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„Fußball ist Familientradition“Spanische Fans fiebern im Lokal „Al Andalus“ mit ihrer Mannschaft

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt eine Gruppe von Menschen mit spanischen Flaggen.

Die spanischen Fans verfolgen das Achtelfinalspiel Spanien gegen Georgien.

Im vierten Achtelfinale dieser EM trat am Sonntag Spanien gegen Georgien an. Im Viertelfinale wartet Deutschland auf den Gewinner.

Um 21 Uhr startet das Spiel von Spanien gegen Georgien mit dem Anpfiff im Kölner Rhein-Energie-Stadion. Das scheint den meisten spanischen Fans in der Stadt zu spät zu sein, um erst dann mit dem Feiern zu beginnen. Bereits früh am Morgen laufen die ersten mit wehenden Spanien-Flaggen laut singend und jubelnd die Aachener Straße entlang. Nach der bisher nicht enden wollenden Serie aus Siegen in der EM hoffen die Spanier auch für das Achtelfinale am Sonntagabend nur das Beste.

„Ich gehe schon von einem Sieg aus, bin aber gerne auch vorsichtiger Pessimist. Ein 2:0 wird heute wohl drin sein“, tippt Antonio Ridao Alonso den Ausgang der Partie. Er selbst ist in Spanien geboren und lebt heute mit seiner Familie in Bonn. Zusammen mit seiner Tochter gehört das Fußballgucken für ihn zur normalen Routine dazu. Da dürfe auch die große rot-gelbe Fahne am Hausdach nicht fehlen, betont der Fan.

Während der EM sind alle eine große Familie

Für das Spiel gegen Georgien besucht Alonso das Lokal „Al Andalus“ in Köln. Dass er ausgerechnet hier schaut, ist aber kein Zufall, sondern die Geschichte einer langjährigen Freundschaft. Zusammen mit Francisco Antonio Navarro Gomez, dem Inhaber der Gastwirtschaft, verbrachte er seine Kindheit im kleinen spanischen Dorf Antas. Ihre Liebe zum Fußball wurde den Beiden dort schon früh in die Wiege gelegt.

Diese Liebe trägt Francisco bis heute in seinem Lokal weiter und zeigt seit 25 Jahren jedes Spiel der Welt- und Europameisterschaft auf mehreren Fernsehern. Seine 18-jährige Tochter Maoui kennt ihren Papa gar nicht ohne seine unerschöpfliche Begeisterung für den Ballsport. „Schon als ich noch ganz klein war, sind wir während EM und WM hier immer von Bildschirm zu Bildschirm gerannt. Papa hat schon immer ein super großes Event davon gemacht und uns alle damit angesteckt“, sagt Maoui, die heute selbst im Restaurant ihres Vaters kellnert.

„Al Andalus“ ist bekannt für die Sportbegeisterung seines Wirts

Mit einem spanischen Papa und einer deutschen Mama sei es für sie als Kind immer nur schwer verständlich gewesen, dass nicht einfach beide Mannschaften gewinnen und sich dann freuen können. Am Sonntagabend schlägt ihr Herz aber eindeutig für Spanien. „Fußball ist bei uns einfach Familientradition. Wir sind sowieso schon immer herzlich miteinander, aber wenn gespielt wird, nochmal umso mehr“, sagt Maoui.

Franciscos Freude am Sport hat sich in Köln schnell herumgesprochen. Nicht nur die spanischen Freunde und Familie kommen immer wieder her, um die Partien zu verfolgen. Es gibt sogar diverse deutsche Stammgäste, die immer wieder ins „Al Andalus“ zurückkommen, wenn Fußball läuft, um sich von der Begeisterung des Wirts anstecken zu lassen. Kurz vor Anpfiff rennen noch die letzten Gäste von der gegenüberliegenden Straßenseite zum Lokal mit den großen wehenden Fahnen vorm Eingang. „Olé!“, rufen sie und lassen sich im nächsten Moment an einen noch freien Tisch fallen. Wenige Minuten später steht das erste Estrella vor ihnen und die 90 Minuten starten. Spaniens Fans in Köln sind bereit.

Die erste Halbzeit ist ein Auf und Ab der Gefühle

Bereits nach wenigen Sekunden wird es laut im Restaurant an der Ecke zur Gladbacher Straße. Die erste Chance der Spanier in der vierten Minute lässt die Fans euphorisch aufspringen und im nächsten Moment resigniert wieder hinsetzen, als der Ball das Tor knapp verfehlt. Grund für die kleinen Gruppen ihrer Mannschaft von den Plätzen aus an zujubeln.

Das Foto zeigt Menschen in spanischen Trikots mit angespannten Gesichtern.

Für die spanischen Fans ist es eine nervenaufreibende erste Halbzeit.

„España! España! España!“ hört man die Fans die ganze Seitenstraße hinunterrufen. Sie sind zuversichtlich und freuen sich über die ungeschlagene Leistung, die ihr Team in dieser EM an den Tag legt: „Die Mannschaft ist richtig gut in Form, viele Leute sehen uns schon im Finale und das wollen wir hier natürlich auch heute Abend beim Spiel sehen. Das kann richtig gut werden dieses Jahr!“

Für diese Fußballbegeisterten ist am Sonntag „Männerabend“, denn von Sohn über Onkel, Vater und Cousin sitzen sie alle in rot-gelben Trikots gebannt vor dem Bildschirm und kommentieren jede Chance ihrer Spieler mit Spannung. Umso größer war der Frust nach dem ersten Eigentor, das Georgien in Führung brachte. Doch die Stimmung blieb nicht lange gedämpft. Unter aufgeregtem Jubeln begleiteten die Fans ihre Mannschaft bei ihrem ersten und schnell nachgelegten Tor der zweiten Halbzeit. „Jetzt sind wir richtig da“, sagt der Sohn zu seinem Vater und lehnt sich schließlich etwas entspannter in seinem Stuhl zurück.

„Wir sehen uns dann am Freitag, oder wie seh ich das?“, ruft ein Mann im Deutschlandtrikot den spanischen Fans im Vorbeigehen zu. Er soll Recht behalten.