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Die Stadt erkundenFünf Brunnen in der Kölner Südstadt und was dahinter steckt – ein Spaziergang

Lesezeit 5 Minuten
Ein Brunnen auf einem Vorplatz

Der Brunnen vor der Kirche St. Johann Baptist besteht aus Schalen, über die das Wasser im Zickzack plätschert.

Auch wenn sie im Winter vielleicht nicht mehr plätschern: In der Kölner Südstadt stehen fünf Brunnen, die eine Besichtigung wert sind.

In der Kölner Südstadt oder – wie der Kölner liebevoll sagt – im Vringsveedel gibt es fünf Brunnen, die vom Erscheinungsbild unterschiedlicher nicht sein könnten. Gemeinsam ist aber fast allen, dass sie einer kölschen Persönlichkeit gewidmet wurden.

Severins-Brunnen

Ein Brunnen in Säulenform mit einer Frauenfigur

Die Brunnensäule mit dem Stollwerck-Mädchen auf dem Severinskirchplatz.

Der Severins-Brunnen mit dem Stollwerck-Mädchen befindet sich am Rande des Kirchplatzes vor der Severinskirche. An der Brunnensäule steht eine Mädchenfigur aus Bronze, die auf ihrem aufgestützten Knie den Passanten eine Packung Pralinen anbietet, deshalb wird sie auch als Schokoladen- oder Pralinenmädchen bezeichnet. Die Figur erinnert an die Arbeiterinnen, die um das Jahr 1900 in der Stollwerck-Schokoladenfabrik, die bis in die 1970er Jahre in der Südstadt ansässig war, Schokolade verpackten.

Der Brunnen entstand auf Initiative der IG Severinsviertel, die 1989 einen Wettbewerb initiierte, um den Kirchplatz mit einem Kunstwerk schöner zu gestalten. Den Zuschlag bekam der Kölner Künstler und Bildhauer Sepp Hürten (1929-2018), der unter anderem den Kreuzweg in St. Aposteln und den weißen Marmorsarkophag in St. Pantaleon, in dem die sterblichen Überreste der Kaiserin Theophanu gebettet sind, gestaltet hat. Über die lebensgroße Bronzeskulptur, die seit 1990 in der Südstadt steht, gibt es auch ein Fotobuch. Die Künstlerin Uschi Huber hat das Stollwerck-Mädchen drei Jahre lang immer wieder fotografiert. Die 96 Farbaufnahmen im Buch „Gerda“ dokumentieren, wie die Figur von Passanten und städtischen Arbeitern regelmäßig verändert und mit allerlei Utensilien versehen wurde.

Eicheln-Brunnen

Ein Brunnen mit zwei Eicheln in der Mitte.

Zwei bronzene Eicheln im Brunnen auf dem Platz An der Eiche.

Der Eicheln-Brunnen befindet sich unter einem großen Eichenbaum mitten auf dem Platz An der Eiche. Die Anlage ist als kleiner gepflasterter Hügel gestaltet, auf dessen Kuppe als Wasserspender bronzene Eicheln angebracht sind. Die eher unscheinbare Skulptur erlaubt mehrere Interpretationen. Das Bild erinnert an einen kleinen Zweig mit zwei Eicheln, die vom Baum gefallen sind, oder an die weiblichen Brüste als lebensspendende Quelle.

Möglicherweise gibt es aber noch einen ganz anderen Zusammenhang: Früher soll sich an der Stelle ein Eichamt befunden haben, in dem Gewichte und Maße geprüft wurden. Der Brunnen wurde 1979 von dem Künstler Jürgen Schreiber (1937 – 2012) alias „Gorgonzola“ entworfen. Der Maler und Bildhauer studierte an den Kölner Werkschulen und lebte und arbeitete seit 1954 in Köln. 2010 wurde er mit dem Severins-Bürgerpreis geehrt. Der Preis wird seit 1984 an Menschen verliehen, die sich um das kölnische Brauchtum verdient gemacht hat.

Hänneschen-Brunnen

Der Hänneschen-Brunnen mit Pfeiler und Wasserbecken.

Der Hänneschen-Brunnen mit Pfeiler und Wasserbecken.

Der Hänneschen-Brunnen steht in der Straße Im Dau. Er wurde im Jahre 1914 von Simon Kirschbaum gestaltet. Das Denkmal soll an Magdalena Klotz erinnern, die Enkelin des Gründers des Hänneschen-Theaters Johann Christoph Winters. Sie leitete das Theater nach dem Tod ihres Mannes als „Witwe Klotz“. Der Brunnen ist aus Travertin und besteht aus einem barockartigen Pfeiler mit einem Wasserbecken. Im unteren Teil befindet sich der Wasserausfluss in Gestalt einer Eule. Die beiden Figuren ganz oben sind der Besteva, der gutmütige Großvater, und das Hänneschen, bekannte und beliebte Stockpuppen des Theaters. Obwohl der Brunnen seit über 100 Jahren existiert und eine imposante Höhe von sechs Metern hat, ist er den meisten Kölnern unbekannt.

Karl-Berbuer-Brunnen

Ein bronzefarbender Brunnen mit mehreren Figuren

Der Karl-Berbuer-Brunnen, auch als Narrenschiffbrunnen bezeichnet, ist nach seiner Restaurierung wieder auf seinen Platz am Karl-Berbuer-Platz. zurückgekehrt.

Der Karl-Berbuer-Brunnen steht auf dem gleichnamigen Platz im Norden des Severinsviertels. Der Brunnen ist dem Karnevalisten Karl Berbuer gewidmet, der über 100 Karnevals- und Trinklieder geschrieben hat. Er wurde 1987 errichtet und soll an Berbuers „Müllemer Böötchen“ aus dem Lied „Heidewitzka, Herr Kapitän“ erinnern. Das Brunnenschiff ähnelt einer umgedrehten Narrenkappe, die Figuren auf dem Boot zeigen zahlreiche Karnevalisten: Unter anderem zwei Lappenclowns, die die Pauke spielen, einen Funken mit dem tanzendem Mariechen und die Jungfrau aus dem Dreigestirn ist auch an Bord.

Am Bug steht Mutter Colonia. Karl Berbuer selbst ist – mit Karnevalsuniform und Narrenkappe – Kapitän des Schiffs. Die Arme und Beine der Figuren lassen sich nach Belieben verstellen, sodass jeder Betrachter den Brunnen selbst gestalten kann. Bei einem Wettbewerb, zu dem der damalige Kölner Oberbürgermeister Norbert Burger aufgerufen hatte, wurden 14 Entwürfe eingereicht. Der Vorschlag des Aachener Künstlers Bonifatius Stirnberg wurde zum Sieger gekürt, sein lebendiges Kunstwerk hatte das Kuratorium unter dem Vorsitz des damaligen Festkomitee-Präsidenten Ferdinand Leisten überzeugt.

Arnold-von-Siegen-Brunnen

Der Brunnen vor der Kirche St. Johann Baptist besteht aus Schalen, über die das Wasser im Zickzack plätschert.

Der Brunnen vor der Kirche St. Johann Baptist.

Der Arnold-von-Siegen-Brunnen steht unmittelbar neben einer der ältesten Kirchen Kölns: St. Johann Baptist, im Volksmund auch als „Zint Jan“ bekannt. Der Brunnen ist Arnold von Siegen gewidmet. Er war kaiserlicher Rat, Ratsherr und einer der einflussreichsten Bürgermeister des 16. Jahrhunderts. St. Johann Baptist war „seine“ Pfarrkirche, die er während seiner Amtszeit finanziell stark unterstützt hat, und in der sich auch sein Grab befindet. Der Brunnenstock hat eine Höhe von fünf Metern und wird durch mehrere leicht schräg zueinander gekippte Schalen verziert, die an kleine Ruderboote erinnern. Das Wasser fließt im Zickzack von Schale zu Schale in ein rundes Becken.

Der Brunnen aus Granit und Bronze wurde 1966 von der Bildhauerin Elisabeth Baumeister-Bühler (1912-2000) entworfen und gebaut. Sie war 1958 als erste Dombildhauerin an der Dombauhütte Köln angestellt und schuf mehrere Plastiken an der West- und Südseite des Kölner Domes. Für den neu konzipierten Figurenschmuck des Kölner Rathausturmes schuf sie die Skulpturen von Theophanu und Agilolf von Köln.

Schokobrunnen im Kölner Schokoladenmuseum

Der Schokobrunnen

Der Schokobrunnen im Schokoladenmuseum.

Je nachdem, an welcher Stelle man den Brunnenspaziergang durch die Kölner Südstadt startet, besteht die Möglichkeit, sich am Anfang oder am Ende der Tour etwas Süßes am Schokoladenbrunnen zu gönnen. Der steht im Schokoladenmuseum. Gebaut wurde der Brunnen in den 1990er Jahren als Attraktion eigens für das neu eröffnete Museum. Der Brunnen ist drei Meter hoch und besteht aus goldenen Kakaobohnen. Aus den kleinen Fontänen sprudeln 200 Kilogramm warme flüssige Lindt- Schokolade. Der Schokoladenbrunnen steht im gläsernen Bug des schiffsähnlichen Gesamtensembles und bietet mit dem dahinter liegenden Stadtpanorama ein schönes Fotomotiv.