Wie schießt man das beste Foto vom Kölner Dom? Mehrere Kölner Fotografen verraten ihre Tipps.
Foto-Tipps von ExpertenWo Sie außergewöhnliche Perspektiven auf den Kölner Dom finden
Dieser Archiv-Artikel ist zuerst am 17. Juli 2020 erschienen.
Den Dom zur Ansichtssache zu machen, ist ein – sagen wir mal vorsichtig: kühnes Unterfangen. „Der Dom ist herrlisch, basta!“ An diesem Gesetz werden wir auch nicht rütteln. Dennoch wagen wir es – und machen den Dom zur Ansichtssache. Im wortwörtlichen, fototechnischen Sinne, versteht sich.
Die gute Nachricht für Fotografie-Laien und Fans der Automatik-Funktion vorab: „Das perfekte Dombild gibt es nicht“, da sind sich Kölner Fotografen einig.
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Das perfekte Foto bedeutet für jeden etwas anderes
„Ob eine Fotografie gut oder schlecht ist, entscheidet der Betrachter“, sagt Max Grönert – und fügt eine Anekdote seiner Großmutter an, deren Pointe spoilern, also vorwegnehmen kann, wer Max Grönert nur ein wenig länger kennt. Oma Elsa stellte, wann immer ihr Enkel ein Foto von ihr schoss, stets dieselbe, empörte Frage: „Wer gibt Dir denn auch nur eine Mark für ein Foto? So sehe ich nie und nimmer aus!“
In ähnliche Richtung geht ein Zitat von Garry Winogrand, einer der berühmtesten Vertreter der amerikanischen Straßenfotografie. Er soll einmal gesagt haben: „Ich weiß nicht, ob die von mir fotografierten Frauen schön sind, aber ich weiß, dass sie auf meinen Fotos wunderschön aussehen.“
Auch technisch gesehen bedeutet das perfekte Dom-Foto für jeden etwas anderes. Der eine sucht den idealen Bildaufbau à la „goldener Schnitt“, ein anderer ist symmetrieversessen und stört sich an einer Schieflage von 0,5 Prozent, der Dritte leidet unter einem Schärfetick.
Da fototechnisches Know-how und Equipment in Smartphone-Zeiten aber vor allem für Laien eine immer unbedeutendere Rolle spielen, sollte die Frage nach dem Warum eine größere Herausforderung darstellen. Aus welcher Motivation heraus mache ich das Foto? Zu welchem Zweck? Und für wen? Möchte ich mit dem Foto schlicht belegen: Ich war da! Ist es fürs Reisetagebuch bestimmt, den oder die Liebste(n), meine Verwandtschaft, den Fotoclub? Oder möchte ich damit prahlen: Schaut her, so tolle Fotos mache ich!
Kölner Dom: Überwältigt von der Größe
Deshalb könnte Frage Nummer zwei lauten: Was fällt mir auf? Welches Gefühl löst der Anblick des Doms aus – und welches möchte ich transportieren? Überwältigt mich seine Größe, irritiert mich die Vielfalt der Form, erfüllt mich das gigantische Gebäude mit Ehrfurcht, macht es mich neugierig? Um das herauszufinden, empfehlen unsere Fotografen , sich Zeit zu nehmen, in Bewegung zu setzen und häugiger mal die Perspektive zu wechseln. „Das ist manchmal ganz leicht, indem man in die Knie geht oder auf eine Bank steigt“, sagt Stefan Worring – „Wie auch Robin Williams alias Lehrer Keating seinen Schülern in „Der Club der toten Dichter" ans Herz legte, öfter mal auf eine Bank zu steigen, da von dort oben die Welt ganz anders aussähe.“
Max Grönerts Tipp: „Bei unbewegten Objekten wie dem Dom ist der Fotografierende gut beraten, den Dom in wechselnden Entfernungen zu umrunden, den Blick dabei auch auf Details gerichtet.“ Vom Gucken zum zielgerichteten Schauen, lautet also die Devise.
So viel ist klar: Das perfekte Dom-Foto gibt es nicht, aber es gibt idealere Standorte als die Domplatte, originellere Perspektiven als das Hauptportal von vis à vis und außergewöhnlichere Sonnenstände als mittags um zwölf.
Lassen Sie sich inspirieren: Unsere Fotografen haben ihre Archive nach Beweisfotos durchforstet – zum Nachfotografieren, oder einfach nur Staunen.
Kölner Dom von nah und von fern
Die meisten – Einheimischen wie Touristen – versuchen, den Dom fotografisch aus unmittelbarer Nähe einzufangen, dennoch lohnt sich ein Streifzug durch die Stadt. Denn wer den Blick hebt, wird feststellen, dass nahezu von jedem Winkel Kölns aus zumindest die Domspitzen erkennbar sind. Der Dom ist eben allgegenwärtig.
