Ein Brunnen aus den 1970-er Jahren am Kaiser-Wilhelm-Ring erinnert noch heute an den Vater-Rhein-Brunnen.
Köln früher und heuteWas aus dem Vater-Rhein-Brunnen am Kaiser-Wilhelm-Ring geworden ist

Der Vater-Rhein-Brunnen am Kaiser-Wilhelm-Ring ca. 1930
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Es war ein Kunstwerk von beträchtlichen Ausmaßen, das 1922 am südlichen Ende des Kaiser-Wilhelm-Rings errichtet wurde. Der Hildebrand-Brunnen oder auch Vater-Rhein-Brunnen war eine etwa 20 Meter breite Landschaft aus Kalkstein, deren zentrale Männerfigur den Rhein symbolisierte – ein „mächtiger, langbärtiger, ernster Riese, der, breithingelagert, sich auf die klassische Urne stützt“, wie die „Kölnische Zeitung“ vor mehr als 100 Jahren schrieb. Flankiert wurde der lasziv liegende Flussgott von vier Rheintöchtern.
Die grottenähnliche Szenerie schmückte den Kaiser-Wilhelm-Ring auf eine Weise, die für Köln eher untypisch war. Bildhauer Adolf von Hildebrand, auf den der Entwurf zurückging, lebte in München, wo noch heute ein (ganz anders gestalteter) Vater-Rhein-Brunnen von ihm steht. „Das ist eigentlich ein bayerisch-münchner Brunnentyp“, so der ehemalige Kölner Stadtkonservator Ulrich Krings über die neobarocke Anlage. Thematisch passte sie allerdings gut zu Köln.

Heute steht am südlichen Ende des Kaiser-Wilhelm-Rings ein von Elisabeth Baumeister-Bühler gestalteter Brunnen aus den 1970-er Jahren.
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Nur wenige Meter weiter, am nördlichen Ende des Kaiser-Wilhelm-Rings, gab es einen weiteren Brunnen zu bewundern. In diesem Fall garniert mit einem Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. Seiner Frau, Kaiserin Augusta, war ebenfalls ein Denkmal auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring gewidmet. Es gab also einiges zu sehen auf diesem Teil des Boulevards, der zusammen mit seiner Baum- und Blumenbepflanzung „mit das Schönste der ganzen Ringstraße“ gewesen sei, so Ulrich Krings.
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Die Initiative für den Vater-Rhein-Brunnen ging auf den Unternehmer und Kunstmäzen Otto Andreae zurück, der der Stadt 200.000 Reichsmark vererbte, als er 1910 starb. Sein Schwiegersohn und sein Testamentsvollstrecker wandten sich an Adolf von Hildebrand und schlugen als Standort den Hansaplatz vor. Hier befand sich einst das Kunstgewerbemuseum (das heutige Museum für Angewandte Kunst), das ebenfalls mit einer Spende des Textilfabrikanten finanziert worden war.
Erster Weltkrieg verhinderte Inbetriebnahme des Brunnens
Der Brunnen sollte dort eigentlich 1915 anlässlich der 100-jährigen Zugehörigkeit des Rheinlands zu Preußen in Betrieb genommen werden. Doch der Ausbruch des Ersten Weltkriegs kam dazwischen. Erst 1920 entschieden Oberbürgermeister Konrad Adenauer und sein Stadtplaner Fritz Schumacher, den Brunnen am Kaiser-Wilhelm-Ring in leicht reduzierter Form aufzustellen. Als es so weit war, war Adolf von Hildebrand bereits gestorben.
Das Denkmal für Kaiserin Augusta und das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. erlitten im Zweiten Weltkrieg starke Beschädigungen und sind heute nicht mehr auf dem Ring zu sehen.

Die fünfjährige Margot Christine Melchiors 1938 mit ihrem Vater und ihrem Bruder am Vater-Rhein-Brunnen.
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Der Vater-Rhein-Brunnen ist ebenfalls Geschichte, wobei er bereits 1939 aus dem Stadtbild entfernt wurde. Kurz zuvor entstand das Foto der fünfjährigen Margot Christine Melchiors, die mit ihrem Vater und ihrem älteren Bruder Rast am Brunnen machen. Auf ihren sonntäglichen Spaziergängen sei die Familie immer wieder dort vorbeigekommen, sagt die heute 91-Jährige, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ das alte Foto zuschickte, liege ihr das alte Köln doch sehr am Herzen.
Oft ist zu lesen, das Kunstwerk sei von den Nationalsozialisten entfernt worden, weil Hildebrand jüdischer Herkunft war. In der zeitgenössischen (gleichgeschalteten) Presse ist jedoch nur von städtebaulichen Gründen die Rede: Der Kaiser-Wilhelm-Ring solle modernisiert und erneuert werden, hieß es 1939. Die Zeitung „Der neue Tag“ schrieb 1938, das Kunstwerk werde wahrscheinlich an die Universität oder das Kunstgewerbemuseum versetzt.
Dazu kam es nicht: Der Hildebrand-Brunnen soll in Einzelteilen in einem Depot gelagert worden sein, wo er ebenfalls im Krieg zerstört wurde. Heute steht an seiner Stelle ein von Elisabeth Baumeister-Bühler gestalteter Brunnen aus den 1970-er Jahren. „Es wäre toll, wenn er noch da wäre“, sagt Ulrich Krings über den Riesen vom Ring und seinen Gespielinnen.