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Lärm an der SchaafenstraßeAnwohner verlangen kreative Lösung von der Stadt – ohne Verbote

Lesezeit 3 Minuten
Security überwacht abends die Schaafenstraße. Im Mauritiusviertel wird besonders an den Wochenenden lang und laut gefeiert.

Security überwacht abends die Schaafenstraße. Im Mauritiusviertel wird besonders an den Wochenenden lang und laut gefeiert.

Zwei Anwohnerinitiativen geben sich gesprächs- und kompromissbereit – und nehmen die Stadtverwaltung in die Pflicht.

Spießer! Vorher nachdenken, wo man hinzieht! In Spanien und Italien trifft sich die halbe Stadt nachts auf der Piazza, da gibt es das Problem nervender Anwohner nicht!

In den sozialen Netzwerken sorgt die Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeiger“ über den Partylärm auf der Schaafenstraße für teils erhitzte Kommentare und Diskussionen. In vielen Einträgen werden Anwohner und Anwohnerinnen beschimpft, die sich über Lärm, Vermüllung und „Ballermann“-Atmosphäre auf Kölns beliebter Kneipenstraße der Queer-Community beklagen.

Die Anwohner wiederum schreiben von unhaltbaren Zuständen, von Rücksichts- und Respektlosigkeit der Feiernden – und von einem Haus, dessen Bewohner am Wochenende einen privaten Sicherheitsdienst bezahlen, damit ihr Innenhof nicht als Freilufttoilette missbraucht wird.

Köln: Drogenbesteck auf dem Spielplatz aufgetaucht

Martina Hancke bemüht sich um einen ausgleichenden Ton. Seit Jahren engagiert sie sich in der Bürgerinitiative Mauritiusviertel. Hancke wohnt in der Rubensstraße, parallel zur Schaafenstraße. Bis dorthin sowie in andere umliegende Straßen „schwappen“ die Feiernden nachts an den Wochenenden, erzählt sie.

„Auf dem Spielplatz in der Rubensstraße sammeln Eltern erstmal Drogenbesteck, Tablettenblister und gebrauchte Kondome ein, bevor sie ihre Kinder dort spielen lassen.“ An Karneval sei der Spielplatz zum Schutz mit Zäunen versperrt gewesen, das Resultat: „Da standen die Leute dann im Rudel davor und fragten sich: Und wo sollen wir jetzt pinkeln gehen? Also haben sie in die Hauseingänge gepinkelt“, sagt Hancke.

Sie berichtet von Anwohnern, die sich wegen des Partylärms rund um die Schaafenstraße eine Matratze ins Badezimmer legen, um dort in Ruhe schlafen zu können. Und wenn sie selbst – wie einmal morgens um vier Uhr – Menschen um Ruhe bitte, die auf dem Spielplatz stehen, grölen und trinken, dann werde als Retourkutsche „das ganze Haus wachgeklingelt“.

Es gibt Regeln und eine Stadtordnung: Warum setzen wir die nicht um?
Martina Hancke, Bürgerinitiative Mauritiusviertel

Und dennoch: Das Feiern verbieten oder ein Verweilverbot verhängen wie am Brüsseler Platz wolle sie grundsätzlich eigentlich nicht, sagt Hancke. „Mir ist klar, dass es schwierig ist, dass die Leute vor allem im Sommer abends und nachts ausschließlich in den Clubs bleiben, das geht ja gar nicht.“

Umgekehrt aber erwarte sie Akzeptanz von Wirten und Feiernden für die Situation der Anwohner. Diese fühlten sich auch von der Stadtverwaltung und der Politik im Stich gelassen, sagt Hancke. Viele Briefe und Eingaben in den vergangenen Jahren seien unbeantwortet geblieben, klagt sie.

„Wir möchten auf gar keinen Fall ein totbefriedetes Viertel“

Gefordert sei jetzt in erster Linie die Stadtverwaltung, findet Martina Hancke. „Sie muss Lösungen anbieten. Es gibt schließlich Regeln und eine Stadtordnung: Warum setzen wir die nicht um?“ Die Bürgerinitiative sei jedenfalls „gesprächsbereit und bereit für Kompromisse“. Eine Lösung finde sich nur, „wenn man miteinander redet“.

Auf den Einfallsreichtum der Stadtverwaltung setzt auch ein Zusammenschluss von Anwohnern und Anwohnerinnen, der sich „Nachbarn em Mauritiusveedel“ nennt. „Wir erhoffen uns kreative Lösungen unter Einbezug aller Beteiligter und keine, nun schon hinlänglich bekannten, pauschal herbeigeführten Verbote“, betont das Bündnis.

Man habe Verständnis für die Sorgen und Argumente der Anwohner, aber: „Wir möchten auf gar keinen Fall ein totbefriedetes Viertel.“ Auch müsse der Schutzraum für die LGBTQIA+-Community erhalten bleiben.