Köln – So viele Menschen hatte Trampeltier Lilli noch nie gesehen. Das Jungtier kam Mitte März zur Welt, kurz bevor der Zoo wegen der Corona-Pandemie schließen musste. Am Dienstag bekam Lilli erstmals in ihrem Leben Besucher zu Gesicht. Sie nahm sie entspannt zur Kenntnis. Der Zoo hat – wie alle Tierparks in NRW – nach siebenwöchiger Pause wieder geöffnet.
Direkt morgens wissen, was in Köln passiert
Jetzt für „Stadt mit K“ anmelden!
Was bringt der Tag? Was kann ich in Köln unternehmen? Wo sollte ich essen gehen? Oder soll ich vielleicht doch lieber ein Rezept nachkochen? Wie ist die aktuelle Corona-Lage in der Stadt? Und welche Geschichten sollte ich auf keinen Fall verpassen?
All das liefern wir Ihnen in unserem Newsletter „Stadt mit K“von Montag bis Freitag immer bis spätestens 7 Uhr bequem und kostenlos in ihr E-Mail-Postfach.
Schon vor der Eröffnung um 9 Uhr standen die ersten Tierfreunde am Haupteingang. Zoo-Vorstand Christopher Landsberg eilte vor zum Einlass und überreichte Besucherin Vera Hoss eine Familienjahreskarte und ihrem Sohn Filian ein Stoff-Erdmännchen. Die beiden waren die ersten Gäste nach dem Zoo-Lockdown. „Ich habe noch nie in meiner Karriere einen Zoo eröffnen dürfen – jetzt schon“, sagte Zoo-Direktor Theo Pagel feierlich.
Tiere und Menschen entspannt
Es lief gesittet ab vor und im Zoo. Die meisten Besucher besorgten sich, wie vom Zoo gewünscht, Eintrittskarten und das zurzeit zusätzlich nötige, kostenlose Reservierungsticket im Vorfeld online. Bedrohlich lange Warteschlangen am Eingang blieben aus, die Menschen ließen sich bereitwillig durch die Absperrgitter in den Tierpark hinein leiten.
Dort wurden sie von Zoo-Mitarbeitern akribisch gezählt, damit nicht mehr als 3300 Besucher gleichzeitig – an einem durchschnittlichen Sonntag sind es etwa 6000 gleichzeitig – auf dem Gelände waren. Pro zehn Quadratmeter ist eine Person gestattet. Das ist ebenso eine Corona-Vorschrift wie die Lautsprecherdurchsagen, die die Besucher an den einzuhaltenden Mindestabstand zueinander erinnern, die geschlossenen Tierhäuser und die gestrichenen öffentlichen Fütterungen, weil dort schnell zu viele Menschen eng beieinander stehen würden.
Der Zoo prüft derzeit Möglichkeiten, die Tierhäuser doch noch zugänglich zu machen. Vielleicht „mit strengen Einlasskontrollen und Maskenpflicht in allen Häusern“, sagte Pagel. Das Aquarium ist hierbei vorerst chancenlos. „Das Gebäude hat viele Sackgassen. Das Problem bekommen wir nicht gelöst“, ergänzte Landsberg. „Aber die meisten Tiere sind in den Außengehegen zu sehen.“
„Die Tiere sind froh“
Nur wenige Besucher trugen Mundschutzmasken, auch wenn es an einigen Stellen im Zoo etwas eng wurde. Ursula Heinen-Esser (CDU), NRW-Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz, verzichtete ebenfalls darauf. Sie kam nach Köln, um sich ein Bild von der Wiedereröffnung zu machen. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Konzept des Zoo. So können wir eine Öffnung verantworten“, sagte sie und hob die Naherholungs- und Lehrfunktion der Tierparks hervor. Das Konzept des Kölner Tierparks wird übrigens in sämtlichen Zoos in Nordrhein-Westfalen umgesetzt. Pagel hatte es gemeinsam mit dem zuständigen NRW-Ministerium entwickelt.
„Die Tiere sind froh, dass endlich wieder etwas los ist“, sagte Pagel. Besonders die Menschenaffen hätten die Besucher herbeigesehnt. Die Pfleger der Primaten tragen Mundschutz, damit sie die Tiere nicht mit Covid-19 anstecken. Denn getestet werden die Mitarbeiter nicht.
Kölner Zoo: „Letzten Wochen haben wehgetan“
Über die fehlenden Einnahmen nach sieben besucherlosen Wochen mit bestem Zoo-Wetter „mache ich mir lieber keine Gedanken“, sagte Landsberg. Der Zoo hielt sich mit Rücklagen aus dem erfolgreichen vorigen Jahr über Wasser und hat zudem rund 1,2 Millionen Euro aus einem insgesamt knapp zwölf Millionen Euro großen Corona-Hilfsbudget des NRW-Finanzministeriums für Tierparks beantragt. „Die letzten Wochen haben uns finanziell sehr weh getan“, räumte Landsberg ein. „Das hätte nicht mehr lange so weitergehen dürfen. So sind wir mit einem blauen Auge davongekommen“, war Landsberg erleichtert.
Erleichtert war auch Jennifer Hörig. Sie kam mit zwei kleinen Kindern zum Zoo und freute sich augenscheinlich darüber, dass es für Familien in Zeiten der Einschränkungen wegen Corona „endlich wieder etwas Rahmenprogramm“ gibt. Die kleine Madeleine, die neben ihr stand, wusste auch schon, wohin sie als erstes möchte: „Ich freue mich am meisten auf die Elefanten.“