Kölner Pastor Franz Meurer„Ich stehe kurz davor, Ja zu einer Impfpflicht zu sagen“
Köln – Ganz klar, sagt Pastor Franz Meurer, es sei nur noch eine Frage der Zeit. „Ich stehe kurz davor, Ja zu einer Impfpflicht zu sagen.“ Verglichen mit dem Leid, das das Coronavirus verursacht, sei die Pflicht zur Impfung doch das kleinere Übel. „Aber als Pädagoge und Pastor hoffe ich immer noch, dass die Vernunft bei vielen siegt.“ Schließlich sei die eigene Einsicht das Einzige, das auf Dauer helfe. „Ein bisschen Geduld habe ich deshalb noch – aber nur noch ein kleines bisschen“, betont Meurer.
Impflicht oder nicht? Wie umgehen mit der 2G-Regel, nach der nur zweimal Geimpfte und Genesene an Veranstaltungen teilnehmen oder ins Restaurant dürfen? Auch in Köln läuft die Diskussion. Für Professorin Clara Lehmann, Infektiologin an der Uniklinik, jedenfalls stehen die Themen oben auf der Tagesordnung. „Ehrlich gesagt sollten wir auch über eine Impfpflicht nachdenken“, sagt sie. Dies sei zwar eine „schwierige Diskussion, die wir zwingend führen müssen“. Wer sich nicht impfen lasse, habe indes noch nicht begriffen, „dass wir in einer Pandemie leben“. Und natürlich sei die 2G-Regel ein Druckmittel, so Lehmann, die auch die „Post-Covid-Ambulanz“ der Uniklinik leitet: „Aber eben eines, das wir dringend brauchen.“
Corona-Politik: 2G „das Mindeste, was wir jetzt brauchen“
Für Professor Edgar Schömig, den Vorstandsvorsitzenden der Uniklinik, ist die Sache eindeutig: „Jede Anstrengung, die Impfquote zu erhöhen, lohnt sich.“ Er denke, dass „jede Aufklärungskampagne hilft – aber keine ausreichend sein kann, um an einer 2G-Regel vorbeizukommen“. Die 2G-Regel sei „das Mindeste, was wir jetzt brauchen“. Schömig indirekt an die politisch Verantwortlichen: „Mein Eindruck ist, dass das Virus aktuell vom Wahlkampf profitiert.“
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Pastor Meurer drückt sich ebenso klar aus. „Absolut und konsequent 2G, überall, auch in Bahn und Bus“, fordert der Geistliche, der für die Kirchengemeinden in Vingst und Höhenberg verantwortlich ist. Wer nicht bereit sei, sich impfen zu lassen, „der soll gefälligst zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad oder Auto fahren“.
„Mein Herz aber sagt: Achtung vor der Entscheidung der Menschen“
Sollten die politischen Anstrengungen die Impfquote auch nach der Wahl nicht entscheidend voranbringen, ist eine Impfpflicht für Edgar Schömig mittelfristig nicht auszuschließen. „Eine Impfpflicht konnte die Pocken fast vollständig besiegen. Egal, was wir wollen oder nicht wollen: Wenn diese Pandemie zu einer unendlichen Geschichte wird, dann werden wir an einer Impfpflicht womöglich doch nicht vorbeikommen“, sagt Schömig. Derzeit fordere er dies nicht, aber „das Virus macht, was es will, unsere Diskussionen sind dafür ziemlich egal“. Man müsse sich „irgendwann ein Konzept überlegen, diesem Spuk ein Ende zu setzen“.
Wäre die Impfpflicht nicht tatsächlich das kleinere Übel? „Meine Vernunft und der Kopf sagen mir Ja. Mein Herz aber sagt: Achtung vor der Entscheidung der Menschen, die nicht einfach ist“, antwortet Pfarrer Hans Mörtter von der Lutherkirche in der Südstadt. „Zwingen ist meiner Ansicht nach falsch. Ich sage den Menschen dann aber auch, was sie bewirken: Dass sie sich selbst und die anderen Ungeimpften gefährden und ausschließen.“
Kölner Impfarzt: Impfpflicht „politisch nicht durchsetzbar“
„Womöglich ja“, sagt der leitende Kölner Impfarzt Jürgen Zastrow auf die Frage, ob eine Impfpflicht die Antwort in der derzeitigen Phase der Pandemie sein müsste. „Aber das ist politisch nicht durchsetzbar, das traut sich keiner. Auch ich bin gegen einen Impfzwang, weil ich glaube, dass dies erhebliche Widerstände in der Bevölkerung hervorrufen würde.“
2G jedoch sei zwingend. „Unternehmen aus der Gastronomie beispielsweise oder der Veranstaltungsbranche sollten auf 2G pochen. Am besten sollten dies beispielsweise alle Kölner Kneipen und Restaurants machen. Das wäre phantastisch, das fände ich absolut super“, so Zastrow.