Kölns größtes Bordell„Im Pascha sind die meisten Kunden Spanner“
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Für unsere Serie „Köln im Rotlicht“ sind unsere Reporter in die Rotlicht-Szene eingetaucht, haben mit Prostituierten, Freiern, Zuhältern und Bordellchefs gesprochen.
Folge 7: Wie das bekannteste Bordell der Stadt versucht, Prostitution in der Mitte der Gesellschaft zu verankern.
Außerdem: Eine Ex-Mitarbeiterin im Pascha erzählt, wie sie die Kunden im Laufhaus erlebt hat und warum sie dort aufgehört hat.
Köln – 25 Männer verlieren sich an diesem Freitagabend um 22 Uhr im Table-Dance-Club von Deutschlands größtem Bordell. Drei chinesische Geschäftsleute sitzen in der ersten Reihe. Eine Gruppe junger Männer outet sich über ihre vulgären Einheits-T-Shirts als Junggesellenabschied. -> Hier: Alle 20 Folgen der Serie „Köln im Rotlicht“ im Überblick!
Auf der Bühne windet sich eine Frau mit Silikonbrüsten und aufgespritzten Lippen um eine Stange, im Hintergrund lächeln Kölner Promis auf Dias in Endlosschleife: Bläck Fööss, Carolin Kebekus, Bernd Stelter, Klüngelköpp, Funky Marys, Räuber, Karnevalisten und Unternehmer – alle hatten schon beruflich mit dem Pascha zu tun. Manche sind dort aufgetreten, andere haben da Filmaufnahmen gemacht.
„Lust auf einen Private Dance?“
Die männlichen Kellner sorgen beflissen dafür, dass kein Glas leer bleibt. Für 35 Euro Eintritt sind die Getränke frei. Durch die lichten Tischreihen streifen sparsam bekleidete Frauen, tätscheln die Gäste von hinten an die Schulter und hauchen ihnen ins Ohr: „Lust auf einen Private Dance?“ – einen Strip vor den Augen des Gastes, der zehn Euro übrig hat. Es sind fast so viele Tänzerinnen wie Männer in der Bar, die Auftritte auf der Bühne sind so sorgfältig inszeniert wie die gesamte PR-Strategie des Hauses.
Das Pascha gibt sich seit jeher offener als andere Laufhäuser: Seit vielen Jahren treten immer mal wieder Musiker und Theaterensembles im Table-Dance-Club auf, es gibt auch für Frauen Führungen durchs Haus, das Pascha ist Sponsor des Fußballclubs Viktoria Köln. Die Geschäftsführer stehen für Interviews bereit, um dann – wie der wegen Steuerhinterziehung verurteilte Gründer Hermann Müller – von ihrem Engagement für Hilfsbedürftige zu erzählen und ihr Mantra aufzusagen: „Wir achten und respektieren jeden Menschen.“ Schlagzeilen machte allerdings zum Beispiel auch die „Geld-zurück-Garantie“ des Hauses.
Aufmerksamkeit ist dem Bordell dank seiner steten Bemühungen um einen bürgerlichen Anstrich sicher. Schon im Jahr 2005 sorgte eine Veranstaltung eines Fan-Projekts des 1. FC Köln im Pascha für Kritik. 2007 gab es einen öffentlichen Aufschrei, als im Pascha das Sommerblutfestival eröffnet werden sollte und Schirmherr Jürgen Roters nichts gegen den Club als Kulturstätte einzuwenden hatte. Südstadt-Pfarrer Hans Mörtter und Karl-Heinz Iffland vom „Kölner Arbeitslosenzentrum“ verbrannten sich vor drei Jahren die Finger, als sie Spenden vom Pascha annehmen wollten; die Fööss fanden nichts dabei, im Table-Dance-Club aufzutreten. Die Kollegen von Brings dagegen positionierten sich klar gegen Auftritte in der Hornstraße – weil niemand wisse, welchen Hintergrund die Frauen hätten, sagt Peter Brings. „Und, weil jeder weiß, dass keine Prostituierte ihren Job macht, weil sie den so toll findet. Dahinter stecken Schicksale. Wer schläft schon freiwillig für ein paar Euro mit jedem Typen?“
