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Schock-Werners Adventskalender 4Der Barbarabrunnen

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Der Barbarabrunnen in der Ennenstraße in Köln-Neuehrenfeld

Der Barbarabrunnen in der Ennenstraße in Köln-Neuehrenfeld

Zu ihrem Namenstag am 4. Dezember besucht Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner den Barbarabrunnen mit einer ungewöhnlichen Darstellung der Heiligen.

Eine Gabelung der Ennenstraße in Neuehrenfeld lässt eine kleine dreieckige Freifäche entstehen. Hierhin hat mich Leserin Bettina Greven gelotst. Ich vermute, nicht nur wegen dieses unvermuteten, anheimelnden Plätzchens zwischen der Wohnbebauung aus den 1920er/1930er Jahren, sondern vor allem auch wegen des Barbarabrunnens am schmalen Ende des üppig mit Heckenrosen bepflanzten Areals. Natürlich öffne ich dieses Türchen im Adventskalender an meinem heutigen Namenstag.

Der Brunnen entstand 1927/28 auf Betreiben der Gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft Ehrenfeld. Für sie verantwortlich waren drei Männer, die im Volksmund „die Eisheiligen“ hießen, wegen ihrer grauen Haare, aber auch – so berichtet es eine Gedenktafel – in respektvoller Würdigung ihrer Verdienste um die Wohnungsversorgung.

Seltene Darstellung der heiligen Barbara mit einem Schuh

Dass es sich bei der umgitterten Brunnenfigur aus Muschelkalk tatsächlich um die heilige Barbara handele, rief mir ein freundlicher Anwohner aus seinem Fenster im ersten Stock zu, kaum dass ich begonnen hatte, den Brunnen zu umrunden. Ob der Mann meinen skeptischen Blick bemerkt hatte? Ich kenne meine Namenspatronin eigentlich nur mit einem Turm als typischem Attribut.

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Der Klettenberger Bildhauer Heinz Geier hat sie dagegen mit einem Schuh versehen, der offenbar zu einem kleinen Jungen vor ihr gehört. In der Hand hält er eine Schuhbürste. Noch mehr Schuhe stehen auf einem Podest hinter ihm. Der Junge ist offenbar vor Müdigkeit eingeschlafen. Sein Kuscheltier liegt rechts neben ihm auf dem Boden.

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Kölner Stadt-Anzeiger

Diese Ikonographie hat mich neugierig gemacht. Herausgefunden habe ich, dass es im Rheinland und besonders im Köln/Bonner Raum bis in die späten 1960er Jahre üblich gewesen sei, nicht nur zum Nikolaustag am 6. Dezember, sondern auch zum Barbaratag zwei Tage zuvor die Schuhe ins Fenster zu stellen, am besten blank geputzt. Dann seien sie mit Süßigkeiten gefüllt worden – was für den schläfrigen Jungen am Barbarabrunnen also die Heilige höchstpersönlich übernommen hat. Ein liebenswertes Stück Brauchtum, das ich trotz meines Namens nicht kannte.