Köln – Es sollte der letzte Wahlkampftag werden, Martin Bachmann war deshalb am Samstag schon um 8.30 Uhr in Braunsfeld, um den Stand auf dem Wochenmarkt aufzubauen. Der 54-Jährige, der sich ehrenamtlich bei den Grünen engagiert, unterstützte Henriette Reker bei ihrem Wahlkampf.
„Frau Reker kam um kurz vor Neun“, erzählt er. Wenige Minuten später hörte Bachmann einen gellenden Schrei. „Ich drehte mich um und sah den Mann, der mit diesem riesigen Messer auf Frau Reker einstach.“ Bachmann schrie ihn fassungslos an: „Was machst du da?“ Dann blickte er sich um und riss ein Sonnensegel an sich, auf dem für Reker geworben wurde. „Ich sah wie der Mann das Jagdmesser ins Gebüsch warf und ein zweites Messer aus seiner Tasche zog.“
Bachmann schlug mit dem Sonnensegel auf Frank S. ein, der das Butterfly-Messer schließlich fallenließ. „Er stand dann einfach da, ganz ruhig. Es war, als hätte er nun erreicht, was er geplant hatte.“ Die Coolness und die Zielstrebigkeit des Täters habe ihn fassungslos gemacht, sagt Bachmann. „Ich habe ihn gefragt: Warum willst du töten?“ Frank S. habe geantwortet: „Weil sie unser Land verraten hat.“
„Überall war Blut“
Ein Bundespolizist, der privat auf dem Markt war, eilte herbei und forderte Frank S. auf, die Hände aus den Taschen zu nehmen. „Dann kam auch der erste Streifenwagen.“ Martin Bachmann kniete sich neben Henriette Reker hin und legte seinen Arm um ihren Kopf.
„Überall war Blut, ich sagte zu ihr: Machen sie sich keine Gedanken, sie sind nicht allein.“ Er habe sie mit seiner Jacke zugedeckt, bis die Sanitäter kamen. „Ich hab mich dann um Katja Hoyer gekümmert.“ Die FDP-Ratsfrau hatte eine Stichwunde an der Wange erlitten. Drei weitere Menschen wurden verletzt.
Seit 20 Jahren politisch aktiv
Bachmann musste Schlaftabletten nehmen, um ein wenig Ruhe zu finden in den vergangenen Tagen. Am Sonntagabend feierte er Rekers Sieg im Rathaus. „Da war Freude, aber auch viel Schmerz, weil sie nicht da war.“ Der Taxiunternehmer ist seit 20 Jahren politisch aktiv. Daran wird auch das Attentat nichts ändern, sagt er. Er kam vor mehr als 30 Jahren aus Kurdistan nach Deutschland. „Ich war ein politischer Flüchtling und wurde zum kurdischen kölschen Jung“, sagt er und lächelt. „Ich werde mich immer stark machen für Freiheit und Demokratie.“