Innenstadt – Barbarossaplatz und Rudolfplatz sind eher Verkehrskreuzungen als Plätze. Kann man sie für den nicht-motorisierten Verkehr zurückgewinnen?
Andreas Hupke: Das muss angegangen werden. Die Innenstadt hat die größten Zuwachsraten an Fahrradfahrern in Köln. Es muss Geld umgeschichtet werden zugunsten des Radverkehrs. In der Innenstadt sind die meisten Wege nicht länger als fünf Kilometer. Das Fahrrad ist damit nicht nur das umweltfreundlichste, sondern auch das schnellste und preiswerteste Verkehrsmittel. Ich habe nichts gegen Autos, aber die autogerechte Innenstadt der 50er bis 70er Jahre ist nicht mehr modern. Dass man mit dem Auto fast unter dem Altar des Doms parken kann, ist überholt.
Zurück zum Barbarossaplatz...
Hupke: Das ist der komplexeste und komplizierteste Verkehrsknoten der ganzen Stadt. Es gibt ja Planungen, die Linie 18 unter dem Barbarossaplatz durchzuführen und erst an der Luxemburger Straße wieder herauskommen zu lassen. Der Verkehr soll an der Ostseite, wo die Sparkasse Köln-Bonn ist, entlanggeführt werden. Ich bin auch für eine Verengung der Fahrbahnen für Autos, weil da ein enormes Konfliktpotenzial zwischen Radfahrern und Autofahrern entsteht. Dagegen ist der Brüsseler Platz ein laues Lüftchen.
Alternativ könnte man auf den Öffentlichen Nahverkehr setzen. Was wünschen Sie sich von den KVB?
Hupke: Kürzere Taktzeiten, gerade in den Abendstunden. Es kann nicht sein, dass, wenn man um 23.11 Uhr vom Heumarkt zum Zülpicher Platz fahren möchte und die Bahn gerade weg ist, man dann zu Fuß schneller unterwegs wäre, als wenn man auf die nächste Bahn warten würde.
Für eine Taktverdichtung müsste man Geld in die Hand nehmen.
Hupke: Die billigste KVB ist keine KVB. Dr. Meyer, der ehemalige KVB-Vorstandsvorsitzende, sagte einmal: Wir wollen gar nicht mehr Fahrgäste. Jeder Fahrgast kostet uns eine Mark. Er hat das natürlich etwas ironisch gemeint.
Die Sanierung des Eigelsteins ist offiziell abgeschlossen. Welche Viertel sind nun dran?
Hupke: Zum Beispiel das Agnesviertel. Straßen wie die um den Prälat-Otto-Müller-Platz würden so heute nicht mehr gebaut werden. Da gibt es viele Häuser, die sind sehr reparaturbedürftig. Und: Die Südstadt wird durch autobahnähnliche Straßen wie am Offenbachplatz zerschnitten. Darüber müsste man nachdenken. Der Raum, der jetzt dem Verkehr gehört, muss reduziert werden.
Günstiger Wohnraum ist in der Innenstadt rar. Was kann man tun?
Hupke: Der Druck auf die Innenstadt wächst tatsächlich. Wir müssen in der City preiswerten Wohnraum erhalten, da ist die Kommune in der Pflicht. Ich sehe da allerdings viel zu wenige Anstrengungen, was sich in zehn oder 15 Jahren negativ auswirken könnte. Praktisch könnten günstige Mieten über Instrumente wie die Fortschreibung der Mietpreisbindung geregelt werden. Wenn man den Wohnraum dem freien Markt überlässt, haben wir bald Verhältnisse wie in München oder London.
Die Bezirksvertretung ist als politisches Gremium nahe an den Bürgern dran, hat aber wenig Rechte. Sollte sie mehr Kompetenzen erhalten?
Hupke: Ganz entschieden ja. Ich möchte kritisch anmerken, dass Rat und Verwaltung der Bezirksvertretung nicht die Kompetenzen zubilligen, die der Gesetzgeber ihr eigentlich gibt.
Was heißt das?
Hupke: Die Bezirksvertretungen sind eigentlich ausschließlich für alles zuständig, was keine überregionale Bedeutung hat. Das betrifft zum Beispiel die Nutzung des öffentlichen Raums durch Außengastronomie, Parkplätze und Fahrradstellplätze. Es sollte so sein, dass der Rat uns zum Beispiel 1,5 Millionen Euro für den Ausbau von Straßen gibt – und wir entscheiden darüber, ob wir nur die Roonstraße oder gleich sieben Straßen damit sanieren. Wir tun als Bezirksvertretung sehr viel für den sozialen Frieden in der Stadt. Wenn der Rat nicht alle zwei Tage eine Demo vor dem Haus haben will, sollte er die Bezirksvertretungen stärken.
Das Gespräch führte Dirk Riße