Köln – Offenbach ist out, jetzt kommt Beethoven dran. Nach dem großen Erfolg mit der Revue über das kölsch-französische Operettengenie nimmt der Kölner Männer-Gesangverein (KMGV) 2020 den Bonner Komponisten musikalisch aufs Korn. Das Divertissementchen, das am 25. Januar 2020 im Deutzer Staatenhaus Premiere hat, trägt den Titel „Fidelio am Rhing“.
Wie bereits bei Jacques Offenbach war der runde Geburtstag – Beethoven wurde 1770 geboren – Anlass für eine humoristische Hommage. Die Cäcilia Wolkenburg als Organisatorin des Divertissementchens kann sich glücklich schätzen, in das offizielle Festprogramm zum Beethovenjahr 2020 aufgenommen zu sein. „Dafür gab es auch noch einen Zuschuss von mehreren zehntausend Euro“, sagte Cäcilia-Baas Jürgen Nimptsch am Sonntag in der Wolkenburg bei der Vorstellung der Revue.
Beethoven selbst kommentiert das Geschehen
Während bei Offenbach Satire und Klamauk bereits in den Musikstücken eingeschlossen sind, musste sich das KMGV-Team für die kommende Revue etwas einfallen lassen. „Wir haben schließlich Beethovens einzige Oper Fidelio genommen und den darin enthaltenen Freiheitsgedanken in die Zeit der Jugendrevolte der 1970er-Jahre übertragen“, so Regisseur Lajos Wenzel, der das Libretto schrieb und zudem Regie führt.
Damit auch Opern-Laien die komplizierte Handlung verstehen, erscheint der verblichene Meister höchst selbst auf der Bühne und kommentiert das Geschehen. Man schreibt das Jahr 1970 und Beethoven ist in Köln hängengeblieben auf der Durchreise zur Bonner 200-Jahr-Feier. Ort der Handlung ist – analog zum historischen Vorbild der Oper Fidelio – das alte Gefängnis Klingelpütz am Hansaring. Gespielt wird das Musikgenie mit dem grimmigen Blick von Henning Jäger. Den Bösewicht in Gestalt des Gefängnisdirektors gibt Baas Jürgen Nimptsch. In die Rolle des Fidelio schlüpft KMGV-Sänger Dirk Pütz. Mit einer Besonderheit: Er spielt als Mann eine Frau, die sich wiederum als Mann verkleidet. Um der Geschichte um Freiheit und Haft, Liebe und Aufstand noch mehr Köln-Bezug zu geben, wird ein zweites – urkölsches – Jubiläum damit verwoben: Die Gründung der Bläck Fööss im Jahr 1970. Somit taucht auch Bömmel Lückerath auf, dargestellt von KMGV-Sänger Johannes Fromm.
Budget von 1,5 Millionen Euro
Wie bei den früheren Divertissementchen besteht die Musik praktisch komplett aus Zitaten, arrangiert von Thomas Guthoff. Von den gut 60 musikalischen Anleihen stammen 23 von Ludwig van Beethoven, neun von den Bläck Fööss und die übrigen aus dem gesamten Fundus der Musikgeschichte - von Sibelius bis Karel Gott. Da Beethoven kein ausgesprochener Liederkomponist war, müssen auch reine Orchesterwerke wie die 1. Sinfonie und das Violinkonzert dran glauben. Begleitet werden die mehr als 100 Sänger samt Solisten und Ballett-Corps von den Bergischen Symphonikern. Ihnen zur Seite steht – die 70er lassen grüßen – eine echte Rockband, die Westwood Slickers.
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Bei einem Budget von rund 1,5 Millionen Euro hofft die Bühnenspielgemeinschaft Cäcilia Wolkenburg, auch im kommenden Jahr wieder die Kosten einzuspielen. Das machte KMGV-Präsident Gerd Schwieren bei der Vorstellung des neuen Stücks deutlich. Nach wie vor verfüge der KMGV über ausreichend talentierte und engagierte Sänger. Bei den regelmäßigen Castings könnte etwa ein Drittel der Bewerber aufgenommen werden.
Der Vorverkauf zu den 28 Vorstellungen des Divertissementchens im Deutzer Staatenhaus beginnt am Freitag, 22. November 2019. Karten von 25 bis 75 Euro gibt es bei der Theaterkasse in den Opern-Passagen und bei Köln-Ticket.
www.koelnticket.de