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Coaching vom ProfiWas Schüler beim Training mit Ex-Boxweltmeister Felix Sturm lernen

Lesezeit 4 Minuten
Felix Sturm trainiert in seinem Box-Fitnessstudio mit Jugendlichen

Der frühere Boxweltmeister Felix Sturm trainiert in seinem Box-Fitnessstudio mit Jugendlichen.

Jugendliche aus einer Einrichtung für Schüler mit Förderbedarf haben mit dem Profiboxer Felix Sturm trainiert.

Für elf Jungs im Alter zwischen elf und fünfzehn Jahren geht am Donnerstag ein kleiner Traum in Erfüllung. Gemeinsam mit Felix Sturm, dem mehrfachen Weltmeister im Boxen, dürfen die Jugendlichen ein exklusives Training mitmachen. Sie kommen aus der Eifel angereist, dort gehen sie im Hermann-Josef-Haus zur Schule, einer sozialen Einrichtung für Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf.

Die Kampfrichterin Daniela Otten engagiert sich seit geraumer Zeit für die Kinder und Jugendlichen, die noch viel zu oft in ihren Fähigkeiten unterschätzt werden würden. „Das sind tolle Kinder. Und an so einem Tag wie heute ist das für sie natürlich eine unglaubliche Wertschätzung, die jeder von ihnen mehr als verdient hat“, sagt Otten, die ihre Schüler bei jedem Entwicklungsschritt begleitet.

Kinder dürfen mit ihrem Idol in den Ring steigen

Als es dann so richtig losgeht, ist die Aufregung groß. Jeder will sich sofort am Boxsack auspowern. Unter Anleitung von Felix Sturm sind die Trainingsanweisungen klar: „Geht nicht zu nah dran, haltet die Fäuste auf Augenhöhe und bleibt in Bewegung. Und dann schlagen, nicht schieben! Also los: Eins, Eins und Zwei, jetzt vier und direkt nochmal vier“, lauten Sturms Anweisungen, während der einstündigen Trainingseinheit. Abschließend durften drei der Kinder sogar mit ihrem Idol in den Ring steigen und dem Ex-Boxweltmeister präsentieren, was sie in der letzten halben Stunde gelernt haben.

Felix Sturm zeigt Jugendlichen Box-Techniken an einem Boxsack

Felix Sturm zeigt den Jugendlichen die richtige Technik.

Die aufgeweckten Jungs präsentieren Felix Sturm ihr Können mit Stolz. Jeder der Schüler bringt seine eigene Geschichte mit. Nur zwei der elf Jugendlichen leben bei ihrer Familie, die anderen neun wohnen im Heim. Timo ist heute nicht nur das erste Mal in Köln – er darf auch zum ersten Mal in seinem Leben in echte Boxhandschuhe schlüpfen. Mutig stellt sich der Junge ganz nach vorne in die erste Reihe, um den Anweisungen genau folgen zu können.

Es werden sogar kleine Talente entdeckt

Nach nur einer Viertelstunde Training kommen vereinzelt ganz besondere Talente im Ring und am Boxsack zum Vorschein. „Die drei sind richtig gut!“, sagt Sturm zu Kampfrichterin Daniela Otten, die ihren Schützlingen stolz zuschaut. Zu den entdeckten Talenten zählt auch Yasin. Der Junge hat schnell die richtige Technik raus und setzt einen Schlag nach dem anderen nahezu perfekt um.

Jugendliche trainieren an Boxsäcken in einem Fitnessstudio

Bei dem Box-Training kommen einige Talente zum Vorschein.

Boxerfahrung habe er vorher noch nicht sammeln können, erzählt Yasin, nachdem er verschwitzt und erschöpft aus dem Boxring steigt: „Aber die Übungen waren voll cool. In der Schule haben wir auch einen Boxsack. Da kann ich dann weiter üben!“ Boxweltmeister – das wäre was! Bis es so weit ist, hat der Schüler eines aber auf jeden Fall schonmal sicher: ein Autogramm und ein Selfie Felix Sturm.

Fitnessstudio von Felix Sturm bietet spezielle Kurse für Frauen und Kinder an

Das soziale Engagement für Kinder und Jugendliche ist ein besonderes Anliegen des einstigen Boxweltmeisters. Neben exklusiven Events in seinem „Sturm Gym“ am Bonner Wall bietet das Fitnessstudio selbst spezielle Kurse für Frauen und Kinder an. „Anders als in anderen Sportanlagen haben wir hier sechzehn Boxsäcke im Kreis angeordnet. Im Training wird die Herzfrequenz von jedem Boxer aufgezeichnet und an einem Bildschirm kontrolliert. Gerade für Kinder, die vorher noch keinen Sport gemacht haben, ist das super wichtig“, erklärt der Manager Roland Bebak das Konzept hinter „Sturm Gym“.

Früher war das Fitnessstudio am Bonner Wall nur für das Boxtraining von Felix Sturm vorgesehen. Während damals viele Fans und Neugierige vor den Türen des Gebäudes darauf warteten, einen Blick auf den Star erhaschen zu können, bietet sich ihnen heute die Möglichkeit, dort selbst aktiv zu werden.

Nach etwas mehr als einer Stunde intensivem Training sind die Jungs aus dem Hermann-Josef-Haus erschöpft, aber überglücklich. Das muss erstmal verarbeitet werden – man trainiert schließlich nicht alle Tage mit einem Profi. Zu Erinnerung an ihren besonderen Ausflug dürfen die elf Jungs sogar die Boxhandschuhe mitnehmen, die ihnen das Studio für das Training zur Verfügung gestellt hat. Zum Schluss wird nur noch debattiert, welche Handschuh-Farbe die coolste sei, bevor die Autos mit elf müden Jungs inklusive Lehr- und Aufsichtspersonen wieder ihre Heimreise antreten.