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Umbenennung des Kölner Ebertplatzes„Der arme Ebert kann doch nichts dafür“

Lesezeit 4 Minuten

Der Brunnen auf dem Ebertplatz (Archivfoto)

  1. Am Montag hatte die Architektursoziologin Anke Schröder im „Kölner Stadt-Anzeiger“ Vorschläge gemacht, wie der Platz nach Umgestaltung freundlicher wirken könnte und eine Umbenennung des Platzes ins Spiel gebracht.
  2. Wir haben bei Kölner Politikern und Anwohnern nach ihrer Meinung gefragt.

Köln – Schmuddelecken, dunkle Beleuchtung und Kriminalität. Zahlreiche Kölner halten den Ebertplatz nach wie vor für eher trist und unsicher. Der gewaltsame Tod eines 25-jährigen Somaliers vor knapp drei Wochen hat den Eindruck verstärkt.

Die Architektursoziologin des Landeskriminalamtes Niedersachsen, Anke Schröder, hatte im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag Vorschläge gemacht, wie der Platz nach einer Umgestaltung freundlicher wirken könnte – und eine Umbenennung des nach dem ersten Präsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert, benannten Platzes ins Spiel gebracht.

Fünf Namen für einen Platz

Der Ebertplatz entstand um 1900 als Gartenanlage und trug seitdem fünf Namen. Zu Beginn hieß er Deutscher Ring, 1922 wurde er zum Platz der Republik, 1933 zum Adolf-Hitler-Platz, 1945 zum Deutschen Platz. 1950 bekam er seinen heutigen Namen – benannt nach dem ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik, Friedrich Ebert (SPD). Im Jahr 1972 begannen die Umbauarbeiten des Platzes. 1974 wurde der U-Bahnhof eröffnet. Im Jahr 1977 waren alle Bauarbeiten abgeschlossen und die Grundform des heutigen Ebertplatzes geschaffen. (red)

Bei den Kölner Politikern stößt der Vorschlag auf wenig Resonanz: „Ich halte nichts davon, den Ebertplatz umzubenennen“, sagt Niklas Kienitz (CDU), Vorsitzender im Stadtentwicklungsausschuss. „Natürlich mag es eine Art Stigma geben, aber die Bemühungen der vergangenen Monate – insbesondere der Betrieb des Brunnens und die künstlerischen Aktivitäten – haben doch gezeigt, dass man den Namen Ebertplatz wieder positiv aufladen kann.“ Notwendig sei nun vor allem eine bauliche Umgestaltung.

Praktische Probleme

Ähnlich sieht es Ratsherr Michael Frenzel (SPD). „Durch einen neuen Namen wird kein Problem gelöst.“ Zudem seien die Ringe nach Staatslenkern, Dynastien und Völkern in einer zeitlichen Abfolge benannt worden – von den Ubiern über den Stauffer-Kaiser Friedrich I. Barbarossa bis hin zu Ebert und Theodor Heuss, dem ersten Präsidenten der Bundesrepublik. Einen Ersatz für Ebert zu finden, sei kaum denkbar. Durch einen Umbau soll der Platz stattdessen offener gestaltet und eine Verbindung zum Theodor-Heuss-Park geschaffen werden.

Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) wird noch deutlicher: „Der arme Ebert kann nichts dafür, dass der Platz so einen schlechten Ruf hat.“ Ebert sei eine herausragende geschichtliche Persönlichkeit, die weiterhin Respekt verdient habe. Zudem kämen praktische Probleme im Rahmen einer Umbenennung hinzu: So müssten hunderte Grundbucheinträge und Adressen geändert werden, sagte der Politiker. „Das wäre gigantisch.“

Negative Entwicklung in den Griff bekommen

Gisela Stahlhofen, Ratsfrau der Linken und Anwohnerin, findet, dass der Ruf des Platzes nicht so schlecht sei, wie manche ihn sehen. „Die Kriminalität ist natürlich tragisch.“ Mit einer Umgestaltung, die auch von den Bürgern und den benachbarten Initiativen mitgetragen werden soll, könne man diese negative Entwicklung aber in den Griff bekommen. Immerhin hätten manche Maßnahmen der Stadtverwaltung – insbesondere den Brunnen auf dem Platz zu reaktivieren – das Areal wirkungsvoll stabilisiert.

Auch Anwohner halten die Idee einer Umbenennung des Ebertplatzes für wenig sinnvoll. Anstatt dem Platz einen neuen Namen zu geben, will ein Nachbar den Namen „Ebert“ bekannter machen. Man könne zum Beispiel eine Schautafel aufstellen, um auf Friedrich Ebert hinzuweisen.

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Viele Anwohner sind dafür, den Namen positiv zu besetzen. Ein Namenswechsel würde das Problem nicht lösen. Mit dem Namen habe die Situation schließlich nichts zu tun. Allein eine junge Frau findet die Idee auf Anhieb gut. So könne ein kompletter Imagewechsel stattfinden, da der Name negativ belastet sei. Man könnte dem Platz stattdessen einen freundlichen Namen geben, wie zum Beispiel „Kleiner Platz der Freude“ oder „Platz der Zusammenkunft“.

Diskussion im Internet

Im Internet wurde der Vorschlag rege diskutiert – und fand keinerlei Unterstützung: „Und ein neuer Name ändert und behebt die Probleme? Selten so einen Quatsch gelesen“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. „Es gab ja schon viele Ideen bezüglich dieses Platzes, aber dieser verdient das Prädikat Kopfschütteln“, lautet ein anderer Kommentar. Einige nehmen den Vorschlag mit Humor: „Aktuell ist Pablo-Escobar-Platz mein Favorit“, schreibt jemand mit Blick auf die Drogenkriminalität auf dem Platz und den berüchtigten Ex-Chef eines Kokainkartells.