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Entsetzen über JagdEnten in Köln-Sürth geschossen – „Das war Angst einflößend“

Lesezeit 4 Minuten
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Ein Jäger mit Enten-Kadavern

Köln-Sürth – „Ich hörte bei offener Balkontüre Böller, Schüsse – ich konnte es nicht genau zuordnen, dachte zunächst an Jugendliche mit Böllern“. Das berichtet Anwohnerin Uschi Rhiem. Kurz darauf erhielt sie die aufgeregte Sprachnachricht einer Freundin, die gerade in der Nähe der Nato- Rampe und am Spielplatz am Sürther Rheinufer joggen war, und ein Foto. Es war unscharf, dennoch waren drei Personen zu erkennen, die tote Enten in ihren Händen trugen.

Keine Jugendlichen hatten geknallt, sondern an diesem sonnigen Samstagvormittag zwischen neun und elf Uhr fand offenbar eine Entenjagd am Sürther Rheinufer statt. Ein paar Meter vom großen Spielplatz und den Häusern entfernt, dort wo Spaziergänger, Radfahrer, Jogger unterwegs sind, erlegten Jäger fünf Erpel und eine Wildgans. Auch ihre Hunde hatten die drei Männer dabei.

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Reges Tierleben herrscht am Rhein in Sürth.

In sozialen Medien war das Entsetzen groß und ist es auch ein paar Tage danach immer noch. „…das war Angst einflößend“, schreibt eine Anwohnerin, eine andere berichtet: „Ich sah, wie Mütter mit Kinderwagen und Familien mit Kindern sich aufgeregt entfernten.“ Die langjährige Kölner Vogelschützerin Aleke Schücking und die Weiherpatin Susanne Woock schickten umgehend eine E-Mail an die Stadt Köln: „Wir sind fassungslos, es ist völlig unverständlich, dass einheimische Tiere, die von der Bevölkerung geliebt werden, abgeknallt werden.“ Auch andere Schockierte wandten sich an die Stadt.

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Gerade in Sürth haben Schwäne und andere Tiere viele Fans.

Tatsächlich gibt es am Sürther Rheinufer besonders viele Tierfreunde, die sich seit Jahren um Schwäne, Gänse, Enten und einige angesiedelte Nutrias kümmern. Brütende Balkon-Enten wurden gehegt und gepflegt, eine Schwanenplattform wurde gebaut, ein Nest samt Eiern aufwändig vor Hochwasser gerettet. Insofern wirkt die Jagd ausgerechnet in diesem Bereich wie ein Affront, von einer „unsensiblen Aktion“ ist die Rede.

Weibchen werden durch Fortpflanzungseifer ertränkt

Der Vorsitzende der Kölner Jägerschaft e.V., Michael Hundt, sagt dazu: „Das Problem ist, dass es viel mehr Erpel als weibliche Enten gibt.“ Das bedeute, dass sich manchmal mehrere paarungsfreudige Erpel gleichzeitig auf eine Ente setzten. Sie könne sich kaum noch wehren und ertrinken. Experten gehen davon aus, dass bis zu zehn Prozent der Weibchen bei diesem Fortpflanzungseifer ertränkt werden.

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Schwäne und Ente am Rautenstrauchkanal

Dass es weniger weibliche Enten gebe, liege daran, so Michael Hundt, dass sie beim Brüten vielen Gefahren ausgesetzt seien. Vor allem die Bestände an Wildgänsen, vornehmlich Kanada- und Nilgänse, würden massiv zunehmen und müssten ebenfalls reguliert werden. In ländlichen Bereichen sei die Jagd auf Wasservögel im übrigen um diese Jahreszeit nicht außergewöhnlich und keiner rege sich auf. Ob eine Überpopulation vorliegt, wird vom jeweiligen Jäger aufgrund seiner Sachkunde beurteilt. Abschusspläne für Stockenten gibt es nicht. Aleke Schücking bezweifelt die Überpopulation bei Enten, und spricht stattdessen von einem erheblichen Rückgang. Das habe der Nabu-Ornithologe, der die Wasservögel in Köln zähle, in den vergangenen Jahren beobachtet. 2021 habe zum Beispiel kein einziges Entenküken am Stadtwaldweiher, Rautenstrauch-Kanal und Media Park See überlebt.

Jagen in Köln

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Kanada-Gänse am Kalscheurer Weiher

Rund 2000 Personen besitzen in Köln einen Jagdschein, davon sind 1000 Mitglieder bei der Kölner Jägerschaft e.V.. Der äußere Grüngürtel ist kein staatlicher, sondern ein städtischer Jagdbezirk. Die Förster schießen dort jedoch keine Enten oder Gänse. Im Inneren Grüngürtel und an innerstädtischen Weihern ist grundsätzlich keine Jagd zugelassen. In NRW wurden im Jagdjahr 20/21 insgesamt 34 269 Stockenten und rund 30 000 Wildgänse geschossen.

Zu der Jagd am Sürther Rheinufer teilt die Stadt auf Nachfrage mit, dass der „Jagdausübungsberechtigte“ seiner Hegepflicht im ausgewiesenen Jagdbezirk eigenverantwortlich nachgekommen sei. Der Jagdbezirk gehört dem Staat, die Stadt habe nichts mit der Verpachtung zu tun. Dennoch habe die untere Jagd- und Fischereibehörde die betreffende Entenjagd im Nachgang überprüft mit dem Ergebnis, dass kein Verstoß gegen gesetzliche Vorschriften vorliege. Die Bevölkerung sei nicht gefährdet gewesen, denn die Entenjagd sei mit Flinten und Schrotkugeln erfolgt, deren Flugweite begrenzt sei. Wegen des Hochwassers sei es den Jägern nicht möglich gewesen, ihre Autos direkt am Rhein abzustellen. Sie parkten stattdessen an der Straße. Dadurch waren die Gewehre und die toten Vögel beim Herauftragen vom Ufer zu den Fahrzeugen gut sichtbar, was viele als makaber empfanden. Stockenten dürfen bis zum 15. Januar geschossen werden.