AboAbonnieren

Nach Seilbahn-RettungFehlersuche an Gondel beginnt – KVB kündigt Entschädigungen an

Lesezeit 3 Minuten

Rebekka Berghaus mit Tochter Frieda.

Köln – Auch am dritten Tag nach dem Seilbahnunglück wissen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) noch nicht, warum sich am Sonntag ein Wartungsseil um eine Gondel gewickelt hat, was den Not-Stopp der gesamten Anlage auslöste. „So schnell wie möglich“ sollen nach den Worten von KVB-Sprecher Matthias Pesch nun zwei Gutachter mit der Fehlersuche beauftragt werden. Die defekte Gondel steht derzeit in der Betriebswerkstatt in Weidenpesch. „Die Sachverständigen werden die Gondel sowie das gesamte Seilbahnsystem begutachten“, sagt Pesch. So lange bleibt die Seilbahn stillgelegt.

Ob sie dieses Jahr noch einmal in Betrieb gehen kann, ist völlig unklar. Fest steht, dass der Einnahmeausfall allein für die nächsten drei Wochen ungefähr 150.000 Euro beträgt. Sollte die Saison bereits jetzt beendet sein, schlägt ein Fehlbetrag von einer halben Million Euro zu Buche, sagt Pesch.

KVB noch nicht mit Fahrgästen in Kontakt

Bei Familie Berghaus aus Kaarst-Büttgen hat sich die KVB bislang noch nicht gemeldet. Technik-Vorstand Jörn Schwarze hatte angekündigt, sich mit allen 65 Fahrgästen in Verbindung setzen zu wollen, um eine Entschädigung für den misslungenen Sonntagsausflug anzubieten. „Ich hoffe nur, es ist keine Jahreskarte für die Kölner Seilbahn“, meint Rebekka Berghaus lachend.

Sie ist selber überrascht, wie schnell nach dem Unglück der Alltag wieder eingekehrt ist. „Erstaunlich ist vor allem, wie die Kinder das wegstecken“, erzählt Mutter Rebekka. Schließlich gehörte ihre Familie zu denjenigen, die sich in Gondeln mitten über dem Rhein befanden. Die fünfköpfige Familie war mit den Kindern Arne (6), Clemens (3) und Frieda (1) in zwei hintereinander schwebende Gondeln aufgeteilt, da die Maximalbesetzung bei vier Insassen liegt.

„Mein Mann war der Coolere, er hatte aber auch das entspannteste Kind dabei“, erzählt Rebekka Berghaus. Der dreijährige Clemens sei nämlich ein großer Feuerwehrfan. Für ihn sei das Ganze ein riesiges Abenteuer gewesen: „Sein Vertrauen in die Feuerwehr ist unermesslich.“ Der sechsjährige Arne, der bei ihr in der Gondel saß, hatte dagegen große Angst. Da sich zu allem Überfluss auch noch der Handyakku verabschiedete, war sie auf das angewiesen, was sie unter sich sah: „Mir dämmerte schnell, dass die Drehleitern nicht bis hierher reichen und wir abgeseilt werden müssen.“

Schließlich war erst ihr Mann Dirk mit Sohn Clemens dran. Von oben zu sehen, wie die beiden am Seil in die Tiefe schweben, sei nicht einfach gewesen. Noch schwieriger sei gewesen, dass sie bei ihrer eigenen Rettung nur Frieda auf dem Arm mitnehmen durfte. „Am Schlimmsten war aber, am Boden warten müssen, bis mein Sohn abgeseilt war. Danach bin ich erst mal heulend zusammengebrochen.“ Gestern sind sie zum ersten Mal an den Ort des Geschehens zurückgekehrt, um den Kinderwagen zu holen, der noch in einer Gondel zurückgeblieben war. Fahren will sie damit zumindest für dieses Jahr nicht mehr.