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Malzmühle in KölnDomblick und eine Kölschleitung direkt ins Hotelzimmer

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Köln – Rechts neben dem Waschbecken Kalt- und Warmwasser, links Kölsch. Eine festinstallierte Bierzapfanlage im Bad – das gibt es wohl weltweit in keinem anderen Hotel. Mit dieser Kuriosität kann das „Hotel zur Malzmühle“ aufwarten, das nach einem aufwendigen Umbau an diesem Mittwochabend mit 600 geladenen Gästen offiziell eröffnet wird. Nachdem in den vergangen Tagen von Dutzenden Handwerkern noch fleißig gewerkelt wurde, sind außer dem Hotel und der Event-Gastronomie „Höhner-Stall“ nun auch die Erweiterung des Brauhauses und die neue „Mühlen-Bar“ fertig.

„Insgesamt haben wir mehr als sieben Millionen Euro investiert, um den Traditionsstandort der Hausbrauerei am Heumarkt fit für die Zukunft zu machen“, sagte Melanie Schwartz, die Chefin der Brauerei zur Malzmühle, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorab schon mal exklusiv einen Blick in die neuen Räumlichkeiten gewährte. Nun ist sie also auch noch Hoteldirektorin. „Offiziell ja“, sagt sie und lacht. „Aber den Hotelbetrieb leitet Katharina Rätz.“ Und die konnte sogar schon die ersten Gäste begrüßen. Als erstens hat ein Ehepaar aus Konstanz eingecheckt: am Montag um 14 Uhr.

Zwischen der zweiten Etage und dem fünften Stock im Dachgeschoss sind 37 Einzelzimmer und Doppelzimmer entstanden – darunter eine 50 Quadratmeter große Braumeister-Suite. Die Hälfte der Zimmer gibt es mit Domblick. Aus einigen der mit viel Holz und weitgehend in Braun- und Grautönen eingerichteten Zimmer sind die Domtürme sogar aus der Dusche heraus zu sehen.

Die Malzmühle wurde 1858 im Haus Heumarkt 6 von Hubert Koch, einem Uronkel der heutigen Besitzer gegründet: als „Bier und Malzextrakt-Dampfbrauerei“ worden.

Damals galt der Heumarkt als Korn-Umschlagplatz. Dort stand die städtische Rats-Malzmühle, die Brauer mit geschrotetem Malz aus Weizen und Gerste versorgte.

1912 kaufte Gottfried Joseph Schwartz den Betrieb und entwickelte ihn als „Obergärige Brauerei zur Malzmühle“. Die wird von Melanie Schwartz inzwischen in der fünften Generation geführt, gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Rosenbaum. Schwartz ist seit zwei Jahren Vorstandsmitglied im Kölner Brauerei-Verband.

Außer den Kölsch-Zapfanlagen in einigen Zimmern (Schwartz: „Da ist jeweils ein Fünf-Liter-Fässchen angeschlossen. Das haben wir sonst nicht im Sortiment, sondern eigens anfertigen lassen“), erinnern noch andere Elemente an die Bierbrauerei. Schwartz: „Wir brauen schließlich noch täglich frisch hier im Keller – nach hinten raus bis zur Rheingasse.“ So präsentieren sich die Betten alle in einer abgerundeten Bierfass-Optik, auf den Lampenschirmen prangt das Mühlen-Kölsch-Logo und an den Wänden hängen großformatig auf Stoff aufgezogen Fotos mit Ansichten des Brauhauses aus den frühen 50er und 60er Jahren.

Der Wandel der Malzmühle über die Jahrzehnte hinweg wird auch durch das äußere Erscheinungsbild dokumentiert. So weist die zweigeschossig grau gehaltene Fassade am Eckhaus Heumarkt 6 auf den ersten Nachkriegsbau des Brauhauses hin, ehe Ende der 50er Jahre aufgestockt wurde. Später kam zunächst das nun rot gestrichene Haus Heumarkt 8 hinzu , in dem sich künftig der Eingang zum Hotel befindet, und dann das Nachbarhaus, in dem früher die Flaschenabfüllanlage und die Logistik untergebracht waren. Die Bierflaschen werden inzwischen in Krefeld abgefüllt, deshalb konnte dieser Teil des Malzmühlen-Komplexes umgebaut und hier die neue Bar Mühlen-Bar und der „Höhner-Stall“ eingerichtet werden.

Im ersten Stock des eigentlichen Brauhauses sind im historischen Stil nochmals rund 120 Plätze entstanden. „In dem Teil haben wir mit unseren Eltern früher gewohnt“, erinnert sich Brauerei-Chefin Melanie Schwartz. „Ich weiß noch genau, wo mein Kinderzimmer war und wo das Wohnzimmersofa gestanden hatte. Das erkenne ich an den Fenstern.“ Doch das ist nun Geschichte.