Pascha-Geschäftsführer Armin Lobscheid empfängt in seinem holzvertäfelten Büro im zehnten Stock des Bordells. An der Wand hängen Geweihe, Lobscheid ist Jäger. Es sei ein „Ammenmärchen“, sagt der zweifache Vater, dass alle Prostituierten unter Zwang arbeiteten. Auch in seinem Haus? Ausschließen kann er das jedenfalls nicht. „Wenn ich frage, kriege ich keine ehrliche Antwort“, sagt Lobscheid. „Eine Frau würde nie zugeben, dass sie für jemanden arbeitet.“ Wenn er davon erfahre, informiere er die Behörden. „Es muss dann jemand mit ihr sprechen, sich um sie kümmern. Sie muss dann aus diesem Bereich aussteigen.“
Aber was bedeutet Zwang? Wo fängt Zwang an? Im eigentlichen Sinne da, antwortet Lobscheid, wenn eine Frau nicht selbstbestimmt durch seine Tür komme und sage: „Ich will diesen Job machen.“ Vor allem Frauen aus armen Ländern sehen in dem Job mitunter den einzigen Ausweg aus Not und Elend. „Letztendlich“, sagt Lobscheid, „ist Armutsprostitution natürlich auch Zwang.“
Großen Wert legt der 63-Jährige auf die Feststellung, dass alle Frauen im Pascha entsprechend dem Prostituiertenschutzgesetz behördlich angemeldet seien. Und überhaupt: Das Pascha erfülle alle gesetzlichen Vorschriften. Dass sein Haus mit Promis werbe, sei doch völlig normal: „Warum denn nicht? Das macht jeder“. Es sei „ein Stück Arbeit“, diese Branche in eine gewisse Normalität zu bringen. „Aber wenn wir das nicht hinkriegen, sind alle Versuche, die Frauen zu schützen, kläglich gescheitert.“
In der öffentlichen Debatte sind die Positionen klar verteilt: Hier die Unterstützer, die dem Pascha Transparenz zugutehalten. Sie argumentieren, die Frauen bewegten sich auf den elf Etagen immerhin in einem relativ geschützten Raum. Es sei weltfremd, das Etablissement moralisch zu verdammen – auf dem Straßenstrich, in der Wohnungsprostitution, in der Illegalität gehe es den Frauen viel schlechter. Und verhindern könne man Prostitution ohnehin nicht.
Die Gegner werfen dem Pascha dagegen Zynismus und Menschenverachtung vor: 90 Prozent der Frauen kämen aus Osteuropa, sagt Alice Schwarzer, die meisten könnten kaum Deutsch. „Viele würden nachweislich als „Frischfleisch“ von einem Großbordell zum nächsten transportiert. „Mit Freiwilligkeit und Menschenwürde hat das nichts zu tun.“
Caro kennt das Pascha in- und auswendig. Die 22-Jährige hat dort als Prostituierte und als Bardame gearbeitet. Seit einigen Monaten empfängt sie ihre Kunden in einem Appartement-Haus im Rechtsrheinischen. Dort hat sie ein Zimmer gemietet. Das Pascha sei ein sicherer Ort, die Mädels würden „nicht schlecht“ behandelt, sagt Caro. „Das Arbeitsklima war toll, wie in einer Familie.“ Aber es seien zuletzt immer mehr Rumäninnen gekommen, und die machten die Preise kaputt. „Die machen für 40 Euro alles, das ist total verrückt.“ Einige, glaubt Caro, arbeiteten nicht freiwillig. „Aber das war eigentlich kein Thema unter uns Mädels.“ Irgendwann habe sie sich mit den Managern im Pascha überworfen und sei gegangen.
„Die glotzen die Frauen an und geben keinen Cent aus“
In schwarzer Unterwäsche sitzt Caro auf der Bettkante in ihrem Erdgeschoss-Zimmer. Die Wände sind rot gestrichen, hinter dem Bett hängt ein großer Spiegel, im Zimmer verstreut liegen Dessous, ein roter Lederrock und rosa Plüschpantoffeln. In ihrer neuen Unterkunft sei sie ihr eigener Chef, niemand quatsche ihr rein, sie verdiene auch besser. „Fünf, sechs Stammkunden aus dem Pascha habe ich hier rübergezogen“, erzählt Caro. Wer hier klingele, der wolle auch Sex mit ihr – und nicht nur gaffen. „Im Pascha sind die meisten Kunden Spanner. Die schleichen stundenlang durchs Haus, glotzen die Frauen an und geben keinen Cent aus.“
Caro inseriert auf drei Internetseiten. Sie verlangt 80 Euro pro halbe Stunde. „Darunter mache ich es nicht.“ Was ihr am neuen Arbeitsplatz fehle, sei die Gemeinschaft, der starke Zusammenhalt unter den Frauen. „Dieser Job macht einsam“, sagt Caro.