Das Bild oben hat Alexander Roll auf dem Boden sitzend vom Taubenbrunnen aus fotografiert. Er empfiehlt, hierfür ein Superweitwinkel-Objektiv zu nutzen, um den Dom bis zu seinen Spitzen einzufangen.
Nachteil: Aus dieser Perspektive ist es fast unmöglich, den Dom ohne stürzende Linien abzulichten, sprich: Objekt- und Bildebene stehen nicht parallel zueinander, so dass die Linien gen Horizont zusammenlaufen. Nachträglich Abhilfe schaffen können Bildbearbeitungsprogramme wie zum Beispiel Fotoshop, Capture One oder Lightroom.
Für dieses Foto hat sich Alexander Roll auf das Dach seines Wohnhauses am Josef-Haubrich-Hof begeben. Sein Tipp: „Dafür eignen sich auch die obersten Etagen der City-Parkhäuser hervorragend und schöne, klare Sommerabende – perfekter Zeitpunkt ist auch die blaue Stunde.“
Das Bild unten zeigt den Dom mit dem Rheinpark im Vordergrund. Max Grönert hat es aus einer Gondel der Seilbahn heraus fotografiert. Ein Spaziergang über die Zoobrücke eröffnet ähnliche Blickwinkel auf den Dom.
Weitere Standorte: Außergewöhnlichere Perspektiven auf den Dom bieten unter anderem alle Kölner Brücken, die oberste Etage des Wallraf-Richartz-Museums (durch die Panorama-Scheibe), die Sonnenschein-Etage (Galeria Kaufhof Karstadt Parkhaus B, 14. Etage), das oberste Stockwerk des Köln Triangels, der Aussichtsturm Domblick (zwischen Militärringstraße und A1, am Freimersdorfer Weg gelegen).
Jahreszeiten und Wetter am Kölner Dom
Keine Frage: Jahreszeit und Wetter spielen eine maßgebliche Rolle für das Foto. Hier gilt, wie auch bei der Tageszeit und dem Sonnenstand, genau hinzuschauen und unterschiedliche Lichtstimmungen wahrzunehmen.
Manchmal ergibt sich ein lohnendes Motiv, wenn die Natur einbezogen wird und einen Hinweis auf die Jahreszeit gibt. Es macht durchaus Sinn, bei schlechtem Wetter die Regenjacke anzuziehen und zu schauen, ob die Domspitzen noch zu sehen sind – ob sie im Nebel oder Schneegestöber verschwinden; ob Wasserkaskaden von den Dächern schießen – vielleicht spiegelt sich der Dom auch in Regentropfen auf einem schwarzen Autodach?
Im Beispiel oben hat Max Grönert, um die Jahreszeit zu betonen, die Belichtung eher auf die Kirschblüten abgestimmt, und dafür auf einen perfekt belichteten Dom verzichtet.
Zu seinem Nebel-Foto sagt Alexander Roll: „Es ist ein ideales Beispiel dafür, dass man als Fotograf ab und an auch Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein muss.“
Durch plötzlich aufkommenden Nebel und die spärliche Beleuchtung des Doms wirkt sein Foto etwas unheimlich und mystisch – und erinnerte zu diesem Zeitpunkt an den Brand von Notre-Dame.
Rolls Tipp: In solchen Situationen den Dom stark zoomen, um das Foto zu verdichten und den Effekt zu verstärken. Ein anderer guter Ort dafür wäre ein Bahnsteig des Hauptbahnhofs gewesen.
Das Bild unten hat Stefan Worring von der rechtsrheinischen Seite aus – vor den Rheinhallen – fotografiert.
Tageszeit und Sonnenstand
Die Stimmung im Bild wird sehr oft von der Lichtsituation bestimmt, weshalb es sich lohnt, den Dom zu verschiedenen Tageszeiten und in alle Himmelsrichtungen in Augenschein zu nehmen. Das folgende Beispiel oben ist im Januar 2019, einen Tag nach der totalen Mondfinsternis („Blutmond“), entstanden – von einer Wiese am LVR-Gebäude aus.
Die optimale Position für dieses Motiv – der Mond sollte sich exakt zwischen den Türmen des Doms befinden – hatte Matthias Heinekamp vorab mit einer App berechnet. „Vor Ort war dann klar, dass ich keinen Schritt mehr hätte zurückgehen können – hinter mir war eine Hauswand.“
Sein passender Tipp: Manchmal sind Handwärmer und Handschuhe wichtiger als die neuste Kamera, denn an diesem Morgen war es noch immer minus 4 Grad kalt.
