Köln – Sie standen vor dem Aus. Wussten nicht weiter. Innerhalb von drei Stunden, in denen sie kurz in Köln pausierten und sich ins Bett legten, wurde ihr gesamtes Equipment aus dem Auto geklaut. Gitarren, Verstärker. „Wirklich alles. Nicht einmal der Mikrofonständer war noch da“, sagt Sänger Juri Rother, der zu dieser Zeit gemeinsam mit Pierre Pihl unter dem Namen Juri durch Deutschland tourte.
Der Schaden: knapp 15.000 Euro. „Wir waren plötzlich arbeitslos und haben tatsächlich drüber nachgedacht, mit der Musik aufzuhören“, so Rother weiter. Doch sie entschieden sich dagegen, begannen Straßenmusik in Köln zu machen und dadurch „überraschend viel Geld“ einzunehmen. Neue Instrumente konnten gekauft werden, Mathis Rasmußen kam als Schlagzeuger, Alex Mayer als Bassist dazu. Die Geschichte der Indie-Pop-Band Juri ging weiter. Und dauert bis heute an.
„Es hat so einen Spaß gemacht“
Doch das reicht den vier Jungs nicht. Jedenfalls nicht mehr, seitdem aus einer Schnapsidee Ernst wurde. Gemeinsam mit Höhner-Gitarrist Jens Streifling und LAX-Gitarrist Dennis Müller entstand der Plan, Songtexte statt wie bisher auf Hochdeutsch auf Kölsch zu schreiben. „Wenn ich ehrlich bin, hatten wir nicht vor, damit auch wirklich auf die Bühne zu gehen“, sagt Juri Rother. Doch genau das machen sie seit knapp fünf Monaten. Nicht unter dem Bandnamen Juri, sondern als Planschemalöör.
„Es hat so einen Spaß gemacht, und ich habe tatsächlich ein Faible für die kölsche Sprache entwickelt. Es gibt dort so viele charmante Ausdrücke, die auf Hochdeutsch total uncool wirken“, so Rother, der in Sankt Augustin aufgewachsen ist und seit fünf Jahren in Köln lebt. Kölsch musste er dennoch erst lernen, „aber mittlerweile meine ich, es sprechen zu können“. Wobei hier und da auch mal ein hochdeutsches Wort im Lied erklingen kann.
„Wir gehen da nicht so klassisch ran, und dieser erhobene Zeigefinger von Leuten, die schon lange in der Karnevalsszene sind und sagen, was man darf und was nicht, geht mir auf die Nerven“, so Rother. „Denn je mehr Leute mit diesem Zeigefinger drohen, desto weniger Bands werden sich für die kölsche Musik entscheiden, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen“.
Die Band bezeichnet ihren Stil als „Surfpop op Kölsch“
Planschemalöör wollen sich nicht verbiegen lassen, sehen sich auch nicht als klassische Karnevalsband, sondern bezeichnen ihren Musikstil lieber als „Surfpop op Kölsch“, den sie mit sommerlich-hawaiianischen Outfits unterstreichen. „Wenn wir auf die Bühne gehen, rechnen viele Leute nicht damit, dass wir kölsche Musik spielen“, sagt Rother lachend.
Das liege unter anderem auch an ihm selber, da er aufgrund seiner Wurzeln in Panama häufig gefragt werde, woher er denn komme und diese Frage immer mit „Köln“ beantworte. „Ich würde mich das wahrscheinlich auch fragen, daher nervt es mich nicht. Aber ich glaube, dass ich als dunkelhäutiger Sänger, der auf Kölsch singt, auch ein bisschen die Chance habe, jemandem charmant die Augen zu öffnen, dass es eben nicht darauf ankommt, wie man aussieht, sondern darauf, was man macht.“
Und das kommt bisher gut an. In den vergangenen Wochen standen Planschemalöör bereits mehrmals auf der Bühne, unter anderem als Vorband von Cat Ballou. Am Wochenende folgen gleich neun weitere Auftritte. Unter anderem beim Gamescom-City-Festival: am Samstag, 25. August, ab 19 Uhr auf der Bühne am Rudolfplatz, am Freitag, 24. August, an gleicher Stelle als Juri. „Die tanzbare Musik, das Alberne und die etwas witzigeren Texte stecken jetzt in Planschemalöör. Das düstere, melancholischere Zeug machen wir mit Juri.“ Der Sprung zwischen beiden Musikrichtungen sei nicht schwer, „das steckt so oder so alles in uns drin“. Daher werden auch in Zukunft beide Bands parallel bestehen bleiben.
Die ersten kölschen Singles „Heimat“ und „M’r levve nor einmol“ sollen kurz vor dem Elften im Elften veröffentlich werden. Das Debütalbum soll 2019 folgen.