„Man kann oft nicht sagen, wer dahinter steckt“
Die Behörden und Sozialarbeiterinnen, die mit dem Pascha zu tun haben, denken unterschiedlich über das Haus: Grundsätzlich seien die Frauen dort „relativ gut versorgt“, meinen viele. Aber was heißt das: relativ gut? Eine Sozialarbeiterin, die regelmäßig mit Frauen aus dem Pascha spricht, sagt: „Ich glaube nicht, dass viele Frauen im Pascha ohne Zuhälter arbeiten. Man kann oft nur nicht sagen, wer dahinter steckt: Der Mann? Der Bruder? Der Cousin? Oder ein Fremder? Ist es also Zwang? Und was heißt das? Es gibt Frauen, die sagen, ihr Mann wolle das so – und deswegen gehen sie anschaffen. Es ist ein schwieriges Feld.“
Obwohl das Pascha inzwischen bis zu 180 Euro Tagesmiete für ein Zimmer verlange, verdienten die Frauen dort im Schnitt besser als am Eigelstein oder auf dem Straßenstrich, glauben viele, die sich in der Szene auskennen.
Experten vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) oder der Frauenberatungsstelle Agisra können das nicht mehr beurteilen – das Pascha verwehrt ihnen inzwischen den Zutritt. „Das neue Prostituiertenschutzgesetz verschafft allen Bordellen die Möglichkeit, eine Zusammenarbeit mit freien Trägern zu verhindern“, sagt Rossenbach. „Das geht, weil das Gesetz eine Anmeldung und gesundheitliche Erstberatung beinhaltet.“ Pascha-Geschäftsführer Lobscheid sagt dazu: „Die Mitarbeiter der Stadt haben weiterhin jederzeit ungehindert Zutritt zum Haus.“ Er könne nicht jedem Verband Zutritt gewähren. „Dann habe ich irgendwann mehr Sozialarbeiter im Haus als Gäste.“
Glossar
Agisra
Die „Arbeitsgemeinschaft gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung“ in Köln ist seit 1993 eine Beratungs- und Informationsstelle für Migrantinnen und Flüchtlingsfrauen. Agisra unterstützt zum Beispiel Frauen, die von Gewalt, Sexismus oder Rassismus betroffen sind, die Sozialarbeiterinnen reden mit Frauen auf dem Straßenstrich, am Eigelstein und in Bordellen. Der Verein sitzt in der Bolzengasse in der Altstadt, Telefon 0221/124019.
Escort
Begleit-Agenturen oder Escort-Agenturen vermitteln Frauen, seltener auch Männer, gegen Honorar für eine vereinbarte Zeit. Die Agenturen dienen als Dienstleister und kassieren eine Provision von den Frauen, die oft zwischen 25 und 35 Prozent liegt. Die Preise für die meistens auch sexuellen Dienstleistungen schwanken, liegen aber nur selten unter 200 Euro pro Stunde und 1500 Euro pro Tag. Viele ihrer Mitarbeiterinnen seien Studentinnen, berichtet eine Kölner Agentur-Chefin. Eine vom Studienkolleg zu Berlin veröffentlichte Umfrage ergab, dass 3,7 Prozent aller Berliner Studierenden als Sexarbeiter im weiteren Sinne tätig sei. Verbände und Behörden gehen davon aus, dass der Großteil der im Escort-Bereich tätigen Frauen freiwillig dort arbeitet.
