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Kommentar zur vierten WelleEs wird Zeit für Impfanreize, sonst bleibt uns nur 2G

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Impfung Covid 23 (1)

Corona-Impfstoff

Die vierte Welle ist schon da. Seit Wochen nimmt sie an Fahrt auf und zeigt sich in der stetig steigenden Inzidenz der Corona-Fälle. Die Kontaktverfolgung ist schon jetzt nicht mehr möglich. Und der Chef des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, warnte vor einem „fulminanten Verlauf“ der vierten Welle.

Die Zahl der Neuinfektionen hat an Bedeutung verloren, jetzt aber trifft die Pandemie Kinder und Immunschwache mit voller Härte. Die Lage wird sich im Herbst verschlimmern, wenn Bund, Länder und Kommunen dem jetzt nichts entgegensetzen. Aber was muss geschehen, damit die Gesellschaft glimpflich durch den Herbst kommt?

Höchste Zeit für kreative Ideen

Zentral ist die Impfkampagne. Seit Tagen dümpelt Deutschland bei circa 61 Prozent Doppelimpfungen herum. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist das enttäuschend: In Dänemark etwa sind bereits 80 Prozent der über 12-Jährigen gegen das Coronavirus immunisiert. Diese 80 Prozent müssen wir auch in Deutschland schnellstmöglich erreichen.

Es ist also höchste Zeit für kreative Ideen. Eine besondere Impfwoche, wie sie Bund, Länder und der Handel nun ab Montag durchführen wollen, reicht nicht. Warum starten wir in Deutschland nicht eine staatliche Impflotterie? In den USA hat dieser Ansatz gut funktioniert. Oder wie wäre es mit Impfprämien? Laut einer Karlsruher Studie würden schon 100 Euro reichen, um Unentschlossene von der schützenden Spritze zu überzeugen.

Einzige Option 2G

Die nächste Stufe, um die vierte Welle zu verlangsamen, wäre das 2G-Modell - bei dem nur Geimpfte und Genesene Zutritt zu bestimmten Veranstaltungen bekommen. Hamburg ebnet diesen Weg. Dort dürfen Gastronomen, die nur Geimpfte und Genesene einlassen, wieder alle Plätze belegen.

Baden-Württemberg geht einen Schritt weiter und führt ab Montag die 2G-Regel ein, wenn eine hohe Zahl an Corona-Patienten in den Krankenhäuser liegt. Bei einer stagnierenden Impfkampagne ist das die einzige Option, die Zahlen nach unten zu treiben und gleichzeitig den Geimpften ihre Freiheit nicht zu nehmen. Und Impfkritiker kann man womöglich durch Einschränkungen überzeugen.

Uneinheitlichkeit macht Probleme

Darüber hinaus braucht es von Bund und Ländern eine klare Kommunikation und damit einhergehend eine bundesweite einheitliche Rahmensetzung für Corona-Maßnahmen. Das funktioniert bereits seit anderthalb Jahren häufig nur unzureichend. Erst am Dienstag beschloss der Bundestag, dass die Hospitalisierungsrate statt der Inzidenz die Basis für Alltagsbeschränkungen sein soll.

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Doch entscheiden die Länder unabgestimmt, welche Schwellenwerte sie wählen. Am Beispiel der Schulen sieht man, wozu Uneinheitlichkeit führen kann: überforderte Lehrer, fragende Schulleiterinnen und von den Regeln genervte Kinder und Eltern.

Das Ziel sollte sein, die vierte Welle mit Klarheit und kreativen Maßnahmen zu brechen. Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden.