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Direkt am DomDroht Köln die nächste Sanierung in Milliarden-Höhe?

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt das Museum Ludwig samt Philharmonie, dahinter ist der Kölner Dom zu sehen.

Ungewisse Zukunft: Wie werden Museum Ludwig und Philharmonie saniert?

Wie sanierungsbedürftig sind Museum Ludwig und Philharmonie? Eine interne Analyse dokumentiert, wie teuer es werden könnte.

Als Architekt Peter Busmann (89) vergangene Woche mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die geplante Generalsanierung von Museum Ludwig und Philharmonie gesprochen hat, trieben ihn vor allem die möglichen Kosten um. Mit Godfrid Haberer hat Busmann den 1986 fertig gestellten Gebäudekomplex neben dem Dom entworfen, er gehört dank seiner Sheddächer zu Kölns bekannten Postkarten-Motiven.

Busmann sagte im Gespräch zu den seit eineinhalb Jahren kolportierten Kosten von bis zu einer Milliarde Euro: „Die Summen höre ich auch. Das ist Wahnsinn, wo kommen solche Summen her? Das muss doch völlig aus der Luft gegriffen sein. Damals haben wir 260 Millionen D-Mark verbaut.“

Köln: Analyse weist Kosten für Philharmonie und Museum Ludwig weist bis zu 1,1 aus

Tatsächlich sind die Summen laut Berechnungen der Stadt nicht aus der Luft gegriffen, sie stammen aus einer Machbarkeitsstudie aus dem Februar 2021. Darin hatten die Planer vier Varianten grob auf ihre Kosten geprüft – und die Analyse sieht wirklich Kosten zwischen 780 Millionen und 1,1 Milliarden Euro vor – je nachdem, wie viel saniert werden muss, ob im laufenden Betrieb saniert wird und ob es beispielsweise für die Philharmonie ein Interim oder sogar einen Neubau braucht. Diese interne Übersicht über die Varianten liegt dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor.

Erste Kostenprognosen wie diese sind mit viel Unsicherheit verbunden, in der internen Analyse ist die Rede von einer Kostenabweichung von plus/minus 40 Prozent. Im besten Fall wären es also 468 bis 660 Millionen Euro, im schlimmsten Fall 1,09 bis 1,54 Milliarden Euro.

Die Stadtverwaltung bestätigt die Summen nicht, aber sie bezeichnet die Werte als eine „Orientierung“. Die Studie sei zwei Jahre alt und die Gebäudewirtschaft rechnet ohnehin nicht mit einem Sanierungsbeginn vor 2031. Wie es zu diesem Zeitpunkt um die Baupreise bestellt sein wird, ist spekulativ. Ebenso wie es um Fachkräfte oder Materialverfügbarkeit stehen wird, deshalb „ist derzeit keinerlei Kostenaussage möglich“.

Neuer Standort für die Philharmonie?

Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ hält die Stadt eine Sanierung im Betrieb für am riskantesten, egal ob in kleinen oder großen Bauabschnitten. Doch falls die Stadt das Gebäude komplett schließt, braucht es einen Ersatz für die Dauer der Sanierung – das dürfte vor allem für die Philharmonie nicht ganz einfach werden. Zumal eine Variante sogar vorsieht, sie an anderer Stelle auf Dauer neu zu bauen, dann müsste geklärt werden, was mit dem bisherigen Konzertsaal passiert.

So oder so: Es geht bei der Generalsanierung um sehr viel Geld – in einer Zeit, in der die Stadtverwaltung der Politik eine Liste von rund 120 Großbauprojekten mit einem Volumen von rund 7,7 Milliarden Euro vorgelegt hat. Der Stadtrat soll entscheiden, was die Stadt wann machen soll und was sie sich leisten kann und was nicht – die Verwaltung geht davon aus, in den nächsten Jahren weiter keinen ausgeglichen Haushalt zu erreichen, sondern Schulden zu machen.

Weitere Analyse soll mehr Klerheit bringen

Und nach der angestrebten Fertigstellung der Bühnen im März 2024 für Gesamtkosten von rund einer Milliarde Euro stehen weitere große Aufgaben an: Die mögliche Konzentration auf einen statt drei Klinikstandorten in Merheim und Kosten von bis zu einer Milliarde Euro.

Ob die Summen für die Generalsanierung Realität werden, ist derzeit unklar. Erst eine sogenannte qualifizierte Voruntersuchung im Detail bringt mehr Klarheit und soll die Machbarkeitsstudie aktualisieren.

Allerdings ist die Analyse noch nicht abgeschlossen, die Verwaltung begründet das mit Kapazitätsproblemen und drängenderen Problemen in dem Gebäude, um den Betrieb zu sichern. Frühestens Anfang 2024 soll der Stadtrat laut Verwaltung den Beginn der Planungen beschließen. Die Stadt will laut eigener Aussage dann einen externen Betreiber für das Gebäude finden.

Auch eine der Kölner Kuriositäten soll durch die Sanierung beendet werden: die Bewachung des Heinrich-Böll-Platzes. Spielen darunter Musiker in der Philharmonie, wird er seit 1999 bewacht, damit niemand darüber läuft und die Geräusche nicht in der Philharmonie zu hören sind. Bis 2021 hat das rund drei Millionen Euro gekostet. Die Stadt hat für die Schallentkopplung rund 20 Millionen Euro angesetzt. Architekt Busmann sagte dazu: „Wenn eine Generalsanierung kommt, sollte die Stadt das anpacken.“