Die Karnevalsverantwortlichen in Köln bereiten sich auf unterschiedliche Szenarien für den Sessionsauftakt vor.
Gesundheitsminister Jens Spahn sagte am Dienstag: „Ich kann mir Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie, schlicht nicht vorstellen.“
Wie reagiert das Festkomitee? Kann es eine Eröffnung in der Altstadt geben? Wie steht es um die Veranstaltungen am 11.11.? Und wieso gibt es noch kein Dreigestirn? Wir beantworten die wichtigen Fragen und geben ein Update.
Köln – Es sind noch fast drei Monate, bis am Elften im Elften die Karnevalssession 2020/2021 eröffnet werden soll. Da sagt Gesundheitsminister Jens Spahn: „Ich kann mir Karneval in diesem Winter, mitten in der Pandemie, schlicht nicht vorstellen.“ Schon seit dem coronabedingten Shutdown im März arbeiten die jecken Funktionäre an diversen Szenarien, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Die Offiziellen wollen sichtbar Karneval feiern, der keinem weh tut und dennoch allen Pandemie-Auflagen gerecht wird. Allen Beteiligten ist klar, das der Ausgang des „Probelaufs“ 11.11. massive Auswirkungen auf die restliche Session haben könnte. Da sich die Umstände permanent verändern, sind weiterhin viele Fragen offen. Ein Update.
Wie wird die Session am 11.11. in der Altstadt eröffnet?
Die veranstaltende Willi-Ostermann-Gesellschaft um Präsident Ralf Schlegelmilch bleibt bei ihren bisherigen Aussagen. „Wir haben einen Plan A auf dem Heumarkt und einen Plan B am Ostermannbrunnen“, sagt Schlegelmilch. „Für welche Variante wir uns entscheiden, wissen wir jetzt noch nicht. Vielleicht sind wir ja schon ein Stück weiter, wenn sich Mitte September erneut der Runde Tisch trifft. Bis jetzt gibt es da noch kein Ergebnis. Aber die Verantwortung den Menschen gegenüber ist dabei das ganz große Thema.“ Wenn man mit einem zahlenmäßig begrenzten Publikum feiern dürfe, habe die KG ein ausreichendes Hygienekonzept. „Wir würden den Heumarkt unter den gegebenen Umständen hinkriegen.“ Wenn es von offizieller Seite anders entschieden würde, werde es nur die TV-Produktion des WDR mit den Künstlern am Ostermann-Brunnen geben. Schlegelmilch: „Eine Fernsehproduktion wird ja wohl in jedem Fall möglich sein. Einen Plan C, sprich die komplette Absage der Sessionseröffnung, haben wir nicht.“
Was sagt das Festkomitee Kölner Karneval (FK) dazu?
„Wir gehen momentan von der kleinen Lösung am Ostermann-Brunnen aus“, sagt FK-Sprecher Michael Kramp dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Eine finale Entscheidung sei aber bis tief in den Oktober möglich, da der organisatorische Vorlauf nur 14 Tage betrage. Unabhängig von dieser zentralen Veranstaltung müsse man sich Gedanken machen: „Zu glauben, wir sagen den Heumarkt ab, und dann kommt keiner, ist illusorisch.“ Die Stadt müsse darauf vorbereitet sein, das unabhängig von einzelnen Veranstaltungen Tausende Menschen in die Stadt kommen. „Die Stadt muss ein Konzept haben für den öffentlichen Raum.“ Zuständig von Seiten der Stadt ist der Corona-Krisenstab, der allerdings abwarten muss, bis das Land eine neue Corona-Schutzverordnung veröffentlicht.
Wann ist mit einer neuen Schutzverordnung zu rechnen?
Das Land wird zunächst die Auswirkungen der letzten Urlaubswellen abwarten und sich die Entwicklung der Fallzahlen anschauen. Mutmaßlich wird es auch deshalb keine neuen Anordnungen vor der Kommunalwahl am 13. September geben. Bis dahin macht es auch wenig Sinn, andere Entscheidungen zu treffen.Bereits vor vier Wochen haben Vertreter der FKs von Köln, Düsseldorf, Aachen und Bonn bei der Staatskanzlei in Düsseldorf Handlungsempfehlungen für ehrenamtliche Funktionäre eingereicht. Diese werden derzeit vom Gesundheitsministerium begutachtet.
Was ist mit dem zweiten großen Open Air am Tanzbrunnen?
