Stadt plant 2G-AlleingangWarum sich so viele Wuppertaler nicht impfen lassen
Wuppertal – Inzidenzwerte, die mit mehr als 200 bundesweit in der Spitzengruppe liegen und Schlusslicht bei der Impfquote in Nordrhein-Westfalen: Weil das Gesundheitsamt trotz der Aufstockung des Personals die Nachverfolgung von Kontaktpersonen infizierter Menschen nicht mehr schafft, müssen 30 Bundeswehr-Angehörige aushelfen. In Wuppertal haben erst knapp 56 Prozent einen vollständigen Corona-Impfschutz. Die Durchschnittsquote in NRW liegt bei 64,5. Jetzt zieht die Stadt die Notbremse.
Mit mobilen Impf-Angeboten, über die die Menschen regelrecht stolpern sollen und einer 2G-Regelung auf freiwilliger Basis will der Krisenstab den Inzidenzwert senken, das Impftempo erhöhen und die drohende vierte Corona-Welle abfedern - so gut es eben geht.
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„Wenn wir die genauen Ursachen wüssten, warum es bei uns so schlecht läuft, wären wir sicher einen Schritt weiter“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Immerhin gibt es eine Mutmaßung: Die Lage des zentralen Impfzentrums am Uni-Campus auf dem Freudenberg weit ab von den Stadtzentren Elberfeld und Barmen könne eine Ursache sein.
„Wir haben uns damals aus gutem Grund dazu entschieden, weil es dort ausreichend Parkplätze gibt und es eigentlich sehr gut zu erreichen ist.“ Offensichtlich sei vielen Wuppertalern der Campus auf dem ehemaligen Kasernengelände, das schon lange von der Bergischen Universität genutzt wird, aber zu wenig bekannt. Eine weitere Ursache für die unterdurchschnittliche Impfbereitschaft könne auch die im Vergleich mit anderen Städten hohe Zahl an Menschen sein, die in Wuppertal von Sozialleistungen abhängig sind.
Entscheidung fällt am 22. September
Das Impfzentrum wird schon am 15. September schließen, zwei Wochen früher als die anderen 52 in NRW, weil der Campus wieder für die geimpften Studierenden gebraucht wird. Sie sollen mit Beginn des Wintersemesters wieder im Präsenzbetrieb zu den Vorlesungen kommen.Auch deshalb wird die Stadt die mobile Impf-Kampagne noch einmal verstärken – mit eigenen mobilen Angeboten.
Ein roter Impf-Bus fährt zu zentralen Punkten wie dem Hauptbahnhof oder dem Stadion am Zoo. Ein ehemaliger US-Schulbus zu den Berufskollegs und weiterführenden Schulen. Dort können sich nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene sondern auch ihre Eltern impfen lassen. Weitere Angebote soll es überall da geben, wo sich die Wuppertaler ohnehin aufhalten: also am Baumarkt, am Jugendzentrum, im Supermarkt, an der Moschee, dem Club, dem Coworking-Space. In den Ausgehvierteln wird man nachts für die Spritzen werben.
Krisenstabsleiter Johannes Slawíg vermutet, dass die Impfbereitschaft steigen wird, wenn die Corona-Tests ab 12. Oktober bezahlt werden müssen. Auch die Herbstferien könnten einen Impfschub bringen, weil die Menschen dann ohne Probleme verreisen wollen.
Schneidewind: „Ein Zeichen der Solidarität"
Aufgrund der Inzidenz-Spitzenwerte schlägt der Krisenstab daher dem Stadtrat vor, eine 2G-Regelung auf kommunaler Ebene einzuführen. Der Städtetag war mit einer entsprechenden Forderung an die Landesregierung auf Ablehnung gestoßen.
„Eine 2G-Regelung würde eine hohe Sichtbarkeit Wuppertals bei der Bekämpfung der Pandemie bedeuten“, sagt Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. „Gastronomen, Hoteliers und Veranstalter könnten auf einer freiwilligen Basis ein deutliches Zeichen der Solidarität und Verbindlichkeit setzen: für mehr Impfbereitschaft und höhere Sicherheit ihrer Beschäftigten und Gäste.“
Während private Veranstalter schon heute 2G für sich autonom festlegen können, braucht die Stadt eine Allgemeinverfügung, um zum Beispiel für große eigene Veranstaltungen die 2G-Regeln anwenden zu können. Nach Vorberatungen in den Fachausschüssen soll der Hauptausschuss in einer Sondersitzung am 22. September über die Einführung entscheiden.