„Genau ihre Kragenweite“Straßentauben locken Habichte immer häufiger in Kölner City
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Im Belgischen Viertel: Ein Habicht zu Gast auf einem Balkon
Copyright: Dirk Ferwer
Köln-Innenstadt – Dem Habicht fliegen in Köln die Tauben sozusagen direkt in den Schnabel, zwar nicht gebraten, aber dafür lebendig. Unzählige Straßentauben leben in der Stadt und machen sie somit für den Greifvogel, der eigentlich zurückgezogen in den Wäldern haust, als Jagdrevier sehr attraktiv. So kommt es, dass Kölner manches Mal dieses majestätisch schöne Tier mit eigenen Augen beobachten können.
Habicht verspeist Beute auf Kölner Balkon
Leser Dirk Ferwer ist ein Schnappschuss gelungen, der einen Habicht zeigt, wie er auf seinem Balkon im Belgischen Viertel seine Beute verspeist. „Auf dem Balkongeländer meiner Wohnung in einem schönen Altbau auf der Jülicher Straße landete ein großer, erwachsener und voll kontrastreich ausgefärbter Habicht mit einer Beute in seinen gewaltigen Fängen. In aller Ruhe bediente er sich mit schnabelgerechten Happen, die er aus dem in seinen spitzklauigen Fängen liegenden Braten rupfte", schreibt Ferwer, der begeistert ist über das unerwartete Erscheinen seines gefiederten Gastes.
Michael Lakermann, Nabu-Mitglied und Habicht-Experte kann Genaueres dazu sagen: Zunächst handelt sich tatsächlich um den genannten Greifvogel, wie man an der hellen Brust mit den schwarzen Querstreifen, dem hellen Überaugenstreif und der gelb bis orange gefärbten Iris erkennt: „Das ist eine sehr robuste Dame“, kommentiert der Experte, „die in dieser Situation natürlich sehr wild wirkt.“
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Das Habicht-Weibchen verspeist vermutlich eine Taube.
Copyright: Dirk Ferwer
Habichte könnten auch deutlich niedlicher aussehen, findet er. Insbesondere die weiblichen Exemplare seien aber sehr groß und rund 1100 Gramm schwer, während die kleineren Männchen nur 600 Gramm auf die Waage bringen. „Bei der Beute handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Taube“, so Laakmann. Er könne die Taubenzüchter im Stadtgebiet allerdings beruhigen. Dass die Greifvögel eine Brieftaube erwischen, sei äußerst selten, da sie mit den unzähligen Straßentauben in Köln bestens versorgt sind. Da sie diese jagen, sind sie sogar nützlich, denn sie tragen zur Stadt-Hygiene bei. Denn die Tauben vermehren sich bekanntermaßen so stark, dass sie fast eine Plage sind und durch ihren Kot Bauwerke verunreinigen und aufgrund des Säuregehalts in ihren Hinterlassenschaften zu ihrer Verwitterung beitragen.
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„Tauben sind genau ihre Kragenweite.“, sagt Lakermann. An Hühner trauten sich nur die Habichtweibchen heran. „Wenn sie einen Hasen erwischen, dann muss der vorher schon ziemlich fertig mit der Welt gewesen sein“, so der Experte. „Ein gesunder Hase ist für den Habicht ein Problem. Die Tiere sind sehr wehrhaft und können mit ihren Hinterläufen so zutreten, dass nach der Jagd der Habicht tot ist und nicht der Hase.“ Eichhörnchen seien zu flink. „Wenn sie um den Baumstamm flitzen, wird den Greifvögeln schwindelig.“
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Am Decksteiner Weiher wohnte ein Habicht-Paar auf der Insel. Nun ist das Gelände fest in der Hand der Kanada-Gänse.
Copyright: Horstmann
Lakermann hat kürzlich beobachtet, wie eines in ein Habichtnest kletterte, weil es die Neuankömmlinge in „seinem Baum“ inspizieren wollte. „Bis die Habichtdame von ihren Eiern aufgestanden war, war das Hörnchen längst weg“, schildert der Vogelliebhaber. Es seien daher vor allem die Tauben, die Habichte in die Stadt locken. Ein paar Elstern, Raben, Drosseln und Halsbandsittiche stünden vielleicht außerdem noch auf dem Speiseplan des Raubvogels.
In Köln leben derzeit etwa 20 Habichtpaare, vor allem im Inneren und Äußeren Grüngürtel und auf den großen Friedhöfen. Lange wohnte eines auf der Insel im Decksteiner Weiher. Es ist allerdings verzogen und auch das Mäusebussard-Paar, das sich danach dort ansiedelte, ist wieder weg. „Die Bäume auf der Insel sind stark abgestorben, daher ist sie als Vogelbrutstätten nicht mehr geeignet“, erläutert Lakermann.
Habicht-Horst im Kölner Volksgarten
Bekannt ist allerdings der Habicht-Horst im Volksgarten. Dort beobachten Besucher immer wieder gerne die schönen Vögel. Andere Standorte möchte der Nabu nicht verraten, denn es gibt immer noch Menschen, die Jagd auf die Tiere machen, dabei sind sie streng geschützt und stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Tierarten. Wer gegen das Jagdverbot verstößt, muss mit einer hohen Geldstrafe in Höhe von etwa 3000 Euro rechnen. Einen Jäger kann der Verstoß auch seinen Jagdschein kosten. Die Habichtjagd wird streng geahndet. Und so wird sich wohl auch in Zukunft so manches Prachtexemplar mal wieder auf einem Kölner Balkon niederlassen.