Hurenpass
Im Juli 2017 ist bundesweit das Prostituiertenschutzgesetz in Kraft getreten. Seitdem müssen Prostituierte einen speziellen Ausweis bei sich tragen, den so genannten Hurenpass. Diese Anmeldebescheinigung, die regelmäßig verlängert werden muss, ist mit Namen, Meldeadresse und einem Foto versehen. Viele Sexarbeiterinnen weigern sich, ihre Anonymität aufzugeben und den Pass zu beantragen – sie fürchten unter anderem Repressionen in ihren Heimatstaaten, in denen Prostitution unter Strafe steht.
Laufhaus
In einem meist mehrstöckigen Laufhaus mieten Prostituierte Zimmer an. Wenn sie auf Freier warten, stehen ihre Türen offen. Der Kunde streift durch die Flure und kommt mit den Frauen ins Gespräch, die vor oder in ihren Zimmern sitzen. Welche Leistungen sie anbieten und welche Preise sie dafür verlangen, bestimmen die Frauen selbst, nicht der Laufhaus-Betreiber. Er kassiert von ihnen nur die tägliche oder monatliche Miete. Der Eintritt in ein Laufhaus ist meistens frei. Wie viele der Frauen tatsächlich selbstbestimmt arbeiten und wie viele ihre Einnahmen an einen Zuhälter abtreten müssen, ist unklar.
Loverboys
Zuhälter, die vor allem Minderjährige und junge Frauen in Clubs und im Internet ansprechen. Sie täuschen ihnen die große Liebe vor, entfremden sie aber tatsächlich von Freunden und Familie und zwingen sie in die Prostitution. Laut Polizeierkenntnissen sind Loverboys in aller Regel Einzeltäter, die oft mehrere Frauen parallel haben, ohne dass die Opfer voneinander wissen.
Menschenhandel
Eine Straftat, auf die zwischen sechs Monate und zehn Jahre Gefängnis steht. Unter Menschenhandel versteht das Gesetz jede Form des Anwerbens, Transports oder Beherbergens von Menschen, um sie auszubeuten – zum Beispiel in der Prostitution, durch Bettelei oder Zwangsarbeit.
Poppers
Slang für eine flüssige, nicht verbotene Droge, die in kleinen Ampullen vertrieben wird und beim Öffnen ploppt. Poppers sollen stark gefäßerweiternd, aphrodisierend, muskelentspannend und schmerzhemmend wirken – und damit helfen, den Geschlechtsverkehr zu verlängern. Werden in fast allen Bordellen verkauft. Können zu Herzrasen, Übelkeit, Erbrechen und Sehstörungen führen, blutdrucksenkende Potenzmittel verstärken die Wirkung.
Prostituiertenschutzgesetz
Seit 1. Juli 2017 ist ein neues Prostituiertenschutzgesetz in Kraft. Es beinhaltet unter anderem die Verpflichtung eines so genannten „Hurenausweises“. Betreiber von Bordellen benötigen eine Erlaubnis und dürfen sich zuvor nicht im Bereich Menschenhandel/Prostitution strafbar gemacht haben. Das Gesetz sieht auch eine Kondompflicht für Freier und eine Gesundheits- und Ausstiegsberatung für Sexarbeiter/innen vor. Sexarbeiterinnen dürfen seit Inkrafttreten des P. nicht mehr in dem Raum schlafen, in dem sie ihre Dienstleistungen anbieten – Bordellbetreiber müssen getrennte Schlaf- und Waschräume anbieten. Das Gesetz soll Sexarbeiter/innen vor Zwangsprostitution, ungeschütztem und gewalttätigem Sex schützen. Interessenverbände und Beratungsstellen kritisieren das Gesetz: Die meisten Prostituierten, die nicht freiwillig arbeiten, würden weiterhin nicht erreicht. Die Sorge, mit einem Hurenausweis identifiziert werden zu können, treibe viele Frauen in die Illegalität.
Das Gesetz hat für Prostituierte in NRW auch positive Effekte, resümiert die Prostituierten-Beratungseinrichtung Kober. So habe sich die Hygiene in vielen Häusern verbessert, auch die Rückzugsmöglichkeiten, Aufenthaltsräume und Beratungen wurden von vielen Frauen als hilfreich beschrieben. Die in vielen Sprachen abrufbare Lola-App unterstützt demnach viele Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter, um sich besser über ihre Rechte, Krankenversicherung, Prävention und Beratungsangebote zu informieren.
