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Fragen und AntwortenErzbistum Köln will am Dom sparen – Was Besucher jetzt wissen sollten

Lesezeit 6 Minuten
Wolken ziehen am Kölner Dom vorbei.

Wolken ziehen am Kölner Dom vorbei. Das Erzbistum Köln als wichtigster institutioneller Geldgeber hat angekündigt, am Dom zu sparen. (Archivbild)

In ersten Schritt gehe es um 400.000 Euro pro Jahr, erklärt Dompropst Guido Assmann. Eintritt, Spenden und Zukunftspläne - die wichtigsten Fragen im Überblick.

Für den Kölner Dom soll 2025 ein strahlendes Jahr werden. Wie Dombaumeister Peter Füssenich in einem Pressegespräch berichtete, wird die Außenbeleuchtung der Kathedrale derzeit in Kooperation mit der Rheinenergie runderneuert.

Gleichzeitig fallen dunkle Schatten auf den Dom: Das Erzbistum Köln als wichtigster institutioneller Geldgeber hat angekündigt, am Dom zu sparen. In einem ersten Schritt gehe es um 400.000 Euro pro Jahr, erklärt Dompropst Guido Assmann. Begründet werden die Einschnitte mit den prognostizierten Einbrüchen bei den Kirchensteuer-Einnahmen. Schon im Herbst hatte der Ökonom des Bistums, Gordon Sobbeck, vor einer Finanzierungslücke von 100 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 gewarnt – nach teils zweistelligen Millionenüberschüssen in den Haushalten der vergangenen Jahre. Wir erklären, was es mit den Einschnitten auf sich hat.

Erzbistum Köln: Wie kommt es zu der Einsparsumme von 400.000 Euro?

An der Lage sei „nichts schönzureden“, sagt Assmann. Und dennoch sei es eine schöne Sache und eine gute Entscheidung, die kirchlichen Zuschüsse an den Dom von etwa 4,5 Millionen Euro im Jahr 2024 fürs Erste nicht zu kürzen, sondern lediglich einzufrieren. Die allseits bekannten Kostensteigerungen – insbesondere bei Löhnen und Gehältern – schlügen in etwa mit den besagten 400.000 Euro zu Buche. „Unsere erste Aufgabe bestand deshalb darin, zu überlegen, wie wir mit 400.000 Euro weniger klarkommen.“

Der gleichen Denksportübung müssen sich derzeit auch alle anderen Einrichtungen im Erzbistum stellen: Minus 15 Prozent lautet hier die Vorgabe. Was landläufig Sparen nach dem Rasenmäher-Prinzip heißt, hatte Finanzchef Sobbeck im vorigen Jahr ausgeschlossen.

Dompropst Guido Assmann.

Dompropst Guido Assmann.

Assmann erklärt es als vorläufige Lösung, „bis es eine bessere gibt“. Kardinal Rainer Woelki will nach Abschluss eines „Evaluierungsprozesses“ mutmaßlich bis zum Sommer die künftigen Ausgaben-Schwerpunkte des Erzbistums benennen. Leitfrage: Was trägt am meisten bei zur Evangelisierung?

Den Dom sieht Ex-Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner hier eigentlich an vorderster Stelle: „Man muss es nicht missionarisch nennen, aber zweifellos hat der Dom große Werbekraft für die Kirche. Und auch wenn der Dom ein überkonfessionelles Kulturgut ist, ist es kein gutes Zeichen, wenn die Kirche die erste ist, die an ihm spart.“ Sie glaube sogar, es werde „Ärger geben in Köln, wenn der Kardinal erklärt, er streicht dem Dom die Mittel“.

Welche Folgen hat das Kölner Sparprogramm?

Spürbarste Wirkung ist eine Veränderung bei den Zugangsmöglichkeiten zum Dom. Die Öffnungszeiten von 6 bis 20 Uhr bleiben zwar, wie sie sind. Aber in den frühen Morgenstunden bis 9.30 bleibt das Hauptportal künftig geschlossen. Messbesucher kommen nur noch durch das Nordportal auf der Bahnhofseite in den Dom. Vorteil, sagt Assmann: Die Wege zu den Gottesdienstorten werden kürzer. „Das sind kleine Dinge, die nicht wehtun“, findet der Dompropst. Und: Für die Aufsicht braucht es künftig nur noch zwei Domschweizer statt wie bisher vier.

Beim Personal streichen will das Domkapitel nach Assmanns Worten nicht. Allenfalls fielen weniger Dienste durch externes Sicherheitspersonal an.

Was bedeuten die Kürzungen für die Dombauhütte?

Der Etat der Dombauhütte, die für den Erhalt der Kathedrale mit allen Reparatur- und Sanierungsarbeiten verantwortlich ist, sei bislang nicht betroffen, sagt Dombaumeister Peter Füssenich. Das Erzbistum habe seinen Zuschuss im Jahr 2024 sogar um etwa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. 2023 zahlte die Kirche 1,53 Millionen für den Bauerhalt, im vorigen Jahr waren es 1,68 Millionen.

Ein insgesamt gleichbleibender Jahresetat von rund acht Millionen Euro bedeute angesichts von Inflation, Tariferhöhungen und anderen Kostensteigerungen allerdings faktisch ein Minus, betont Füssenich. „Wir sparen schon jetzt jedes Jahr“. Für ihre rund 90 Mitarbeitenden wendet die Hütte drei Viertel des Budgets aus, und auch wenn kein aktiver Abbau geplant sei, sei der Personalstand wegen nicht nachbesetzter Stellen leicht gesunken.

