Innenstadt – Gaffel, eine der wenigen verbliebenen Familienbrauereien, verlässt die Innenstadt und verlegt die Produktion ab August nächsten Jahres vom Eigelstein nach Porz-Gremberghoven. Die Produktionsstätte im Stadtzentrum sei zu klein geworden, heißt es von Gaffel. Ein Ausbau der Kapazitäten der Braustätte, die sich mitten in einem Wohngebiet befindet, wäre nicht möglich. Das 2000 Quadratmeter große Areal solle demnächst verkauft werden, erste Sondierungsgespräche mit potenziellen Käufern und Projektentwicklern hätten bereits stattgefunden.
Seit 1908 sitzt Gaffel, das zuletzt durch Streit unter den Gesellschaftern von sich Reden machte, auf dem Eigelstein. Mit dem Wegzug verliert das einstige Zentrum kölscher Braukunst sein letztes Bier- Unternehmen. Vor knapp 200 Jahren sollen im Eigelstein-Viertel 18 Brauereien und noch mehr Schenken beheimatet gewesen sein. Hier stärkten sich seit je her Reisende, die durch die Eigelsteintorburg nach Köln gekommen waren.
Einige Arbeitsplätze werden abgebaut
In Porz auf dem Gelände der ehemaligen Richmodis-Brauerei, die Gaffel 1998 von Karlsberg einschließlich der neuen Braustätte übernommen hatte, wird bereits seit längerem ein Teil des Kölsches gebraut. Jetzt sollen die Anlagen auf dem 30.000 Quadratmeter großem Gelände ausgebaut werden.
Schärferer Wettbewerb und Preis- und Kostendruck erforderten effizientere Produktionsbedingungen, begründet Gaffel den Umzug. „Viele mittelständische Brauereien sind von Großkonzernen übernommen worden. Wir wollen als Familienbrauerei langfristig eigenständig bleiben. Um diesen Weg nachhaltig zu sichern, brauchen wir modernste Brauanlagen“, sagt Heinrich Philipp Becker, geschäftsführender Gesellschafter bei Gaffel. Das Unternehmen hole damit einen Schritt nach, den andere Kölsch-Brauereien bereits vor Jahren getätigt hätten.
Zwei Beispiele: Das Traditionsunternehmen Früh errichtete Mitte der 1980er Jahre eine neue Braustätte in Feldkassel am nördlichen Stadtrand. 1998 gab Reissdorf sein Stammhaus im Severinsviertel und zog mit der Produktion in das Gewerbegebiet Rodenkirchen. Zu den wenigen Unternehmen, die ihren Sitz in der Innenstadt halten, gehört Päffgen. Die nach eigenen Angaben „älteste Hausbrauerei Kölns“ hat ihre Kessel nach wie vor im Friesenviertel.
Wie viele der 40 Gaffel-Mitarbeiter vom Eigelstein nach Porz ziehen, ist noch unklar. Durch die Konzentration des Brauprozesses würden zwangsläufig einige der insgesamt 110 Arbeitsplätze abgebaut. In erster Linie beträfe das Beschäftigte mit befristeten Zeitarbeitsverträgen, heißt es bei Gaffel.