Unter dem Motto „Ävver sicher!“ startet die Große von 1823 ihren bereits achten Countdown in die neue Session „natürlich unter Beachtung der geltenden Auflagen der Corona-Schutzverordnung“. Präsident Joachim E. Zöller gibt sich optimistisch: „Wir planen, unser Programm mit allen Top-Bands wie gewohnt familiengerecht durchzuführen. Derzeit wären 2200 Besucher möglich – für jeden gibt es einen Sitzplatz.“ Eventuell könne man das Programm, das bereits morgens beginnt und bis in den Abend hinein dauert, etwas verkürzen. Aber auch Zöller hat einen Plan B: „Sollten keine Zuschauer zum Tanzbrunnen kommen dürfen, werden wir anbieten, das Programm als Livestream frei haus zu liefern.“
Die neun Kölner Traditionskorps überlegen, eine gemeinsame Veranstaltung in der Lanxess-Arena zu organisieren. „Es gibt Gespräche“, bestätigt Arena-Geschäftsführer Stefan Löcher auf Anfrage dieser Zeitung. Man habe schließlich bereits 20 Konzerte unter Corona-Bedingungen erfolgreich durchgeführt. 2400 Besucher seien im Moment zugelassen. „Dank der Centerstage sind die Besucher nah dran, und der Energiestrom zwischen Bühne und Publikum ist sehr intensiv“ so Löcher. „Das haben wir gerade beim Bläck-Fööss-Konzert eindrucksvoll erlebt.“ Ein Programm sei noch nicht erarbeitet, aber es sei davon auszugehen, dass bei dieser Brauchtumsveranstaltung auch die Bands auftreten könnten, die am Heumarkt und am Tanzbrunnen unterwegs seien. „Und das soll ja keine Party werden“, so der Manager.
Die Idee zu einer gemeinsamen Veranstaltung der Traditionskorps in der Arena ist bei einem Gespräch der neun Präsidenten entstanden, sagt Armin Hoffmann, Vize-Präsident der Blauen Funken. Viel mehr als die Idee haben man gegenwärtig noch nicht. Man wisse nicht, ob die derzeit erlaubten 2400 Besucher dann noch kommen dürfen. Hoffmann: „Es kann schlimmer werden, es kann auch besser werden.“ Die Veranstaltung soll sich nicht nur an die Mitglieder der Korps richten, sondern ein Angebot an alle Kölner sein. Und das vom Vormittag an, um so mögliche Parallel-Veranstaltungen in der Stadt zu entlasten.
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Eine Party hatten eigentlich auch die Roten Funken im Maritim geplant.Die große Funkenparty „Rote Funken Alaaf“ im Maritim wird dieses Jahr ausfallen. „Alles, was diese Party ausmacht, ist unter Corona-Bedingungen nicht möglich“ sagt Funken-Sprecher Günther Ebert. Deshalb werde man sich am 11.11. wohl auf das neue Format in der Lanxess-Arena konzentrieren.
Was wird aus der Veranstaltung der Nippeser Bürgerwehr?
Die Nippeser Bürgerwehr bezweifelt, an ihrer Sessionseröffnung an der Eigensteintorburg festhalten zu können. „Wir lieben diese Veranstaltung, aber in diesem Jahr wird das wohl nicht zu machen sein“, sagt Präsident Michael Gerhold. Anders als in den Vorjahren habe man für den Termin bislang auch noch keine Künstler verpflichtet. Festhalten will man aber auf jeden Fall an dem Fackelzug, der sich in den vergangenen Jahren stets an die Veranstaltung am Eigelstein angeschlossen hatte und bei dem 150 bis 200 Appelsine-Funken zum Vereinslokal „Em Golde Kappes“ marschiert waren. Gerhold: „Da hängen wir dran. Und das ist auch mit Publikum möglich, wenn die Menschen aus den Fenstern oder vom Straßenrand aus zusehen. Da ist ja kein Andrang wie beim Rosenmontagszug.“
Wieso gibt es noch kein Dreigestirn?
Normalerweise stellt das Festkomitee das designierte Dreigestirn nach dem Ende der Sommerferien vor. Auch das wird dieses Jahr anders sein. Nicht, weil es an Bewerbern mangeln würde, wie das FK betont, sondern weil eben dank Corona so viele Fragen offen seien. Um dem Trifolium möglichst genau sagen zu können, was auf sie zukommt – schlimmstenfalls eine Session ohne Rosenmontagszug und ohne Sitzungen – wird die Entscheidung wohl erst im Oktober verkündet.