Rheinboulevard in Köln-DeutzSommerglück auf der neuen Freitreppe am Rhein
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Innenstadt – Weit ist Udo Davepon noch nicht gekommen. Erst wenige Seiten hat er in seinem Krimi gelesen. Immer wieder wandert sein Blick auf ein Panorama, das ihn mindestens genauso fesselt, wie sein Buch: die bunten Stapelhäuser am Fischmarkt, Groß St. Martin, das markante Dach des Museums Ludwig, der Dom.
Die Abendsonne taucht die Altstadt in warmes Licht. Die Schönwetterwolken am blauen Himmel sehen aus wie von leichter Hand mit dem Pinsel gemalt. Das Frachtschiff „Fatima“ fährt flussaufwärts, Möwen kreisen.
Von Anfang an ein Publikumsmagnet
Der 53-jährige Davepon ist einer von vielen, die am Samstagabend zum Rheinboulevard gekommen sind. Die 500 Meter breite Freitreppe zwischen Deutzer und Hohenzollernbrücke wurde Mitte Juli eröffnet und ist ein Publikumsmagnet.
Dicht an dicht sitzen die Besucher auf den Betonstufen, die von der Sonne warm geworden sind. Besonders beliebt ist die oberste Stufe, auf der sich die Besucher an die geneigte Mauer zur Rheinpromenade zurücklehnen. Ein leichter Wind weht.
„Richtig gut“, gefällt es Jürgen Spürkel. Der 43-Jährige ruht sich nach einer Fahrradtour mit seiner Frau Anke und den Söhnen Tom (7) und Ben (4) auf der Freitreppe aus, bevor es weiter geht zum Pizzaessen in der Altstadt. Etwa zwanzig Minuten dauert die Pause der Familie aus Sülz.
„Wenn mir jemand etwas Kaltes zu trinken bringen würde, dann würde ich gerne noch länger bleiben“, sagt Anke Spürkel.
Am Rheinboulevard ist Selbstversorgung angesagt. Bei denen, die sich Verpflegung mitgebracht haben, ist die Verweildauer wesentlich länger als bei Familie Spürkel. Mehr als zwei Stunden lang bleibt eine Gruppe aus Bergisch Gladbach.
Vor sich haben die fünf befreundeten Nachbarn ein Picknick ausgebreitet: Auf Küchentüchern stehen eine Flasche Rotwein und Brettchen mit Baguette, Käse und Salami. Mit Schweizer Taschenmessern schmiert sich die Gruppe ihre Abendbrote.
„Der Platz ist perfekt“
Student Fabian Bauer hat es sich mit einer Flasche Bier am Rheinufer gemütlich gemacht. „Die Bauzäune am Weg zur Treppe sind noch wenig einladend“, sagt der Hannoveraner, der Freunde in Köln besucht, „aber die Anlage wird bestimmt einmal schön.“
Ist sie schon jetzt, findet Alissia Herhaus. „Der Platz ist perfekt“, sagt die junge Frau mit blonden, kurzen Haaren. Sie ist mit elf Freunden und Freundinnen aus Gummersbach gekommen. Die Gruppe sitzt um einen Kasten Kölsch. Aus einem mitgebrachten Bluetooth-Lautsprecher, schallen erst die Domstürmer mit „Meine Liebe, meine Stadt, mein Verein“, dann Brings mit „Polka, Polka, Polka“.
Auch Krimileser Davepon hat bereits einen persönlichen Soundtrack für den Rheinboulevard. „Led Zeppelin und U2“, sagt der Steinmetz und blinzelt in die Sonne, „es ist schön, hier Musik zu hören und einfach zu gucken.“
Zu sehen gibt es am Rheinboulevard viel, nicht nur das Altstadt-Panorama am gegenüberliegenden Ufer. Über die angrenzenden Brücken rollen Bahnen und Züge. Vor den Treppenstufen flanieren die Menschen: Händchenhaltend oder die Tüten vom Einkaufsbummel in der Hand, einen Kinderwagen vor sich herschiebend oder mit Hund an der Leine, auf Rollschuhen oder mit Tretroller.
Von der Altstadt sind im Gegenlicht nur noch Konturen zu erkennen. Der Sonnenuntergang naht. Passanten bleiben stehen, um den Moment zu genießen. Wer auf der keinen Sitzplatz mehr findet, stellt sich an das Geländer, wie an eine Bar. Drei Heißluftballons sind am Himmel aufgetaucht und schweben in Richtung der Kranhäuser.
Gegen 20.30 Uhr verabschiedet sich die Sonne hinter den Bögen der Hohenzollernbrücke. Es wird kühler. Alissia Herhaus will trotzdem noch bleiben – um dann später auf den Ringen in ihren 21. Geburtstag hineinzufeiern.