Kommentar zu Corona-KarnevalNur ein Veranstaltungsverbot kann die Vereine retten
- Karnevalsoffizielle aus Köln, Bonn, Düsseldorf und der Region hatten sich mit der Landesregierung getroffen, um ein Verbot von Karnevalsveranstaltungen zu erreichen.
- Was im ersten Moment überrascht, ist zum Wohle der Vereine gedacht: Nur wenn die Landesregierung ein Verbot ausspricht, können die Gesellschaften aus bestehenden Verträgen ohne Schaden zurücktreten.
- Ein sinnvoller Schritt, kommentiert unser Autor Stefan Worring.
Köln – Für manche Karnevalisten mag es ein Schock sein, wenn ihre Interessenvertreter nach Düsseldorf zur Landesregierung fahren mit dem Ziel, alle Sitzungen, Bälle und Karnevalspartys verbieten zu lassen. Sind die noch ganz bei Trost? Ja, leeven Jeck, denn sie retten gerade die Karnevalsvereine. Nur durch ein Verbot erhalten die Präsidenten – egal ob in Köln-Bickendorf, Zülpich oder Münster – die Rechtsgrundlage, aus bestehenden Verträgen auszusteigen, ohne dass ihre Karnevalsgesellschaften finanziell ruiniert werden.
Insofern ist das Ansinnen der Repräsentanten des Karnevals in Rheinland und Westfalen sinnvoll. Und der geschlossene Auftritt bei der Düsseldorfer Staatskanzlei zeigt, wie (überlebens-)wichtig das Erreichen diese Ziels ist.Vertreter der Landesregierung sehen das genauso – und plädieren für die generelle Absage „geselliger Veranstaltungen“. Das sei durch die aktuelle Corona-Schutzverordnung bereits abgesegnet, lautet ihre Interpretation.
Sessionseröffnung am 11. November rückt näher
Es ist keine Überraschung, dass die Karnevalsoberen nicht mehr daran glauben, traditionelle Karnevalsumzüge in der kommenden Session durchführen zu können. Aktuell sind Züge auf keinen Fall durchführbar, das sieht auch das Land so. Nicht umsonst haben einige Veranstalter ihren Zoch bereits vor dem Treffen am Freitag abgesagt. Trotzdem ist es nachvollziehbar, dass mancher mit der Absage wartet. Schließlich ist es bis zum Karnevalswochenende – Rosenmontag ist erst am 15. Februar 2021 – noch fast fünf Monate hin.
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Was mehr unter den Nägeln brennt, ist die Sessionseröffnung am 11.11.. Denn jenseits aller Veranstaltungen, auf deren Organisation die Karnevalsoffiziellen zumindest Einfluss haben, muss man davon ausgehen, dass am Elften im Elften gerade in Köln trotz Corona Tausende Feierwütige in der Stadt mehr oder weniger hemmungslos Party machen.
Superspreader im Superman-Kostüm muss gestoppt werden
Was oft mit Brauchtum wenig zu tun hat, birgt in der Pandemie unkontrollierbare Gefahren: der Superspreader im Superman-Kostüm hat eben keine übermenschlichen Kräfte, sondern verbreitet das Virus wie jeder andere. Deshalb ist die Forderung nach Alkohol- und Verweilverboten richtig. Beschließen müssen dies die Städte, die auch gefordert sind, wenn es um die rigorose Durchsetzung geht. Hoffentlich sind entsprechende Konzepte für den Umgang damit schon vorbereitet.
Mancher wird sich fragen, warum denn nicht gleich der Karneval komplett abgesagt wird. Zwei Gründe sprechen dagegen. Auch ein Verbot wird nicht verhindern können, dass die Jecken verkleidet auf die Straße gehen. Zweitens sollte man auch den wirtschaftlichen Faktor nicht vergessen. Der Schaden ist jetzt schon immens. Ein Generalverbot würde zahllose Unternehmer ruinieren. Und wir als Gesellschaft müssen solidarisch sein mit den Rednern, Musikern, Wirten, Veranstaltern, Vereinen. Kultur ist systemrelevant. Der Karneval auch