Im Foto unten hat Peter Rakoczy die Abendstunden für eine Licht-Schatten-Komposition genutzt. Rakoczys Tipp zum Nachfotografieren: „Sie sollten sich Anfang November kurz vor Sonnenuntergang mitten auf den Bahnhofsvorplatz stellen – mit Blickrichtung auf die Domtürme. Die Spiegelreflexkamera mit einer Brennweite von 20mm bereithalten, und bei ISO 200 manuell Blende 5,6 und eine Belichtungszeit von 1/60s einstellen.“
Auch im Bild unten nutzt Matthias Heinekamp das Spiel von Licht und Schatten – aber in den Morgenstunden, und zwar von einer Brücke zwischen Herkulesberg und Mediapark aus. Heinekamp: „Die gesamten Hügel rund um den Mediapark bieten spannende Perspektiven auf den Dom. Im Winter hat man dabei den Vorteil, dass keine Blätter die Sicht auf die Stadt versperren.“ Entscheidend ist bei beiden, letztgenannten Bildern, dass die Belichtung auf die Lichtquelle abgestimmt wurde, das heißt, dass der Dom nur als Silhouette wiedererkennbar ist.
Tipps und Tricks
Blaue Stunde nutzen: In der Zeit der Dämmerung direkt nach Sonnenuntergang und vor Eintritt der Nachtschwärze ist der Himmel oft besonders interessant gefärbt – ein Trick, der Giganten wie den Dom aber auch das noch so banalste Objekt interessant aussehen lässt. Belichtung auf die Lichtquelle ausrichten: Würde man in den gezeigten Beispielen den Dom „richtig“ belichten, wäre der Himmel fast weiß gefärbt – und die Aussage zunichte gemacht.
Das streifende Sonnenlicht in den Morgen- oder Abendstunden betont die Konturen der gezeigten Objekte, ein hoher Sonnenstand um die Mittagszeit kann sehr kontrastreich und/oder flach wirken, was aber nicht zwingend uninteressant ist.
Wer den Dom umrundet, sich nah an ihn herangetraut oder weiter von ihm entfernt, der sollte im zweiten Schritt seinen Blick einmal vom reinen Bauwerk und seiner Architektur lösen – so geraten Details und die Umgebung in den Fokus.
Die Wahrnehmung ändert sich: Man sieht den Dom plötzlich in anderen Zusammenhängen, er wird zur Kulisse oder zum Zitat.
Im Beispiel oben hat Stefan Worring während eines Spaziergangs die Pylone der Severinsbrücke als Rahmen und Zitat eines Domturms fotografiert.
Im Foto unten hat er das Piktogramm des Doms im Schaufenster der KölnTourismus-Zentrale festgehalten – und den sich spiegelnden „echten“ Dom. Der Mond ist übrigens kein Mond sondern eine Lichtquelle im Inneren des Büros.
In der Nachtaufnahme von Max Grönert spiegelt sich der illuminierte Dom noch einmal auf dem schwarzen Autodach und wird dadurch reproduziert.
Tipp des Fotografen: Die Belichtung dabei auf die hellen Bereiche des Motivs ausrichten, da andernfalls die Lichter „ausfressen“ und die romantische Nacht-Stimmung zerstören.
Das Titel-Foto von Peter Rakoczy zeigt ein einmaliges Motiv – vom Dach des Hansa-Hochhauses aus fotografiert. Dort oben gibt es drei spitz zulaufende Metalltüren. Öffnet man die mittlere, sieht man den Dom vom Nordwesten her aus einer Höhe von rund 67 Metern.
Leider ist das Dachgeschoss nicht öffentlich zugänglich. Ähnliche Perspektiven bieten aber die Aussichtsplattform des LVR-Turms in Deutz oder der Kölnturm im Mediapark. Für Besucher der Restaurants ist die Aussichtsterrasse zugänglich. Tipp: Das 80-200mm-Teleobjektiv nicht vergessen!
Der Dom mal anders
Zu besonderen Gelegenheiten wird der Dom selbst zur Projektionsfläche, so geschehen etwa am Jahreswechsel 2016/2017. Das Beispiel von Max Grönert zeigt eine Lichtinstallation vom September 2018 zur Erinnerung an den Ersten Weltkrieg.
In seinem Foto darunter macht die kleine Figur des weiß gekleideten Skaters trotz des engen Foto-Ausschnitts die riesigen Dimensionen des Doms deutlich – oder um es mit den Worten Wolfgang Ambros zu sagen: groß und mächtig, schicksalsträchtig.
Das Foto unten von Peter Rakoczy zeigt den Vierungsturm mit dem nördlichen Domturm im Hintergrund – diesen Blick gibt es zwar von Jahres- und Tageszeit unabhängig, allerdings bekommt man die beiden so nur aus dem Museum Ludwig heraus vor die Linse. Man findet dieses Motiv, wenn man im Nordwesten des obersten Stockwerkes durch die Fenster fotografiert.
Drückt man dann noch bei strahlend blauem Himmel auf den Auslöser, kann man sein eigenes fotografisches Meisterwerk mit nach Hause nehmen. Technische Details: 1/2000s, ISO 200, Blende 5,6, Brennweite 70mm.
Dieser Artikel ist zuerst am 17. Juli 2020 erschienen.