Schock-Werner, seit Oktober 2024 Präsidentin des Zentral Dombau Vereins, weist auf ein doppeltes Risiko hin. Eine Kürzung kirchlicher Zuschüsse könnte ein fatales Signal insbesondere an das Land NRW als wichtigen Geldgeber senden. „Ich fürchte, wenn das Erzbistum weniger gibt, zieht das Land nach.“

Zum anderen könnten Sonderausgaben den Etat der Dombauhütte, den der ZDV zu etwa 60 Prozent finanziert, schnell ins Trudeln bringen. Aktuell steht eine Sanierung des Areals zwischen Dombauhütte und Römisch-Germanischem Museum an, die die Hütte mit einer Million Euro zu belasten droht. „Wo soll dieses Geld herkommen, wenn nicht vom ZDV?“, fragt Schock-Werner. Dessen Mittel aber seien auch endlich.

Wird der Besuch des Doms künftig Eintritt kosten?

Was in früheren Zeiten ein erklärtes Tabu war, sei inzwischen „regelmäßig Thema im Domkapitel“, sagt Medienreferent Markus Frädrich, zuletzt 2022 als Reaktion auf Einnahmeausfälle durch die Corona-Krise. In solchen Diskussionen würden auch Rechenmodelle durchgespielt – allerdings nur als Szenario „für den äußersten Notfall“.

Bis auf Weiteres, so Frädrich, „schließt das Domkapitel aus, ein verbindliches Eintrittsgeld für den Dom oder Teilbereiche im Dom zu erheben“. Domdechant Robert Kleine, der Stellvertreter des Dompropstes, betont die pastorale Bedeutung eines freien Zugangs: Nicht nur Gläubige brächten ihre Anliegen und Sorgen mit und verließen den Dom „anders, als sie hineingegangen sind“.

In einem ersten Schritt, erläutert Assmann, setzt das Domkapitel auf freiwillige Beiträge. Am Umgang zum Hochchor mit dem Dreikönigenschrein wurden zusätzliche Spendenboxen aufgestellt.

Bereits im Vorjahr wurden die Preise für die Turmbesteigung und die Besichtigung der Schatzkammer um einen Euro auf acht Euro (Normalpreis) angehoben. „Moderat“ nennt Assmann diese Erhöhung.

Wie viel Geld spenden Besucherinnen und Besucher für den Dom?

Durch „allgemeine Kollekten“ – Geld in den Spendenboxen des Doms (analog und digital), in den Trageboxen der Domschweizer und den neuen Opferstöcken am Chorumgang (seit Juli 2024) – kamen im vorigen Jahr nach Angaben des Doms 167.000 Euro zusammen, 2023 waren es 158.000 Euro.

In den Gottesdiensten warfen die Besuchenden im vergangenen Jahr 110.000 Euro in den Klingelbeutel. Der „starke“ Dezember ist noch nicht erfasst. Im ganzen Jahr 2023 lag die Summe bei 119.000 Euro.

Eine nicht unerhebliche Einnahmequelle ist auch das sogenannte „Kerzenopfer“. Die Votivkerzen im Dom haben aus steuerlichen Gründen (im Dom darf nichts verkauft werden) sowie aus seelsorglichen Erwägungen keinen festen Preis. Der Dom bittet um eine freiwillige Gabe. Die Summe lag 2024 bei 224.000 Euro, im Vorjahr bei 229.000 Euro.

Was hat der Dom 2025 vor?

Die neue Dombeleuchtung soll um Ostern herum einsatzbereit sein. Insgesamt werden bis dahin mehrere Kilometer Kabel und gut 800 LED-Leuchten installiert sein. Sie sollen im Vergleich zu den bisher verwendeten Halogenstrahlern 50 bis 70 Prozent der Energiekosten einsparen, so Füssenich.

Eine farbige Beleuchtung der Domsilhouette schloss der Dombaumeister aus. „Sie glauben gar nicht, wie viele Anfragen wir haben. Wir wollen aber keine Eventisierung des Doms. Die Beleuchtung soll allein im Dienst der Architektur stehen.“ Allerdings, erläutert Füssenich, könne der Ton des Weißlichts den Jahreszeiten entsprechend angepasst werden – wärmer im Winter, kälter im Sommer.

Anfang April soll der Sieger des Kunstwettbewerbs zum schwierigen Thema „Der Dom und die Juden“ feststehen. Das Domkapitel muss dann entscheiden, ob es die Empfehlung der Jury umsetzt. 2025 endet nach 38 Jahren die Amtszeit von Domkapellmeister Eberhard Metternich. Das festliche Abschiedskonzert ist für den 3. Juli geplant.

Zum 30-jährigen Bestehen des Domforums am 1. Oktober ist unter anderem eine Installation der österreichischen Künstlerin Billie Thanner geplant: Ihre „Himmelsleiter“, eine Attraktion am Wiener Stephansdom und der Lambertikirche in Münster, soll dann an der Fassade des Gebäudes direkt gegenüber dem Dom zu sehen sein. Das Motto der Aktion ist einem bekannten Song der Kölner Sacropop-Gruppe „Ruhama“ entlehnt: „Da berühren sich Himmel und Erde.“