus. Extrafahrten gebe es nicht, sagt Beckmann. Zumindest, solange es nicht zu Sicherheitsproblemen komme. Informiert habe das Unternehmen aus ihrer Sicht ebenfalls ausreichend.

Dass die Termine mit Mitte bis Ende Januar zu spät gesetzt und realitätsfern seien, weist Beckmann ebenfalls zurück. „Viele wollen ihren Christbaum erst nach dem 6. Januar loswerden, einige warten sogar bis Maria Lichtmess im Februar.“ Köln müsse sich an neue Systeme erst gewöhnen. Das brauche manchmal etwas Zeit.

Habe man seinen Termin verpasst oder könne es nicht mehr erwarten, sich dem trockenen Baum zu entledigen, gebe es aber Lösungen. Wer seinen Baum unabhängig vom Termin entsorgen will, kann auf eine von mehr als 130 Sammelstellen zurückgreifen oder den Baum zum Wertstoff-Center bringen.


Die Termine aller Haushalte sind im Abfuhrkalender der AWB unter www.awbkoeln.de und in der AWB-App abrufbar. Außerdem können sie telefonisch bei der Kundenberatung erfragt werden. Die Bäume sollen am Abholtag gut sichtbar am Grundstücksrand liegen, aber nicht den Weg für Passanten und Radfahrende versperren.