In fünf von sieben Deliktgruppen, darunter auch Gewalt- und Sexualdelikte, rangiert der Kölner Hauptbahnhof weit oben.
Viele Straftaten erfasstKölner Hauptbahnhof schneidet in bundesweiter Kriminal-Statistik schlecht ab
Gewaltdelikte, sexuelle Übergriffe, Diebstähle: Der Kölner Hauptbahnhof bleibt ein Magnet für Straftaten. Dies zeigt eine Auswertung der Bundespolizei, welche die Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion öffentlich machte. Untersucht wurde die Kriminalität von Januar bis einschließlich Juni 2023 an deutschen Bahnhöfen und in Zügen, dabei wurden verschiedene Deliktgruppen ausgewertet. Köln landet im bundesweiten Vergleich (lesen Sie hier den kompletten Bericht) gleich in mehreren Kategorien auf einem der vorderen Plätze.
Kölner Hauptbahnhof in bundesweiter Kriminalstatistik in mehreren Deliktgruppen weit vorne
Der Auswertung der Bundespolizei zufolge wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 312 Gewaltdelikte am Kölner Hauptbahnhof erfasst – Spitzenwert in NRW. Nur in Hamburg (360) und Nürnberg (337) wurden demnach mehr Gewaltdelikte verübt.
Ein ähnliches Bild ergibt sich bei erfassten Sexualdelikten (17 Straftaten, bundesweit Platz 2 hinter Nürnberg) sowie bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz (238 Delikte, Platz 4) und Diebstahldelikten (1.151, Platz 2).
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Mit Ausnahme von Waffendelikten und Sachbeschädigungen rangiert der Kölner Hauptbahnhof bei allen erfassten Deliktgruppen unter den fünf Bahnhöfen, mit den meisten von der Bundespolizei gemeldeten Straftaten.
Köln, Dortmund, Essen: Mehrere NRW-Bahnhöfe in Kriminalstatistik der Bundesregierung weit vorne
Auffällig ist, dass auch andere NRW-Bahnhöfe verhältnismäßig häufig oben in den Statistiken auftauchen. In Dortmund wurden ebenfalls besonders viele Gewaltdelikte erfasst, zudem sind dort wie auch in Essen Sexualdelikte ein Problem (je 14, bundesweit geteilter Rang 4). Noch präsenter sind NRW-Bahnhöfe nur in der Deliktgruppe der Betäubungsmittelverstöße, in die zum Beispiel Drogenhandel fällt. Hier belegen mit Dortmund, Düsseldorf, Essen und Köln gleich vier Städte aus Nordrhein-Westfalen mit den meisten gezählten Straftaten in dieser Kategorie die obersten vier Plätze.
Die Zahlen klingen ernüchternd, allerdings handelt sich beim Kölner Hauptbahnhof auch um einen der am stärksten frequentierten Bahnhöfe bundesweit. Täglich werden hier weit über 300.000 Fahrgäste und Besucher gezählt.
Erfasste Delikte geben nicht nur Anzahl der Straftaten Auskunft – sondern auch über Kontrolldichte
In Dortmund, wo in etwa nur halb so viele Fahrgäste und Besucher pro Tag verkehren, sind die gezählten Gewalt- und Sexualdelikte also in Relation noch kritischer zu betrachten. Einfluss auf die Zahl der festgestellten Delikte hat zudem die Kontrolldichte am jeweiligen Bahnhof. Wird beispielsweise wenig kontrolliert, sind auch die erfassten Betäubungsmittel-Delikte niedrig. Erfasst sind in der von der Bundesregierung veröffentlichten Statistik nur die registrierten Straftaten, nicht die tatsächlich verübten.
Laut Gewerkschaft der Polizei sei die hohe Kontrolldichte in Köln ein entscheidender Grund für die Aufdeckung vieler Straftaten – die anhand der reinen Zahlen dann den Eindruck erweckten, es handele sich um einen besonders gefährlichen Bahnhof.
Eine Sprecherin der Bundespolizei hatte Anfang Juli gesagt, die Anzahl der Delikte am Kölner Hauptverkehrsknoten sei zuletzt rückläufig.
Bundespolizei NRW äußert sich nicht zu Straftaten am Kölner Hauptbahnhof
Zu den Gründen für die Negativ-Platzierungen in der Kriminalitätsstatistik zu Hauptbahnhöfen wollte die Bundespolizei NRW am Mittwoch auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ keine Angaben machen, sie verwies ans Bundesinnenministerium sowie an das Bundespolizeipräsidium in Potsdam.
Warum etwa die Hauptbahnhöfe in München, Frankfurt oder Berlin in vielen Tabellen nicht in den Top 5 auftauchen beziehungsweise dort offenbar entsprechend wenige Straftaten erfasst wurden, konnte die Bundespolizei in Potsdam am Mittwoch nicht erklären. Eine entsprechende Anfrage dieser Zeitung blieb zunächst unbeantwortet.
In den Ausführungen der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der AfD heißt es: Bei den von Kriminalität „zahlenmäßig am häufigsten betroffenen Bahnhöfen sind in Bezug auf die Kriminalitätsentwicklung jeweils unterschiedliche Tendenzen – gemessen an den kriminalgeographischen Schwerpunkten/Deliktsbereichen und den jeweils betroffenen Bahnhöfen festzustellen“. Generell sei zu konstatieren, dass nach dem Ende der Corona-Beschränkungen „nahezu in allen Deliktbereichen eine steigende Anzahl von Straftaten zu verzeichnen“ sei.
Bundesregierung bleibt in Begründung für Kriminalitäts-Hotspots vage
Verantwortlich für einen Teil der Delikte seien Bandenaktivitäten. „Es liegen polizeiliche Erkenntnisse vor, dass auf Bahnanlagen und in Bahnhöfen vor allem organisierte Diebesbanden agieren (Handgepäck- und Taschendiebstahl)“, heißt es in den Ausführungen der Bundesregierung recht vage. Inwiefern solche Diebesbanden am Kölner Hauptbahnhof ein Problem sind, dazu machte die Pressestelle der Bundespolizei NRW ebenfalls keine Angaben.
Ende Juni machte die Bundespolizei, die Kriminalprävention der Polizei Köln sowie die Deutsche Bahn AG mit einer Aktion auf die Gefahren von Taschendieben, die auch aus Banden heraus agieren, am Kölner Hauptbahnhof aufmerksam.