Saunaclub/FKK-Club
Die Gäste bewegen sich im Handtuch oder Bademantel durch den Club. Im Eintrittspreis enthalten sind oft Getränke und Speisen. Neben Sauna und Dampfbad gibt es meist eine Bar und separate Bereiche, in denen männliche Besucher mit Prostituierten ins Gespräch kommen. Die Einnahmen werden zwischen der Frau und dem Clubbetreiber aufgeteilt. Die Frauen sind entweder festangestellt, oder sie arbeiten auf eigene Rechnung beziehungsweise für einen Zuhälter, der sie häufig zum Club bringt und wieder abholt. Insider gehen davon aus, dass ein Großteil der Frauen in den Clubs nicht unabhängig von Zuhältern arbeitet.
Sexarbeit/Prostitution
Sexarbeit und Prostitution sind nicht dasselbe. Sexarbeit ist der neutralere Begriff, er beinhaltet keine negative Bewertung. Eine Sexarbeiterin ist eine Dienstleisterin, die einen sexuellen Service anbietet, um damit Geld zu verdienen. Das Wort Prostitution ist negativ belegt: Im Lateinischen bedeutet es, etwas „nach vorne zu stellen“ – sich preiszugeben oder auszustellen. Prostitution wird verbunden mit einem patriarchalen System – Bordellen, Zuhältern und Freiern, die die Regeln diktieren. Bei einer Frau, die auf den Straßenstrich geht, um ihre Drogensucht zu finanzieren, würde man eher von einer Prostituierten sprechen, bei einer Frau, die sich mit Escort-Service ihren Lebensunterhalt verdient, eher von Sexarbeiterin. Bei einer jungen Frau aus Osteuropa, die im Bordell Sex anbietet, ist die Unterscheidung schwieriger – wenn sie dort arbeitet, um die Existenz ihrer Familie zu sichern, spräche man von Sexarbeit, würde sie von ihrem Vater oder Bruder unter Druck gesetzt, anschaffen zu gehen, von Prostitution.
Sozialdienst katholischer Frauen (SkF)
Anlaufstelle im Caritasverband für Frauen und Familien in Not. Seit mehr als hundert Jahren engagiert sich der SkF in Köln für Prostituierte, informiert sie über Rechte und Pflichten, unterstützt sie bei Sorgen in Familie und Partnerschaft und hilft den Frauen beim Ausstieg, wenn sie das wünschen. Die Geschäftsstelle ist am Mauritiussteinweg in der Innenstadt, Telefon 0221/12695-0.
Verrichtungsbox
Garagenähnliche Boxen auf dem Straßenstrich an der Geestemünder Straße in Niehl. Das fußballfeldgroße, eingezäunte Gelände eröffnete im Oktober 2001. Freier fahren dort zunächst durch eine Kontaktzone und dann mit den Frauen in eine der acht Boxen, die in einer alten Scheune untergebracht sind. Es gibt auch Container für Fußgänger oder Radfahrer. In jeder Verrichtungsbox ist ein Alarmknopf an der Wand. Während der Öffnungszeiten sind Sozialarbeiter auf dem Gelände anwesend, Ordnungsamt und Polizei kontrollieren das Gelände regelmäßig.
Weißer Ring
Hilfsorganisation für Menschen, die in Deutschland Opfer von Kriminalität geworden sind. Die ehrenamtlichen Betreuer beraten auch immer wieder Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, unterstützen sie bei der Suche nach spezialisierten Rechtsanwälten, bei der Beantragung einer lebenslangen Opferrente oder mit der Zahlung einmaliger Soforthilfen bis zu 300 Euro. Zentrale Anlaufstelle auch für Menschen in Köln ist das Landesbüro in Düren, Telefon 02421/16622.
Zwangsprostitution
Eine besondere Form der Ausbeutung und seit 2016 ein eigener Straftatbestand neben dem Menschenhandel. Vor 2016 war der Begriff rechtlich nicht definiert. Bei Verurteilung drohen dem Täter zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Haft. Die meisten Opfer stammen aus Deutschland sowie aus Ost- und Südosteuropa. Häufig werden die Frauen angeworben, indem der Täter ihnen eine legale Arbeit etwa in der Gastronomie oder Hotellerie verspricht.