Köln – Die Ermittlungen der Kölner Polizei im Fall eines womöglich homosexuellenfeindlichen Angriffs auf der Schaafenstraße richten sich nun gegen drei Männer. Zwei davon sollen sich der gefährlichen Körperverletzung und der Beleidigung schuldig gemacht haben, ein weiterer der unterlassenen Hilfeleistung, wie aus einer Antwort der Kölner Staatsanwaltschaft auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im NRW-Landtag hervorgeht. Demnach sollen sich in der Nacht auf den 25. Juni gegen 1.30 Uhr drei lesbische Frauen vor einem Lokal auf der Schaafenstraße geküsst haben. Eine Gruppe von fünf Männern soll darauf aufmerksam geworden sein, woraufhin einer der Männer die Frauen gefragt haben soll, ob er „mitmachen“ könne.
„Nach der Ablehnung dieses Ansinnens soll sich der Beschuldigte beleidigend über die sexuelle Orientierung der Frauen geäußert haben. Die darauffolgende verbale Auseinandersetzung sei darin gegipfelt, dass der Beschuldigte die Zeugin mit Wucht geschubst und drohend die Hand erhoben habe“, teilte die Kölner Staatsanwaltschaft als Antwort auf die Kleine Anfrage mit. Die zur Hilfe geeilte Freundin des ersten Opfers, die sich schützend vor die Frau gestellt habe, soll von einem zweiten Mann aus der Gruppe an den Haaren zu Boden gerissen und trotz Gegenwehr mehrfach derart mit der Faust auf Kopf und Oberkörper geschlagen worden sein, dass sie kurzzeitig ohnmächtig geworden sei und eine Schädelprellung erlitten habe.
Vorfall auf Kölner Schaafenstraße: Mann warnt Täter vor der Polizei
Ein weiterer Mann, der direkt daneben gestanden und die Situation beobachtet haben soll, sei „trotz mehrfacher Bitte nicht helfend eingeschritten“, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Eine weitere, bisher noch nicht identifizierte Person, habe die gesamte Männergruppe zudem aufgefordert zu fliehen, nachdem er mitbekommen habe, wie eine weitere Frau den Notruf wählte. Eines der mutmaßlichen Opfer berichtet in einem Instagram-Post von dem Angriff. Die Ermittler prüfen einen homosexuellenfeindlichen und damit politisch motivierten Hintergrund der Tat.
Sollte sich dieser Hintergrund im Zuge der weiteren Ermittlungen bestätigen, wäre die mutmaßliche Tat eine Woche vor dem Christopher Street Day die sechste Straftat gegen Homosexuelle oder andere sexuelle Minderheiten auf oder in der Nähe der Schaafenstraße in den vergangenen fünf Jahren. Wie aus der Antwort auf die Kleine Anfrage hervorgeht, wurde in keiner der bisherigen fünf Straftaten ein Täter oder eine Täterin ermittelt. Die Schaafenstraße gilt als Feier-Hotspot für homosexuelle Menschen. Zuletzt war immer wieder von einer Zuspitzung der Sicherheitslage auf der Straße die Rede. Die Polizei fährt dort regelmäßig Streife.
Straftaten, bei denen der Verdacht besteht, dass die sexuelle Ausrichtung des Opfers bei der Tathandlung eine Rolle gespielt hat, werden bei der Polizei inzwischen gesondert erfasst. Der Staatsschutz übernimmt in diesen Fällen die Bearbeitung der Delikte.