Peter Busmann, Architekt des Museum Ludwig und der Philharmonie, sieht der Sanierung mit Sorgen entgegen – er fordert den Denkmalschutz.
Kölner Museum am DomArchitekt Busmann fordert Denkmalschutz
Die Stadt geht nun die Sanierung von Museum Ludwig und Philharmonie an. Was glauben Sie, wie umfassend die ausfällt?
Peter Busmann: Das weiß ich nicht. Ich hoffe aber eigentlich, es braucht keine Generalsanierung, die alles auf den Kopf stellt. Das kann ich mir kaum vorstellen. Ein neuralgischer Punkt ist die Haustechnik. Das ist mir auch klar. Das ganze Haus hat allein fünf Technikzentralen für die verschiedenen Hausteile. Und da verhält es sich mit einem Haus nicht anders als mit einem Auto: Wenn der Besitzer es nicht richtig wartet, dann kriegt man Probleme. Bis vor einigen Jahren kümmerte sich jemand um die Wartung, der auch in den 80er-Jahren an der Planung beteiligt war. Als der vor einigen Jahren gestorben ist, da habe ich angefangen, mir Sorgen zu machen.
Aber jede Technik erlebt doch ein natürliches Ende ihrer Betriebszeit und muss ausgewechselt werden.
Man muss es warten und wenn etwas verschlissen ist, muss man es austauschen. Aber dass die ganze Technik ausgetauscht werden soll: auf keinen Fall. Zur Technik gehört unter anderem auch die Lüftung, durch die großen Lüftungskanäle in dem Haus werden pro Stunde 500.000 Kubikmeter Luft durchgejagt, das ist eine riesige Menge.
Sie bezweifeln also, dass viel neu gemacht werden muss bei der Sanierung?
Ja. Dass ganze Anlagen der Haustechnik erneuert werden müssen, das erscheint mir unvorstellbar. Ich kann das nicht glauben. Allerdings: Mir fehlen dazu aber auch die konkreten Informationen durch die Stadt. Ich vertraue darauf, dass die Menschen bei ihrem Besuch ihrer Wahrnehmung vertrauen, was den Zustand des Gebäudes angeht.
Architekt: Brandschutz war auch früher rigoros
Beim benachbarten Römisch-Germanischen Museum lief irgendwann die Betriebserlaubnis wegen des mangelnden Brandschutzes ab. Das könnte doch bei Museum und Philharmonie auch passieren.
Das weiß ich nicht. Als wir damals geplant haben, gab es ebenfalls unglaublich rigorose Auflagen für den Brandschutz. Früher war nicht alles einfacher, die Haustechnik war auch damals schon sehr anspruchsvoll. Aber wir hatten ein super Team für das Projekt.
Die Summen höre ich auch. Das ist Wahnsinn, wo kommen solche Summen her? Das muss doch völlig aus der Luft gegriffen sein. Damals haben wir 260 Millionen Euro D-Mark verbaut.
Die Stadt hat sich beispielsweise bei den Bühnen nicht gerade als Spezialist für Sanierungen erwiesen. Sorgt Sie das mit Blick auf ihr Gebäude?
Ja, wenn das Vorhaben nicht richtig koordiniert wird. Es braucht hervorragende Leute an der Spitze, die ein solches Projekt koordinieren und mit Verantwortung betreuen. Und angesichts dessen, was ich von den städtischen Bauvorhaben höre und lese, habe ich schon große Befürchtungen, was mit dem Museum Ludwig und der Philharmonie passiert.
Wünschen Sie sich, dass die Häuser im Betrieb saniert werden?
Ja, es müsste der Normalfall sein, dass man etwas in Ordnung bringt und die Häuser weiter geöffnet sind.
Geht das im Museum besser als in einer Philharmonie?
Das kann ich nicht beurteilen. Was man sich heute ja nicht mehr vorstellen kann: Es wurde damals ein eigenes Amt in der Stadtverwaltung geschaffen, um unser Projekt zu betreuen. Weil man das heute nicht mehr macht, geht so vieles schief. Die Stadt wirkt teils überfordert mit ihren Gebäuden.
Was macht für Sie das Besondere an dem Gebäude aus?
Die unglaublich positive Resonanz, die ich bei allen Besuchern spüre. Das ist für mich ein großes Glück, dass die Menschen das Gebäude so gut annehmen. Die Philharmonie mit ihrem Konzertsaal beispielsweise ist in der Welt einmalig.
Stadtkonservator Thomas Werner hat das Römisch-Germanische Museum vor der anstehenden Sanierung unter anderem unter Denkmalschutz gestellt, um das Gebäude zu schützen. Sollten Museum Ludwig und Philharmonie ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt werden?
Mich wundert, dass das noch nicht längst geschehen ist. Das Haus hat eine solche Akzeptanz und ist derart wertgeschätzt. Ich würde mir den Denkmalschutz auf jeden Fall wünschen und ich weiß nicht, was dagegen spricht. Wenn das Haus unter Denkmalschutz stünde, wäre es ganz anders geschützt. Eine Sache, die mir angesichts der Sanierung ganz große Sorge bereitet, ist, dass die Stadt den Brandschutz in einem Maße rigoros auslegt, wie es damals nicht der Fall war. Es braucht eine gewisse Sensibilität bei dem Thema, sonst können sie die Qualität der Philharmonie vergessen. Das ist eine Riesen-Gefahr.
Der Heinrich-Böll-Platz über der Philharmonie ist seit Jahren gesperrt, wenn im Konzertsaal gespielt wird, damit dort keine Geräusche zu hören sind. Die Bewachung kostet viel Geld. Wie sehen Sie das? Haben Sie da Fehler gemacht?
Das ist ein Ärgernis. Man hört aber nur Skater und Rollkoffer, es geht um sich schnell drehende kleine Räder. Fußgänger spielen keine Rolle. Es ist müßig, über Fehler zu spekulieren. Uns war wichtig, die Philharmonie gegen eindringendes Wasser zu schützen, das ist auch bis heute gelungen dank einer durchgehenden Betonplatte. Doch die wirkt wie ein Trommelfell. Das Problem hat auch zugenommen, weil in der Vergangenheit schweres Gerät über den Platz gefahren ist.
Sollte das behoben werden bei der Sanierung?
Ja, natürlich. Das ist ja auch in der Vergangenheit untersucht worden. Wenn eine Generalsanierung kommt, sollte die Stadt das anpacken.
Zahlen und Fakten zum Gebäude:
Im Jahr 1986 ist das Gebäude des Museums Ludwig und der Philharmonie fertiggestellt worden. Anfangs war dort auch noch das Wallraf-Richartz-Museum untergebracht, doch seit 2001 stellt es im Neubau in Nachbarschaft zum Historischen Rathaus aus. Die Philharmonie ist einem Amphitheater nachempfunden.
Das Museum Ludwig zeigt laut eigener Aussage „die umfangreichste Pop-Art-Kollektion Europas, die drittgrößte Picasso-Sammlung der Welt, eine der bedeutendsten Sammlungen zum deutschen Expressionismus, herausragende Werke der russischen Avantgarde und eine exzellente Sammlung zur Geschichte der Fotografie: Das Museum Ludwig besitzt heute eine der wichtigsten Sammlungen von Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts weltweit.“ Es ist nach dem Stifterpaar Peter und Irene Ludwig benannt, es schenkte der Stadt 1976 insgesamt 350 Werke moderner Kunst.