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Kölner Promis und ihre HobbysGroßer Bahnhof am Eigelstein

Lesezeit 3 Minuten

Autor, Regisseur, Fernsehproduzent und Erbauer von „Solbronn-West“: Armin Maiwald

Köln – In unmittelbarer Nachbarschaft zum Kölner Hauptbahnhof liegt ein weiterer Großbahnhof, dessen Existenz in dieser Stadt jedoch weitgehend unbekannt sein dürfte. Er heißt „Solbronn-West“ und hat eine 20- bis 25-Jährige Baugeschichte hinter sich. Dass es im Gegensatz zu Stuttgart 21 während der Entstehungszeit zu keinerlei Protesten oder Demonstrationen kam, liegt daran, dass der Konstrukteur, Architekt und Bauherr das Riesenprojekt im Alleingang stemmte, keinen Lärm verursachte und im Wesentlichen aus eigenen Mitteln beziehungsweise Zuwendungen der Familie bestritt.

Würde man im Zusammenhang mit dem, was auf der vorletzten Etage eines äußerlich unspektakulären Wohnhauses am Eigelstein zu sehen ist, nur von einer Modelleisenbahn sprechen, wäre das in etwa so, als würde man das Luxushotel Burj Al Arab in Dubai schlicht eine Absteige nennen. Vielmehr hat Armin Maiwald dort, wo er seit 1981 wohnt, ein Gesamtkunstwerk geschaffen: Angefangen von der Hintergrund-Landschaft, den authentisch wirkenden Industrie-Anlagen, Fabrikgebäuden, dem Postbahnhof, der alten Persil-Werbung auf einer der wie Backstein wirkenden Fassaden, das „Butter Eier Milch“-Geschäft oder die Gemüsewarenhandlung von Hans Klein – alles hat der Autor, Regisseur und Fernsehproduzent selbst erbaut und selbst be- und gemalt.

Dabei verdankt Armin Maiwald seine Freizeit-Leidenschaft im Grunde seiner Frau Ulla. Weil die vor langer Zeit befand: „der arbeitet zu viel“, brachte sie vor 35 Jahren einen rollenden Gegenstand in die Wohnung und den Gatten damit zu einem bis heute andauernden Vergnügen: Es war ein Modell des Rheingold Express, den Ulla Maiwald auch deshalb kaufte, „weil der so schön lila war“.

Ihr Mann indessen hatte zu dem Zeitpunkt eigentlich gedacht, von „diesem Bazillus aus der Kindheit“ geheilt gewesen zu sein. Ein schwerer Irrtum. Stattdessen reiste er nämlich kreuz und quer durchs Ruhrgebiet und sah sich in Duisburg, Essen, Bochum und Hagen alte Industrieanlagen an, um sie daheim nachzubauen. Dabei fokussierte sich der Mann, der landläufig der Vater der „Sendung mit der Maus“ genannt wird, auf die Epoche 1, also die Zeit zwischen 1835 und 1920.

Dank des vorausschauenden Schwiegervaters, der regelmäßig die Tochter fragte: „Braucht der noch Schienen?“, ist das Maiwaldsche Verkehrsnetz inzwischen 50 bis 60 Meter lang und verteilt sich auf zwei Räume. Das eine Zimmer – nämlich das, wo er mit feinstem Handwerkszeug bastelt, fummelt und baut, befindet sich innerhalb der Wohnung neben dem Arbeitsraum seiner Frau, einer Kostümbildnerin. „Solbronn-West“ hingegen liegt ein Stockwerk tiefer.

„Wenn es dunkel ist, ist hier natürlich auch alles beleuchtet“, erklärt der 74-Jährige und lässt eine Schnellzuglokomotive der Königlich Bayerischen Staatsbahn, eine 3/6 aus dem Bahnhof anrollen. Inzwischen verfügt der Fernsehmann über einen Fundus von rund 100 Lokomotiven, die meisten in Blau, weil das die Lieblingsfarbe der Maiwalds für Fahrzeuge und andere Dinge ist. Er habe zeitlebens in der Nähe einer Bahnlinie gewohnt, sagt Maiwald. Nur in der „Sendung mit der Maus“ war die Modelleisenbahn „noch nie ein Thema“.