Am Donnerstag löste Barbara Schock-Werner ihr Versprechen ein, den ersten 100 Neumitgliedern des Dombau-Vereins eine Führung zu geben.
Exklusive FührungNeue Präsidentin des Dombau-Vereins zeigt Herzstücke des Kölner Doms

Barbara Schock-Werner führt die ersten Neumitglieder des ZDV unter ihrer Präsidentschaft durch den Dom.
Copyright: Martina Goyert
„Ja, was ist drin?“, greift Barbara Schock-Werner die Frage eines Mannes aus der Gruppe auf, mit der sie vor dem Dreikönigsschrein steht. Offizielle Lesart: Das Reliquiar, Herzstück des Kölner Doms, enthält die Gebeine der Weisen aus dem Morgenland. 1864 analysierte man die Knochen und kam zu dem Ergebnis, dass sie von drei männlichen Personen stammen. „Natürlich gibt es weitere Angebote, die Knochen zu untersuchen“, sagt Schock-Werner, „aber die Kirche sagt nein.“ Deren Standpunkt sei längst, dass die Frage der Echtheit „relativ egal“ sei: „Der Glaube daran, das Vertrauen darauf stärkt die Gläubigen.“

Barbara Schock-Werner führt den Dreikönigsschrein vor.
Copyright: Martina Goyert
Der Schrein ist das zentrale der Ausstattungsstücke, auf die die frühere Dombaumeisterin an diesem Donnerstag eingeht. Als sie im vorigen Oktober zur Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins gewählt wurde, versprach sie, dass die ersten 100 Neumitglieder, die nach ihrem Amtsantritt beitreten, von ihr eine exklusive Abendführung durch den Binnenchor bekommen. Nun löst sie das Versprechen ein. Deutlich wird nicht nur ihr schier unerschöpfliches Wissen, sondern auch die Begeisterung für das gotische Bauwerk.
Barbara Schock-Werner zeigt ihr unerschöpfliches Wissen
Am Schrein, der um 1220 fertiggestellt wurde, lobt sie die „hohe Qualität der Arbeiten“, etwa die Gestaltung der Figuren. Vor dem Hochaltar erwähnt sie, dass die 30 Zentimeter starke und viereinhalb Tonnen schwere Auflage aus belgischem Blaustein „die größte Altarplatte im alten Reich“ war. Damals habe gegolten: „Kein Aufwand ist zu groß.“ Hochachtung zollt sie Dombaumeister Gerhard, unter dessen Ägide 1248 der Bau der Kathedrale als Nachfolgerin des karolingischen Hildebold-Doms begann. Ihr Lob gilt sowohl dem Tempo, mit dem der Chor hochgezogen wurde, als auch der Präzision der Ausführung.
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Die Pfeilerfiguren dienen ihr ebenfalls als Beispiel dafür, dass „bis ins 14. Jahrhundert Geld beim Ausbau der Kirche keine Rolle gespielt hat“. So sei zur Bemalung der mit Gold überzogenen Steinfiguren unter anderem das teure Rot von Blattläusen verwendet worden. Als sie die Chorschranken-Malereien erklärt, erzählt sie von einer Begegnung mit Bill Clinton und Tony Blair im Jahr 1999, als der Weltwirtschaftsgipfels in Köln stattfand. Bei der Sonderführung im Dom habe sich der US-Präsident als ausgezeichneter Kenner der Chorschranken-Malereien erwiesen, während der britische Premier vor dem Lochner-Altar einen beeindruckenden kunsthistorischen Kurzvortrag gehalten habe.
Nachdem Schock-Werner auch auf Details des Chorgestühls und des Mosaikfußbodens eingegangen ist, wechselt die Gruppe ins Langhaus, um Winfried Bönig zuzuhören. Der Domorganist spielt Bachs d-Moll-Toccata und Improvisationen. „Ich war schon immer am Dom interessiert und wollte ihm ein bisschen näher kommen“, sagt eine Frau aus Bergheim auf die Frage, warum sie dem ZDV beigetreten sei. Ein Teilnehmer hat sich bei der Mitgliederversammlung im Oktober, an der er als Vertreter eines Unternehmens teilnahm, dazu entschlossen. Seit Schock-Werners Amtsantritt ist der ZDV um rund 1000 auf 18 100 Mitglieder gewachsen.