In einem offenen Brief protestiert der Verein Stadtbild Deutschland gegen die Pläne von Paul Böhm.
Offener Brief an Paul BöhmKölner Verein fordert, dass Giebelhäuschen exakt so aussehen wie zuvor
Mit einem offenen Brief an Architekt Paul Böhm hat der Kölner Ortsverband des Vereins Stadtbild Deutschland auf dessen Aussagen zum Wiederaufbau der Giebelhäuschen an Fischmarkt reagiert. Wie berichtet, wurde der Kölner Architekt, der unter anderem die Zentralmoschee geschaffen hat, vom Immobilienbesitzer damit beauftragt, die beiden Ende 2023 wegen maroder Bausubstanz abgebrochenen Häuschen wieder aufzubauen.
„Übergehen Sie nicht die Interessen Kölns und seiner Bürger. Bauen Sie die Gebäude exakt wieder auf, wie sie waren“, schreibt der Verein. Böhm hatte im „Kölner Stadt-Anzeiger“ angekündigt, die Gestaltung der Häuser in Absprache mit den städtischen Denkmalschützern etwas „aufzuräumen“ und „kleine, feine Details“ zu ändern. Der Verein schreibt jedoch: „Kaum ein Mensch in Köln hat Interesse dran, dass die Architektur eines der beliebtesten Fotomotive der Altstadt und eines unserer Wahrzeichen ‚aufgeräumt‘ oder ‚verfeinert‘ wird.“
Kritik auch an Kölns Stadtkonservator Thomas Werner
Böhm hatte unter anderem gesagt, beim schnellen Wiederaufbau in der Nachkriegszeit seien zahlreiche Detailfehler gemacht worden, die jetzt korrigiert werden könnten.
Der Verein hatte bereits vor einigen Monaten dagegen protestiert, dass Stadtkonservator Thomas Werner nur grobe Vorgaben für den Neuaufbau gemacht hatte: So sollen die Proportionen und das Gesamtbild bewahrt werden, das Steildach und die Traufhöhen und -linien wiederhergestellt und wieder hohe Fenster geschaffen werden. „Der Stadtkonservator hat mit seiner Haltung, die Gebäude nicht originalgetreu wiederaufzubauen, keinen Rückhalt in der Bevölkerung“, schreibt der Verein und bezieht sich dabei auf eine von ihm initiierte Petition, die bereits über 4800 Unterschriften habe.
„Angesichts des verschwindend kleinen Restes, der nach dem Krieg vom alten Köln übrig geblieben ist, geht es am Fischmarkt bei allem Respekt vor der Schaffenskraft eines Architekten nicht darum, etwas Neues zu erschaffen, sondern um die Bewahrung eines jahrhundertealten Ensembles“, schreibt der Verein.
Entwürfe für die Giebelhäuschen gibt es noch nicht
Der Verein Stadtbild Deutschland setzt sich nach eigenen Angaben für traditionelles Bauen, Denkmalschutz und die Rekonstruktion baukulturell bedeutender Gebäude ein. Der Kölner Ortsverband besteht seit 2019.
Die beiden Giebelhäuschen mussten bis auf das gemauerte Erdgeschoss abgetragen werden, weil bei Sanierungsarbeiten ein Fachwerkgerüst entdeckt worden war, das sich als marode herausstellte und nicht erhalten werden konnte. Ein erster Architekt hatte kein genehmigungsfähiges Konzept für den Wiederaufbau vorlegen können. Vor etwa drei Monaten beauftragte die Hamburger Immobiliengruppe Centralis Paul Böhm mit der Planung. Einen Entwurf könne und wolle er noch nicht vorlegen, hatte Böhm vor einigen Tagen im „Kölner Stadt-Anzeiger“ gesagt, dafür sei es noch zu früh.