Köln – Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man. Für das designierte Kölner Dreigestirn ist sie mit der Absage des klassischen Rosenmontagszuges sowie einer Proklamation ohne Publikum schon vor Silvester gestorben. Aus dem Traum von „Eimol Prinz ze sinn“ wird eine Tour der Leiden fürs Brauchtum.
Und was besonders bitter ist: auch im zweiten Anlauf. Denn bis noch vor wenigen Wochen war die Vorfreude nicht nur des Trifoliums groß auf eine „normale“ Session, die Politik hatte keine Einschränkungen für Geimpfte versprochen.
Weit gefehlt. Der Prinzenwagen steckt tief im Sumpf der Pandemie. Obwohl es keinen Lockdown gibt, wird der Karneval de facto ausgesetzt. Das versteht nicht jeder. Der Jeck ist doppelt geimpft und geboostert – und fühlt sich nicht gesund, sondern geteert und gefedert.
Klar, dass angesichts einer drohenden Omikron-Welle die Vereine nicht ins Risiko gehen wollen und lieber freiwillig Veranstaltungen absagen, darauf hoffend, dass der Ministerpräsident sein Wort mit der versprochenen finanziellen Absicherungen hält. Ständig wechselnde Szenarien machen eine Planbarkeit für Veranstalter unmöglich. Die Willkür regiert: Warum der eine ganz ohne Zuschauer auskommen muss, während andere 750 Besucher reinlassen dürfen, kapiert niemand.
Aber zurück zum Dreigestirn, dem man die Bereitschaft, trotz allem seine Rolle zu spielen, nicht hoch genug anrechnen kann. Denn eines ist sicher: Es muss ein Dreigestirn geben in dieser Stadt. Zu stark das Symbol, zu groß die Strahlkraft, zu bedeutend die soziale Komponente des Karnevals. Und dabei geht es nicht nur um die Gelder, die das Trifolium einsammelt und weitergibt. Wer einmal erlebt hat, wie ein Kind in der Onkologie die Jungfrau anhimmelt, eine demente Seniorin „Ach wär’ ich nur...“ mit dem Prinzen singt, ein Blinder den Bauern mit Händen sieht, der weiß, das in Köln die Hoffnung erst ohne Dreigestirn stirbt.