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Neue Kölner Schulen eröffnetVerkehrschaos am ersten Tag – Polizei vor Ort

Lesezeit 5 Minuten
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Stau auf der Sürther Straße vor Schulbeginn

Köln – Der erste Schultag in ihren neuen Schulen wurde mit Spannung erwartet: Endlich konnten die Schülerinnen und Schüler der Offenen Schule Köln (OSK) und der Emanuel-Schule (EMA) auf dem neuen Schulcampus an der Sürther Straße ihre beiden neuen Schulen mit Leben füllen. Mindestens genauso mit Spannung erwartet war allerdings, wie die im Berufsverkehr ohnehin schon chaotische Lage auf der Sürther Straße sich entwickelt, wenn Unmengen Elterntaxis, Taxen für die Inklusionskinder und Heerscharen von Fahrradfahrerinnen und Fußgänger jetzt täglich die beiden Schulen ansteuern. „Zumal sich ja schon ohne die Schulen der Verkehr von der Autobahn Richtung Kreisel zurückstaut“, meint ein Vater.

Polizei vor Ort

Am Aufgebot am ersten Schultag ist die Sorge vor Chaos ablesbar: Das Ordnungsamt hat gleich vier Kräfte geschickt, die Polizei ist ebenfalls vor Ort. Die beiden Schulleiterinnen stehen schon vor 7.30 Uhr mit Warnwesten an der Einfahrt. „Es sind inklusive Schüler, Lehrkräfte und sonstige Mitarbeiter ja fast 3000 Menschen, die jetzt hier jeden Tag sicher auf das Areal kommen müssen“, sagt Ute Kochsiek, Schulleiterin der EMA-Grundschule. Um das Chaos etwas zu entzerren, startet die OSK jetzt immer erst um 8.25 Uhr.

Elterntaxis Sürth gepixelt

Die Schlange der Elterntaxis.

Um den Strom der Elterntaxis zu lenken, hat sich das Ordnungsamt ein Kreissystem ausgedacht: „Wer auf der einen Seite auf den Parkplatz auffährt, darf ganz kurz anhalten, die Kinder rauslassen und dann sofort auf der anderen Seite rausfahren. Länger stehen bleiben oder gar die Kinder bis zur Schultür bringen geht nicht“, erläutert Werner Köhler vom Ordnungsamt. Das Problem: Das steht nirgendwo und prompt fährt der erste SUV von der falschen Seite rein und nichts geht mehr. „Ich habe wirklich Bauchschmerzen, wenn ich mir das hier ansehe“, sagt die Mutter einer Zweitklässlerin, die ihre Tochter auf dem Parkplatz rauslässt und ihr hinterherschaut, wie sie um eine gerade in Richtung Schulgebäude fahrendes Taxi rumläuft. „Es ist einfach unübersichtlich.“ Sehr viele Eltern seien sehr besorgt um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg.

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Wenn Eltern nicht zügig ausladen oder ein ganzer Schwung gleichzeitig kommt, sorgt der Rückstau vom Parkplatz dafür, dass der gesamte Verkehr auf der Sürther Straße zum Stehen kommt. Zwischen den Autos und den Taxen, die die Kinder mit Inklusionsbedarf bringen, huschen die Kinder mit ihren bunten Ranzen. „Ich hab‘ einen Tipp für dich: Nimm hier die Seite für die Fußgänger, wo die Taxis nicht lang fahren“, ruft die Schulleiterin einem Zweitklässler zu.

Kollisionsverkehr auf dem Radweg

Bezirksbürgermeister Manfred Giesen steht an dem eigens für den Schulstart von der Stadt verbreiterten Fahrrad- und Fußgängerweg und flucht: Die Verbreiterung nehmen an diesem Morgen hunderte Radfahrer als Einladung, diesen auch in der Gegenrichtung zu befahren, statt ordnungsgemäß die andere Straßenseite zu benutzen. „Das ist kein Zustand“, sagt er und Andreas Full von der Polizei Rodenkirchen pflichtet ihm bei: „Die Begegnungsverkehre sind echt gefährlich.“

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Werner Köhler vom Ordnungsamt, Polizist Andreas Full und Bezirksbürgermeister Manfred Giesen.

Die Karawane von Radfahrern zieht in einer endlosen Schlange und hohem Tempo in Richtung der benachbarten Rodenkirchener Gesamtschule, die ja auch von täglich 1600 Schülern angesteuert wird. Wie selbstverständlich radeln ihnen heute Mütter mit Grundschulkindern entgegen. Heute morgen kommen alle ohne Kollision aneinander vorbei. „Eigentlich ist das ein Weg, den sich die Radfahrer mit Fußgängern teilen sollen“, sagt Giesen. Nur: Denen kann man nicht raten, sich dazwischen zu wagen.

Entlastung durch Weg über das Feld

Um halb neun kehrt Ruhe ein. Es war heute nicht so schlimm wie befürchtet – so die einhellige Bilanz. Dass das so war, war auch dem noch kurzfristig eingerichteten Rad- und Fußgängerweg über den an die Schule grenzenden Acker zu verdanken, den Giesen im Gespräch mit dem Landwirt und Besitzer abgestimmt hatte. Eigentlich sollte dort nämlich ein asphaltierter Weg über das Feld entstehen, über den Schüler autofrei von hinten die Schulen erreichen können. Dafür braucht es aber eine Änderung des gültigen Bebauungsplans. Erst nach Abschluss des Änderungsverfahrens, liege Baurecht vor, so die Stadt. „Ein Ausführungszeitraum kann daher aktuell nicht benannt werden.“

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Provisorischer Weg über den Acker schafft Entlastung.

Nachdem der Landwirt eingewilligt hatte, hatte Giesen mit Unterstützung des Grünflächenamtes kurzerhand für ein Provisorium gesorgt: Ein Streifen wurde so gemäht, dass das Feld begangen und befahren werden kann. „Eine Strecke mit Rüttelfaktor. Unserem Sohn hat das Spaß gemacht“, sagt eine Mutter, die dankbar ist, dass diese Option geschaffen wurde. Sehr viele Schülerinnen und Schüler nutzen diese Option, um dem Chaos vor der Schule zu entgehen.

Verkehrskonzept gefordert

Aber für eine richtige Entlastung rund um die Sürther Straße, da sind sich alle einig, braucht es ein ganzheitliches Verkehrskonzept, das die Bezirksvertretung vor vielen Monaten eingefordert hat. Doch das Verkehrsgutachten, das nicht nur die Schulen, sondern das ganze Neubaugebiet Sürther Feld umfassen soll, immer noch nicht beauftragt. Die Vergabe werde „derzeit vorbereitet“, hieß es aus der Verwaltung. Weil es eben noch dauert, will die Stadt zumindest eine Maßnahme zur Entzerrung umsetzen: Um Sürther Straße morgens zu entlasten, soll die Durchfahrt auf der Sürther Feldallee in Richtung Süden für Autos versuchsweise frei gegeben werden.

Der Sprecher des Automobilclubs Verkehr ACV, Gerrit Reichel, kritisierte die Stadtverwaltung scharf. Die Schwierigkeiten hätten vermieden werden müssen. "Es wurde versäumt, ein adäquates Verkehrskonzept zu entwickeln und rechtzeitig umzusetzen", erklärte er. Man könne nicht nur Schulen neu bauen. Diese erforderten auch zwingend eine seriöse Verkehrsplanung. An den Schulen stellen sich die Kolleginnen und Kollegen derweil darauf ein, sich morgens weiter abzuwechseln, um gefährliche Zwischenfälle zu vermeiden.