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SchulplätzeDüstere Prognose für 2023 – Dezernent spricht von „Jahrhundertaufgabe“

Lesezeit 4 Minuten
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Schulplätze sind Mangelware.

Köln – Nach mehr als drei Monaten ist das Anmeldeverfahren für die weiterführenden Schulen beendet: Die „frohe Botschaft" sei, dass die Zusage eingehalten werden könne, „dass allen Kölner Kindern mit Gymnasialwunsch ein Platz vermittelt werden kann“, sagte Schuldezernent Robert Voigtsberger. Nach Abschluss der zweiten Runde des Anmeldeverfahrens hätten 23 Kinder noch keinen Platz gehabt. Diese hätten die Möglichkeit, sich beim Amt für Schulentwicklung zu melden, das allen einen Platz vermittele. 15 Familien hätten davon bereits Gebrauch gemacht und einen Schulplatz in zumutbarer Entfernung bekommen. Zumutbar heißt, verbunden mit einer Schulweglänge von maximal 30 Minuten pro Weg.

Insgesamt neun Mehrklassen

Um alle Kinder zu versorgen, wurden alle Wege ausgeschöpft: Der Klassenrichtwert wurde auf 31 Kinder pro Klasse angehoben. Außerdem wurden neben sieben Mehrklassen an den städtischen Gymnasien auch zwei Mehrklassen an erzbischöflichen Schulen gebildet. Außerdem wurden zahlreiche Kinder an Schulen außerhalb des Stadtgebietes angemeldet. Wie viele das waren, konnte die Stadt nicht sagen. Schulministerin Yvonne Gebauer hatte diesbezüglich eine Größenordnung von drei Klassen genannt.

Schulgesetz ändern

Bezüglich des Anmeldeverfahrens drückte Voigtsberger die Hoffnung aus, dass die kommende Landesregierung zügig das Schulgesetz so ändere, dass künftig Mehrfachanmeldungen nicht mehr möglich sind. Auch die rechtssichere Ausgestaltung der Kriterien, nach denen die Schulplätze vergeben werden, liegt in der Hand des Landes. Die Stadt selbst will prüfen, ob im nächsten Jahr eine Online-Anmeldung möglich ist, um das Verfahren einfacher und transparenter zu machen.

Voigtsberger

Schuldezernent Robert Voigtsberger

Aber selbst wenn das alles gelingen sollte, zeichneten der Schuldezernent und die Leiterin des Schulentwicklungsamtes, Anne Lena Ritter, für das kommende Jahr ein düsteres Bild. Denn: Egal, wie das Anmeldeverfahren modifiziert wird. Es bleibt ein Laborieren an Symptomen. Ursache und Kern des Problems ist der Mangel an Schulplätzen. Und der wird sich im nächsten Jahr noch verschärfen, wenn nicht zügig etwas passiert. Der Dezernent machte die Dimension der Herausforderung eindringlich deutlich: Er bezeichnete die Schaffung neuer Schulplätze als „eine Jahrhundertaufgabe, für die wir nur drei Jahre Zeit haben“.

Die Lösung Mehrklassen funktioniert nicht mehr

Denn: Schon im kommenden Jahr wird es noch viel schwieriger, allen Kindern, die das wollen, einen Platz an einem Gymnasium anbieten zu können. Ganz zu schweigen davon, dass schon in diesem Jahr rund 1000 Kindern nicht den gewünschten Gesamtschulplatz bekamen.

Allein, um den Schulplatzbedarf an den Gymnasien im nächsten Jahr zu decken, rechnet die Stadt damit, dass erneut mindestens sieben bis zwölf Mehrklassen gebildet werden müssen. In der Vergangenheit wurden diese durch die Bezirksregierung immer wieder genehmigt. 120 Mehrklassen waren das in den vergangenen zehn Jahren – ohne dass die räumlichen Bedingungen in den aus den Nähten platzenden Schulen entsprechend angepasst wurden. Diesen Weg, der eigentlich nicht nur als Ausnahme vorgesehen ist, wird die Bezirksregierung so nicht mehr mitgehen. Und auch die Schulleitungen haben unisono klar gemacht, dass sie dabei nicht mehr mitmachen.

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Also braucht es laut Voigtsberger an den bestehenden Schulen kurzfristig „bauliche Nachverdichtungen" über Modulbauten oder Anmietungen von Gebäuden, um mehr Platz zu schaffen. Die Stadt rechnet damit, Mehrklassen nur noch bei räumlicher Erweiterung genehmigt zu bekommen. Daneben brauche es auch kurzfristig Gesamtschulen und Gymnasien, die in Interimsbauten zügig vorgezogen an den Start gehen. Wenn solche Wege nicht beschritten würden, „wird es schon nächstes Jahr nicht mehr möglich sein, alle Kölner Kinder zu versorgen“, warnte Voigtsberger. Denn: Im nächsten Jahr wird keine einzige neue Schule fertig.

Stärkungspaket Schulen

Um die ausreichende Zahl an Schulplätzen bis 2025 zu beschaffen, hat der Schuldezernent angekündigt, dass er gemeinsam mit Baudezernent Markus Greitemann ein Stärkungspaket Gesamtschulen und ein Stärkungspaket Gymnasien auf den Weg bringen wird. Außerdem kündigte er die Einrichtung einer Task Force Schulbau an, die ab dieser Woche wöchentlich tagen und Nachverdichtungspotenziale ermitteln solle. Schon zum neuen Schuljahr 2023 müssten Schulplätze für 300 bis 600 Schüler geschaffen werden. Details sollen bald verkündet werden. Der Zeitdruck erklärt sich aber auch daraus, dass die größte Herausforderung noch bevorsteht: Wenn 2026 der erste G9-Jahrgang ein Jahr länger die Oberstufe besucht, bleiben 4300 Schüler ein Jahr länger an den Gymnasien, während gleichzeitig 4600 neue Viertklässler kommen. Allein um dann den Bedarf zu decken, werden 600 bis 700 zusätzliche Schulplätze im Jahr 2026 benötigt.